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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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früher.«
    Maxie hob ihren Rucksack und Hut auf. Als sie den Hügel zur Straße hinabliefen, fragte sie sich unwillkürlich, ob sie es wirklich wagte, diese gemeinsame Reise fortzusetzen.
    Schläfrig lehnte der Marquis of Wolverhampton in den bequemen Polstern seiner Kutsche.
    Wenigstens fand diese bizarre Verfolgungsjagd bei gutem Wetter statt und die Straßen waren in erträglichem Zustand. Giles war sich nicht sicher, ob er den Ausreißern tatsächlich auf der Spur war, aber einwandfrei befand er sich dicht hinter Lady ROSS. Ihre gelbabgesetzte Kutsche war sehr viel leichter zu verfolgen als zwei Fußgänger.

    Er war fast eingeschlafen, als scharfe Schüsse das gleichmäßige Rumpeln der Kutsche übertönten.
    Giles riß das Fenster auf und rief seinem Kutscher zu: »Kannst du sehen, was da vor sich geht?«
    »Es scheint sich um einen Überfall zu handeln, Mylord«, rief der Kutscher zurück. »Ich nehme an, Sie wünschen nicht umzukehren, um der Auseinandersetzung zu entgehen?«
    »Du vermutest richtig. Bereite dich darauf vor, notfalls eingreifen zu müssen.« Während Giles die Pistole lud, die für Notfälle in der Kutsche mitgeführt wurde, fragte er sich plötzlich, ob es sich bei dem Opfer um Lady ROSS handeln könnte.
    Wohl kaum. Allerdings reiste sie in geringem Abstand vor ihm, und eine Kutsche wie ihre war ein hervorragendes Ziel. Herr im Himmel, vermutlich würde sie die Straßenräuber wüst beschimpfen und für ihre Unbotmäßigkeit erschossen werden.
    Giles’ Kutsche bog um eine Kurve, und der Kutscher zügelte die Pferde mit aller Kraft, um zu verhindern, daß sie mit einem quer zur Straße stehenden Fahrzeug zusammenprallten. Er stieß die Tür auf und sprang hinaus. Einen Moment gesellte sich sein Leibwächter, der auf dem Kutschbock gesessen hatte, mit einem Karabiner zu ihm. Vor ihnen verschwand ein reiterloses Pferd laut wiehernd und auskeilend im Wald. Es handelte sich in der Tat um die gelb abgesetzte Kutsche, aber ihre Hilfe war nicht mehr vonnöten.
    Lady ROSS stand reglos da und starrte auf einen Körper zu ihren Füßen, während ihr Leibwächter in der Nähe einen anderen am Boden Liegenden inspizierte. In der Luft lag der metallische Geruch von Blut. Beide Kutscher waren bemüht, die Pferde ruhig zu halten.
    Giles war erleichtert, Lady ROSS unversehrt vorzufinden. Es wäre höchst bedauerlich gewesen, wenn eine so ; prachtvoll energische Person einen so sinnlosen Tod gefunden hätte.
    Sie blickte auf und erkannte ihn. Trotz der Feindseligkeit ihrer ersten Begegnung schien sie erfreut, ein bekanntes Gesicht zu sehen.
    Giles senkte die Pistole und ging auf sie zu. »Sind Sie und Ihre Leute unversehrt?«
    Sie nickte und wollte etwas sagen, aber kein Ton kam über ihre Lippen. Nachdem sie ein paarmal heftig geschluckt hatte, sagte sie: »Offenbar haben die Räuber . kaum mit Widerstand gerechnet. Offenbar zwei Amateure.« Sie hob die Hand, um ihre Haube zu richten, hielt aber inne und starrte die Pistole in ihrer Hand an.
    »Großer Gott«, rief Giles. »Haben Sie sie selbst erschossen?«
    »Glücklicherweise ist es dazu nicht gekommen.
    Meine Männer sind Kriegsveteranen.« Ihr Lächeln geriet ein wenig schief. »Sie hatten Schwierigkeiten, nach der Entlassung aus der Armee Arbeit zu finden. Ich dachte, ich würde ihnen einen Gefallen tun, als ich sie einstellte.
    Keineswegs rechnete ich damit, daß meine gute Tat auf so dramatische Weise belohnt werden würde.«
    »Ein gutes Argument für Wohltätigkeit.« Giles blickte zu dem Mann hinüber, der neben der Kutsche lag. »Sind beide Räuber tot?«
    »Ich nehme es an.«
    Als Giles den hingestreckten Mann betrachtete, durchzuckte es ihn eiskalt. Die Haare waren sehr blond und ein bißchen länger als üblich. Nein, das war doch unmöglich… Sein Herz setzte einen Schlag aus. »Der Rock…«, flüsterte er heiser. »Es sieht genauso aus wie der, den Robin am Tag seines Verschwindens trug. Und die Haare sind…«
    Er begann auf den Mann zuzulaufen.
    Desdemona holte scharf Luft. Der Tote konnte unmöglich Lord Robert sein. Dennoch… Es war nicht unüblich, daß sich ungebärdige junge Gentlemen mit dem Straßenraub vergnügten, und die Räuber hatten keinen sehr erfahrenen Eindruck gemacht. Sie warf einen entsetzten Blick auf die andere Leiche, aber die war mit Sicherheit nicht Maxima.
    Doch das schloß nicht aus, daß der Tote dennoch Lord Robert war. Die Möglichkeit, daß der Halunke eine so verabscheuungswürdige Tat begangen haben

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