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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Wort über sich selbst verlauten, das sie ihm glauben konnte.
    Allmächtiger, sie wußte doch nicht einmal, wie er wirklich hieß. Nie wieder würde sie der Täuschung erliegen, daß geheimnisvoll gleichbedeutend mit Schweigen war.
    Noch merkwürdiger war die Tatsache, daß er sich wie ein vollendeter Gentleman benahm – so vollendet, daß sie sich zu fragen begann, ob mit ihr vielleicht etwas nicht stimmte. Nicht, daß sie sich wünschte, er würde ihr zu nahe treten, aber zumindest wäre das ein Verhalten, das sie verstanden hätte.
    Statt dessen befand sie sich in der Gesellschaft eines Reisegefährten, der sich in höchstem Maße unbegreiflich verhielt. Das alles wirkte äußerst verwirrend, und man vergaß dabei allzu leicht, daß Robin bei all seinem Charme ein unverbesserlicher Schurke war.
    Als ihr Weg durch einen kleinen Wald führte, brach Robin das Schweigen mit der Frage: »Habe ich Ihnen eigentlich schon von der Zeit erzählt, als ich in Australien bei einem Zirkus gearbeitet habe?«
    Lächelnd fragte sie sich, was er ihr nun wieder auftischen würde. »Noch nicht. Ihr Repertoire an amüsanten und zutiefst unglaubwürdigen Geschichten scheint grenzenlos zu sein. Erzählen Sie mir von dem Zirkus. Höchstwahrscheinlich waren Sie die Krönung des Hochseilakts.«
    »Keineswegs«, entgegnete er freundlich. »Der Umgang mit Pferden ist sehr viel einfacher, daher beschränkte ich mich auf Reiterkunststückchen.
    Mein Kosakentrick wurde sehr bewundert.«
    »Robin, erzählen Sie mir auch die Wahrheit?«
    Er warf ihr einen tiefverletzten Blick zu. »Die Wahrheit kann jeder Dummkopf erzählen. Aber zum Lügen muß man schon begabt sein.«
    Maxie lachte noch immer, als zwei Reiter aus dem Unterholz brachen. Beide waren maskiert und hatten Pistolen in den Händen.
    »Her mit Geld und Gut!« schrie der eine. Er war drahtig und blond, hinter den Sehschlitzen funkelten frettchenähnliche Augen.
    Maxies Herz krampfte sich vor Angst zusammen.
    Obwohl sie die Gefahren der Straße kannte, hätte sie doch nicht erwartet, tatsächlich auf Straßenräuber zu treffen. Die beiden wirkten nervös und sehr, sehr gefährlich.
    Neben ihr hob Robin die Hände. »Ihr müßt wirklich arm dran sein, wenn Ihr Leute wie uns ausrauben müßt«, erklärte er ruhig. »Bei uns ist nichts zu holen. Ihr solltet Euch lieber auf der Great North Road an den feinen Kutschen schadlos halten.«
    »Zuviel Betrieb da drüben«, brummte der andere Räuber, ein dunkelhaariger, untersetzter Mann, der seine Waffe unverwandt auf Robins Brust gerichtet hielt. »Da verliert man leicht das Leben.«
    »Die Zeiten sind hart«, sagte der Blonde. »Ihr mögt nicht viel haben, aber selbst ein paar Schilling sind besser als nichts. Sieh nach, was sie bei sich tragen, Jem.«
    Jem stieg vom Pferd und durchsuchte Robins Taschen, in denen er ein paar Münzen fand.
    Nachdem er auch den Rucksack gefilzt hatte, meinte er gereizt: »Er hat nicht gelogen. Da ist nichts.«
    Der blonde Mann fuchtelte mit seiner Pistole.
    »Durchsuche den Burschen. Vielleicht hat der die Wertsachen bei sich, weil man sie bei ihm nicht vermutet.«
    Maxie stand stocksteif, während er an ihr herumtastete. Sie hatte sie sich die Brüste flach an die Rippen gebunden, und das verhinderte glücklicherweise, daß er das Geschlecht seines Opfers herausfand. Auch das Messer in ihrem Stiefel entdeckte er nicht. Aber ihre Innentaschen fand er schnell und zog die Mundharmonika heraus. »Was ist das, Ned?«
    »Eine Art Mundorgel«, erwiderte Ned.
    »Möglicherweise einen Schilling oder zwei wert.«
    Maxie biß sich auf die Lippe. Wenigstens waren ihm die Ohrringe entgangen, die sich in derselben Tasche befanden. Härter war es da schon, daß Jem die Uhr ihres Vaters erspähte. Er zog sie heraus und ließ einen befriedigten Pfiff hören. »Du hattest recht. Der Bursche hat das Wertvolle. Die hier ist aus Gold und ein hübsches Sümmchen wert.«
    »Gib sie mir.« Nachdem er sie inspiziert hatte, nickte Ned und steckte die Uhr ein. »Und nun untersuche den Hals den Burschen. Er trägt eine silberne Kette.«
    Maxie zuckte unwillkürlich zurück, als Jems schmutzige Finger an ihrem Hals nestelten. Sein Alkoholatem wehte ihr ins Gesicht. »Nun, ich will verdammt sein, wenn heute nicht unser Glückstag ist.« Er zog das Kreuz heraus, öffnete den Verschluß und steckte die Kette in die Tasche.
    »Nein!« flehte sie. »Nehmen Sie mir das nicht fort. Es ist von meiner Mutter – das einzige, was ich noch von ihr

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