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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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ist das nicht viel anders, als einen Soldaten auf dem Schlachtfeld zu erschießen.«
    »In diesem Fall ging es um Verführung, nicht um Mord«, erwiderte er. Die Selbstverachtung in seiner Stimme war unüberhörbar. »Ein Kammermädchen, schlicht und ein wenig scheu, aber ganz reizend. Jeanne war so so dankbar für meine Aufmerksamkeit. Ich gab vor, ein loyaler französischer Soldat zu sein, der sich von seinen Verwundungen erholt und zu gern sehen würde, wo sein geliebter Kaiser arbeitet. Es war nicht schwer, sie dazu zu überreden, mir die Bibliothek zu zeigen.« Seine Finger krallten sich schmerzhaft in ihren Arm. »Ich hasse es, Frauen auf diese Weise auszunutzen, die tiefsten und aufrichtigsten Gefühle zwischen Mann und Frau zu pervertieren.
    Aber ich habe es getan. Gott helfe mir, ich habe es getan.«
    »Es gibt Männer, die Frauen buchstäblich aus Spaß ruinieren. Du hattest zumindest einen Grund«, entgegnete Maxie leise. »Hat Jeanne jemals erfahren, daß du sie benutzt hast?«
    »Nein. Ich erzählte ihr, daß mein Regiment nach Österreich verlegt würde und verabschiedete mich zärtlich von ihr. Sie… sie weinte und betete für mein Wohlergehen. Noch immer sehe ich ihr Gesicht vor mir…«
    »Jeanne hat beim Abschied von dir vielleicht geweint, aber ich versichere dir, daß es ihrem Selbstbewußtsein sehr gut getan hat, von einem Mann wie dir begehrt zu werden.«
    Robin wollte etwas antworten, aber sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Sag jetzt nicht, daß du sie verraten hast. Das weiß ich selbst. Aber du hast ihr auch ein bißchen Glück gegeben und dafür gesorgt, daß sie ihren Stolz und ihre Würde behält.«
    »Daß ich mich immer bemühte, nicht unnötig grausam vorzugehen, macht meine Taten nicht besser«, entgegnete er tonlos.
    Sie runzelte die Stirn und versuchte, sich an seine Stelle zu versetzen. »Für einen Spion ist unmoralisches Verhalten ein großer Vorteil. Aber ein Mensch, der grundsätzlich anständig ist – wie du –, muß es verabscheuen. Wie hast du es nur geschafft, so lange durchzuhalten?«
    Er holte rasselnd und abgehackt Luft. »Indem ich meine ärgsten Taten verdrängte und so tat, als hätte sie ein anderer begangen. Das hat lange Zeit funktioniert. Aber nach Kriegsende, als es keine Krisen mehr zu bewältigen gab, wurde mir alles bewußt.«
    »Und dann kamen die Alpträume.«
    »Ja.«
    Sanft strich sie über seinen verspannten Rücken und dachte daran, wie sie versucht hatte, ihm beizubringen, dem Wind zuzuhören. Wieder spürte sie die verwirrende Vielfältigkeit seines Charakters, aber diesmal verstand sie, daß viele dieser Widersprüchlichkeiten tiefen seelischen Qualen entstammten. Auch wenn er seine Seele nicht verloren hatte, schien er sich einem psychischen Zusammenbruch immer mehr zu nähern.
    Am Morgen würde Robin zwar die Mauern wieder um sich errichtet haben, die ihn vor dem Verzweifeln retteten und so unbekümmert wie immer wirken. Aber die Verdrängung, die ihm das Überleben ermöglicht hatte, stand nun kurz davor, ihn zu zerstören.
    Ihre Mutter hatte sie gelehrt, daß Alpträumen nachgegangen werden mußten. Damit Robin geheilt werden konnte, mußte Licht in die Düsternis seiner Seele gebracht werden.
    Maxie erschauerte und fühlte sich unendlich hilflos. Er brauchte einen stärkeren und weiseren Menschen, aber im Moment war sie das einzige, was er hatte. Tiefer in seine Qualen einzudringen, würde sie beide verletzen. Doch wegen Robins geistiger und seelischer Gesundheit mußte sie es versuchen, selbst wenn er sie dafür verachtete.
    »Erzähl mir alles, was dich quält, Robin«, sagte Maxie leise.
    Er atmete tief durch. »Ich habe bereits zuviel gesagt.«

    »Glaubst du, ich wäre zu schwach für die Wahrheit? Ich bin keine behütete englische Unschuld. Ich habe bereits genug vom Leben gesehen, um vieles zu verstehen.«
    »Aber du bist auch so klar und offen wie die Sonne. Wie solltest du mich da nicht für meine Taten verabscheuen?« fragte er verzweifelt.
    Weil ich dich liebe. Die Worte kamen tief aus ihrem Inneren und waren so mächtig, daß es ihr schwerfiel, sie nicht auszusprechen. Aber es gelang ihr, weil das letzte, was Robin jetzt brauchte, unverlangte Liebeserklärungen waren.
    »Ich habe eine Vorliebe für Schurken«, sagte sie statt dessen, »besonders für ehrenhafte Schurken. Seit wir unterwegs sind, hast du sehr viel Gutes getan. Du hast Dafydd Jones vor dem Ochsen gerettet. Du hast mich davon abgehalten, Simmons zu töten,

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