Der Spion und die Lady
wiederholte sie innerlich seine Worte, um sicherzugehen, daß sie sich nicht verhört hatte. Dann setzte sie sich auf und sah ihn an.
Reglos lag Robin in den Kissen und blickte sie an.
Das Kerzenlicht spielte auf seinen Zügen, war aber zu schwach, um sie den Ausdruck in seinen Augen erkennen zu lassen.
»War das ein Antrag oder lediglich ein Ausdruck deines bizarren Humors?« fragte sie, hin- und hergerissen zwischen Schock, Freude und unbändigem Verlangen. Seufzend blickte er zur Decke empor. »Vermutlich kann ich mich nicht dazu überwinden, dir einen formvollendeten Antrag zu machen. Würden wir heiraten, lägen schließlich alle Vorteile bei mir. Du wärst eine Törin, mich zu heiraten, und du bist zu intelligent, das nicht zu erkennen.«
Maxie wußte nicht, ob sie lachen, weinen oder toben sollte. Die Emotionen der Nacht hatten sie zu dem Eingeständnis gezwungen, daß sie Robin liebte, obwohl sie sich keineswegs sicher war, ob sie ihn verstand oder ihm auch nur umfassend vertraute.
Womit sie nicht sagen wollte, daß sie ihm nicht vertraute. Sie zweifelte keinen Augenblick daran, daß er eine einmal eingegangene Verpflichtung auch einhalten würde. Und sie verstand ihn jetzt sehr viel besser als noch eine Stunde zuvor.
Dennoch… »Eine Heirat mit dir wäre nicht ohne Reiz, aber ich kann mir unser gemeinsames Leben nicht recht vorstellen. Dafür kommen wir aus zu unterschiedlichen Welten. Und auch wenn ich in der Vergangenheit ein Wanderleben geführt habe, heißt das doch nicht, daß ich es auch in der Zukunft so halten möchte.«
»Ich auch nicht. Ich verspreche dir, daß du ein Dach über dem Kopf haben wirst.« Seine Lippen verzogen sich selbstironisch. »Ich bin nicht ganz so sorglos, wie es den Anschein hat.«
»Robin, sieh mich an.« Als er ihr den Blick zuwandte, fügte sie hinzu: »Warum willst du mich heiraten? Von Liebe hast du bisher nichts gesagt.«
Seine Augen schlossen sich sehr schnell. »Ich kann dir vieles versprechen, Kanawiosta.
Sicherheit, Treue, meine aufrichtigen Anstrengungen, dich glücklich zu machen. Aber Liebe? Ich glaube, dazu bin ich nicht unbedingt fähig. Es wäre klüger, dir das nicht zu versprechen.«
Nicht einmal beim Tod ihres Vaters hatte Maxie einen solchen Schmerz verspürt. Robins schonungslose Offenheit trieb ihr ein wildes Schluchzen in die Kehle. Doch statt dessen griff sie nach seiner Hand, küßte sie und drückte sie an ihre Wange. »Willst du mich, weil ich im Gegensatz zu Maggie hier bin?«
»Nein.« Er öffnete die Augen, seine Finger schlossen sich um ihre Hand. »Meine Gefühle für dich haben nichts mit Maggie zu tun. Ich habe für sie viel empfunden und empfinde noch immer viel für sie. Das wird sich nicht ändern, aber ich möchte dich nicht als ›Ersatz‹ für sie.« Ein leichtes Lächeln huschte über seine gutgeschnittenen Züge. »Du bist viel zu sehr du selbst, um jemals für eine andere gehalten werden zu können.«
Maxie wußte nicht, wie sie reagieren sollte.
»Fürsorge und Treue sind wichtig, sogar unverzichtbar. Aber reicht das aus?«
»Vergiß die Leidenschaft nicht.« Er zog sie neben sich aufs Bett. »Seit ich dir begegnete, habe ich sie keine einzige Minute lang vergessen.«
Er nahm sie in die Arme. Ihre Lippen trafen sich, und sie glaubte, im Feuer des Verlangens zu vergehen. Schon früher war es zu Küssen und Umarmungen gekommen, aber die waren irgendwie stets von Zweifeln überschattet gewesen. Diesmal war es völlig anders. Robin schien sich ganz auf sie zu konzentrieren, auf sie ganz allein.
Und Maxie reagierte mit der ganzen Heftigkeit ihres sehnsüchtigen Verlangens. Die Emotionen der Nacht hatten alle Hemmungen
davongeschwemmt, und ihre Gefühle lagen so bloß wie ihre Körper. Für einen kurzen, wilden Moment gab es keine Fragen, nur Berührungen, Zärtlichkeiten und Entdeckungen. Ganz gleich, wie qualvoll Robins Vergangenheit war, wie katastrophal seine Gegenwart, wie unsicher seine Zukunft – sie liebte ihn.
Abrupt entzog er sich ihr und verbarg das Gesicht in den Kissen. »Die Leidenschaft ist eine zu einfache Lösung. Keiner von uns ist, glaube ich, in der Lage, Entscheidungen zu treffen.«
Seine Worte verschlugen ihr fast den Atem. Ihre Hände krampften sich um die Bettdecke, während sie versuchte, ihre wirren Gedanken zu ordnen.
Warum hatte sie sich nicht einen egoistischeren Mann gesucht, der nur an die Befriedigung seines Verlangens dachte?
»Du hast recht, Robin«, sagte sie schließlich mühsam
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