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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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sich hier zur Ruhe. Und wenn Pino von Problem spricht, ist es ernst. Es kann gut sein, dass die Bosse irgendwann anfangen, sich hier zu bekriegen. Aber noch herrscht Burgfrieden. Und was diesen Subkow betrifft, vielleicht ist er kein Mitglied der Russenmafia, vielleicht arbeitet er auf eigenes Risiko, dann wird Pino dir gerne behilflich sein. Ich werde nachher mit ihm sprechen und informiere dich dann. Deine Handynummer ist noch die alte?“
    Sie gab ihm die neue Nummer und verschwieg, dass sie die Nummer eigens für diesen pikanten Zweck beschafft hatte. Danach würde sie die Nummer vernichten.
    Giorgio musste in die Küche, sein zweiter Koch war wegen des Magen-Darm-Virus ausgefallen. Er lud Marion ein, das Mittagsmenü zu probieren. Er wusste noch, wie gern sie Lasagne aß. Die Lasagne war tadellos, der Wein auch.

44
    Obwohl Samstag war, saßen Verena und Stollmann in ihrem Büro und ließen die Trauerfeier in der Marktkirche Revue passieren. Beide hatten teilgenommen, sich in die letzte Reihe verdrückt, von dort hatte man den besten Überblick.
    „Die Witwe hat einen sehr gefassten Eindruck gemacht, und Bitter ist nicht von ihrer Seite gewichen. Ganz Kavalier alter Schule“, stellte Verena fest. „Die ältere Frau in ihrer Begleitung war vermutlich ihre Mutter aus AlmerÍa. Seine Mutter war es jedenfalls nicht, die ist nicht gekommen. Nichts anderes habe ich erwartet.“
    Stollmann nieste zum wiederholten Mal. „Scheiße, ich habe mich erkältet. Meine Süße hat mich angesteckt.“ Er grinste breit. „Hast du Sonja Schreiber gesehen? Sie sah erbärmlich aus, sie muss voll wie eine Schnapsdrossel gewesen sein, hat sich beim Rausgehen an den Kirchenbänken festgehalten und mächtig gewankt, sie konnte kaum noch gehen.“
    „Offenbar hat ihr der Mord den Rest gegeben und sie ist nicht mehr in der Lage, eine halbwegs passable Fassade zu erzeugen. Jemand sollte sich um sie kümmern, sonst verwahrlost sie völlig.“
    Stollmann putzte sich umständlich die Nase. „Ich frage mich, was dich so sicher macht, dass sie nicht die Täterin war. Sie ist nicht zurechnungsfähig, solche Menschen neigen zu Kurzschlusshandlungen. Für mich steht sie ganz obenan.“
    „Für mich nicht. Sie ist verzweifelt, sie kommt mit ihrem Leben nicht mehr klar, aber ihre Wut richtet sich gegen sich selbst, sonst würde sie nicht trinken.“
    „Dein Wort in Gottes Ohr. Wenn sie es nicht war, wer dann? Falls du Hübner verdächtigst, der war es ganz bestimmt nicht. Ein anständiger Kerl, einer mit Charakter, keiner von diesen gestriegelten, aalglatten Typen, die die Führungsetagen der Unternehmen und Behörden bevölkern. Und weder bei Bitter noch bei diesem Dr. Dingsbums aus Ulm …“
    „Dr. Jahn.“
    „Genau. Bei beiden war der Abgleich der DNA negativ.“
    Verena seufzte, wischte sich eine Locke aus der Stirn. „Ist mir klar. Wir treten auf der Stelle, Stolli. Wir wissen verdammt viel über Uwe Stein, wie er getickt hat, dass er ein Doppelleben führte, dass er als Kind misshandelt wurde und und und … Dem Täter sind wir dadurch allerdings nicht näher gekommen. Aber ich bin mir sicher: Eine Zufallstat war es nicht. Der Zeitpunkt, der Tatort und vor allem die Tatwaffe. Alles deutet darauf hin, dass jemand den Mord von langer Hand vorbereitet hat.“
    „Womit wir wieder bei der Witwe wären. Vielleicht ist sie klüger, als wir alle ahnen, vielleicht führt sie uns an der Nase rum. Sie kennt die Klaviatur der Politik, hat jahrelang in der Parteizentrale gearbeitet, war mit einem Spitzenpolitiker verheiratet. Vielleicht hat sie die Reaktionen der Politiker vorausgesehen, hat einkalkuliert, dass der versuchte Giftmordanschlag vertuscht werden würde.“
    Verena stand auf, schaute aus dem Fenster. Blauer Himmel, keine Wolke war zu sehen. Jetzt eine Runde Golf, das wär’s, dachte sie. Der pflichtbewusste Teil in ihr erinnerte sie an den überfälligen Besuch bei ihrer Mutter im Seniorenheim.
    „Ich habe nicht vor, sie von der Liste der Verdächtigen zu streichen. Die Sache mit diesem Brief lässt mir keine Ruhe. Ich werde noch mal zu ihr fahren“, sagte sie.
    Dann fiel Stollmann ein, dass er eine Verabredung im Steakhaus am Aegi hatte. Einen Namen nannte er nicht, doch sein vorfreudig entzückter Gesichtsausdruck sprach Bände.
    Verena Hauser hatte Glück. Normalerweise waren deutsche Autobahnen am Wochenende ein Vabanquespiel. Meistens ging es nur stockend voran, häufig nur kriechend und man stand stundenlang im Stau. Heute

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