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Der Spitzenkandidat - Roman

Der Spitzenkandidat - Roman

Titel: Der Spitzenkandidat - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Braumüller <Wien>
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Kind nicht. Kinder sind so schreckhaft. Und dann träumen sie schlecht und wachen nachts schreiend auf.“
    „Aber was hat meine Tochter damit zu tun? Sie ist sieben. Wenn ich wüsste, wo das Geld ist, würde ich es Ihnen geben.“
    „Bis Mittwoch, wie gesagt. Achten Sie morgen auf die Post.“
    Das Schlimmste war: Isabel glaubte dem Unbekannten. Uwe war der Typ, der andere Menschen betrog. Selbst nach seinem Tod ließ er sie nicht in Ruhe. Aber die Summe war unfassbar hoch. Wo versteckte man 1,2 Millionen Euro? Oder hatte er das Geld ausgegeben? Aber wofür? Und wenn …? Sie hatte keine Chance, so viel Geld aufzutreiben. Sie besaß noch die Erbschaft ihres Vaters, 30.000 Euro. Und sie könnte das Haus verkaufen. Wenn man den Baukredit abzog, würden 150.000 Euro überbleiben, bestenfalls.
    Plötzlich erstarrte sie, kalter Schweiß brach aus allen Poren. Katharina! Sie war bei ihrer Freundin, sie war wehrlos. Ihre Hände zitterten so heftig, dass sie zuerst eine falsche Nummer eintippte. Endlich die vertrauten Geräusche: Kinderstimmen im Hintergrund und die Mutter der Freundin. Man war vor einer halben Stunde aus dem Zoo zurückgekommen, jetzt saßen vier Kinder am Tisch, aßen Blaubeerpfannkuchen. Isabel tat so viel Normalität gut.
    Sie sagte: „Ich wollte nur wissen, ob Katharina … Ich hole sie dann um sechs ab.“
    „Natürlich ist sie bei uns, ich bitte Sie. Und abholen müssen Sie sie nicht. Wir hatten doch abgemacht, dass mein Mann sie nach Hause fährt.“
    „Sie haben recht. Wie peinlich, das war mir total entfallen.“
    Nun klang die Mutter besorgt, Isabel hatte Mühe, das Gespräch zu beenden. Einerseits war es schön, wenn sich Menschen um einen sorgten. Aber sie vertrug diese Sorge nicht, sie vertrug keine Menschen. Jahrelang war sie einsam gewesen. Sie würde erst wieder lernen müssen, sich wie ein soziales Wesen zu benehmen.
    Das Klingeln an der Haustür riss sie aus ihren Gedanken.

32
    Verena Hauser öffnete die Gartentür und stand Hackmann gegenüber. Der Anwalt war so überrascht wie sie. Sie fasste sich als Erste.
    „Sie haben Frau Stein einen Kondolenzbesuch abgestattet?“
    Er nickte. Die Aktentasche passte eigentlich nicht zu einem privaten Besuch.
    „Oder hatte Ihr Besuch einen geschäftlichen Grund?“
    Hackmann seufzte: „Genauso habe ich Sie aus den Ermittlungen in den Staatskanzleimorden in Erinnerung, Frau Hauser. Ihnen entgeht nichts und dann sprechen Sie es auch noch aus. Ja, mein Besuch hatte auch geschäftliche Gründe. Die Mandantenliste, um die Sie mich gebeten haben, hat mein Büro mittlerweile wohl an Ihr Büro gefaxt. Ich gehe davon aus, dass Sie sie diskret behandeln.“
    „Ja, natürlich, was denken Sie! Worum ging es denn bei dem geschäftlichen Teil Ihres Besuches, wenn ich fragen darf? Kommen Sie mir jetzt bloß nicht mit dem Datenschutzgesetz und Ihrer Verschwiegenheitspflicht. Wir ermitteln in einem Mordfall und haben neue Anhaltspunkte, die Ihre Mandantin schwer belasten.“
    „Müssen wir das zwischen Tür und Angel besprechen, Frau Kriminalrätin? Nicht weit von hier ist ein nettes Café. Ich lade Sie ein und bringe Sie anschließend wieder zurück. Sie können Ihr Auto stehen lassen.“ Beim Gedanken an Kaffee wurde Verena übel.
    „Heute nicht. Mir geht es nicht gut, Magen-Darm-Virus. Sagen Sie mir einfach, worum es geht. Das ist das Beste für meinen Magen.“
    „Ich habe ihr nur ein Schriftstück gebracht. Mehr war nicht.“
    „Was für ein Schriftstück? Ein Testament? Lassen Sie sich nicht jedes Wort aus der Nase ziehen.“
    Es strengte sie an, hier zu stehen. Die Magenschmerzen wurden stärker und ihr war schwindelig. Sie versuchte, ihren unregelmäßigen Puls zu stabilisieren.
    „Ich habe ihr einen versiegelten Umschlag ausgehändigt, den Inhalt kenne ich nicht. Vielleicht ein Testament, vielleicht auch nicht. Herr Stein hat mich vor einigen Wochen gebeten, den Umschlag seiner Frau auszuhändigen, falls ihm etwas zustoßen sollte.“
    Verena ging hoch. „Wie bitte?“, fauchte sie. „Stein war bei Ihnen, hatte eine Todesahnung und Sie verschweigen das der Polizei?“
    Der Anwalt wippte auf seinen Fußspitzen hin und her. Sein Gesicht war eine Mischung aus Trotz und schlechtem Gewissen.
    „Ob er eine Todesahnung hatte, kann ich nicht sagen. Außerdem: Zuallererst habe ich die Interessen meiner Mandanten wahrzunehmen. Das können Sie mir kaum vorwerfen.“
    „Kann ich nicht? Kann ich doch. Verschweigen eines wichtigen Faktes in einem

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