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Der Sprung ins Jenseits

Der Sprung ins Jenseits

Titel: Der Sprung ins Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clark Darlton
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geben mir die genaue Position des Planeten und zeigen ihn mir. Ich werde meine Suche auf dem Mond Titan beginnen. Ich muß Yüs Seele finden. Ich glaube fest daran, daß sie gefangengehalten wird. Ich weiß nicht wie, aber ich werde sie befreien.«
     

 
6.
     
    Es ging diesmal viel leichter als bei meinen ersten Experimenten.
    Kaum hatte ich meiner Seele den Befehl gegeben, den Körper zu verlassen, schwebte ich auch schon über ihm. Ich lag bis zum Hals zugedeckt im Bett und rührte mich nicht. Einem Impuls folgend, durchdrang ich Wände und Fußböden, und kurz darauf befand ich mich im Arbeitszimmer von Dr. Halström. Der Astronom saß zurückgelehnt in seinem Sessel und hielt die Augen geschlossen. Er dachte nach. Eigentlich mußte es mir möglich sein, mich in seine Gedanken einzuschleichen und sie zu erfahren.
    Ich war sehr vorsichtig, um Dr. Halström nicht zu erschrecken. Und es gelang mir. Dr. Halströms immer reger Geist beschäftigte sich mit dem Problem, was er mit einer ›Leiche‹ in seinem Haus anfangen solle.
    Ich zog mich wieder zurück und blieb unter der Decke schweben. Dann, Sekunden später, befand ich mich hoch über Dr. Halströms Haus. Dann orientierte ich mich und suchte den Saturn.
    Ich erinnerte mich an Yüs Warnung und dachte bei der Transition nicht an den Saturn selbst. Die Folgen wären katastrophal gewesen. Denn auch der Bewußtseinsinhalt, die Seele also, kann nicht ungestraft im Kern eines festen Planeten materialisieren – wenn man den Zustand des Auftauchens nach einer Transition materialisieren nennen wollte. Ich konzentrierte mich also auf die Ringe …
    … und ich war in den Ringen des Saturn.
    Das erste, das ich merkte, war die ungeheure Veränderung des Weltalls um mich. Der Saturn nahm fast die Hälfte des Himmels ein. Irgendwo an seinem Rand stand ein Stern, der groß genug war, um einen Schatten zu werfen. Das war die Sonne. Die Oberfläche des Saturn selbst blieb mir verborgen. Sie war von einer hell scheinenden Fläche bedeckt, die keine Lücken zeigte. Was darunter lag, wußte ich nicht.
    Ich zog mich so weit zurück, so daß ich die drei Ringe mit bloßem Auge erkennen konnte. Etwas seitlich entdeckte ich einen leuchtenden Punkt – einen Mond. Ich ging näher heran und stellte fest, daß er kaum mehr als sechshundert Kilometer Durchmesser hatte. Da seine Entfernung vom Saturn nur knapp zweihunderttausend Kilometer betrug, konnte es sich meiner Meinung nach nur um Mimas handeln, den ersten Mond des Saturn. Der Mond Titan war gute 1,2 Millionen Kilometer vom Saturn entfernt. Um ihn zu finden, mußte ich den Riesenplaneten einmal halb umrunden. Dann entdeckte ich Titan. Seine Atmosphäre war so dicht, wie es die Astronomen vorausgesagt hatten. Er war eine richtige kleine Welt, auf der man, mit den entsprechenden Hilfsmitteln versehen, wohnen konnte. Bizarre, mit weißem Schnee bedeckte Felsen ragten hoch in den Himmel und waren von dem reflektierten Sonnenlicht des Saturn schwach angeleuchtet. Titan sah von meiner Warte freundlicher aus als unser Mond, obwohl dieser Eindruck natürlich täuschte. Für menschliche Lungen war die Atmosphäre Gift, denn sie enthielt vorwiegend Methan. Ich ging tiefer und umrundete den Saturnmond. Die Oberfläche bestand größtenteils aus langen Gebirgszügen, schneebedeckten Ebenen und unergründlichen Schluchten. Die Schneedecke, nichts anderes als niedergeschlagene Teile der Atmosphäre, die wegen der zu geringen Temperatur nicht mehr verdunsten konnte, schätzte ich auf viele Meter tief.
    Wo war das Raumschiff des Fremden?
    Wo war Yü Fang?
    Ich fand das Raumschiff etwa eine Stunde später dicht am Rande eines hoch aufragenden Gebirges. Senkrecht stand es auf der Ebene.
    Als ich es erblickte, durchzuckte mich ein freudiger Schreck. Aber ich wartete noch. Ich wollte nicht den Fehler machen, den vielleicht Yü begangen hatte. Vielleicht war Yü sofort und ohne Vorsichtsmaßnahme in das Gehirn des Fremden eingedrungen. Dieser jedoch besaß starke telepathische Fähigkeiten und hatte wahrscheinlich den Versuch sofort bemerkt und entsprechende Gegenmaßnahmen eingeleitet. Vielleicht war sogar Yüs Seele in dem Geist des Fremden eingeschlossen. Es würde nicht leicht sein, sie zu befreien.
    Auf keinen Fall durfte der Fremde bemerken, daß er nun nicht mehr allein auf Titan war.
    Trotzdem zögerte ich nicht, mich dem Raumschiff zu nähern.
    Ich beobachtete es eine Weile, dann durchdrang ich die dünne Metallschicht der Hülle. Schnell

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