Der Stalker
konnten wir sie zurückverfolgen. Genauer gesagt bis in die Ecke da.«
»Und was haben Sie da gefunden? Monitore oder was?«
Adrian lachte trocken. »Wir leben im einundzwanzigsten Jahrhundert, Boss. Alles, was man braucht, sind ein Laptop und die entsprechende Software.«
»Und unser Mann hatte beides.«
»Oh ja.«
Phil schüttelte den Kopf. Adrian Wren liebte Technospielzeug. Bei dieser Sache war er in seinem Element. »Dann war das hier also sorgfältig geplant?«
»Bis ins letzte Detail, würde ich sagen.«
»Könnten wir ihn über die Ausrüstung finden? Seine Bezugsquelle ausfindig machen? Ich nehme mal an, es handelt sich um Spezialgeräte. Nichts, was man in jedem Kaufhaus bekommt, oder?«
»Sie haben recht. Könnte sogar Armeeware sein. Ich überprüfe das gerade.«
Phil runzelte die Stirn. »Aber wieso hat er die Sachen zurückgelassen? Er hätte sich doch an zehn Fingern abzählen können, dass wir sie finden.«
»Keine Ahnung. Seinen Laptop hat er ja mitgenommen. Vielleicht hat er noch mehr Kameras. Oder er hat bekommen, was er wollte, und den Rest brauchte er nicht mehr. Aber das ist noch nicht alles.«
Phils Magen machte einen Satz. Adrians Tonfall gefiel ihm nicht, und der Ausdruck in seinen Augen erst recht nicht.
»Da.« Adrian ging vor. Phil folgte ihm.
Zwei Reihen von Probengläsern, wie Ärzte sie verwenden, standen säuberlich aufgereiht entlang der letzten Tür an der Wand. Alle enthielten sie eine weißliche, zähflüssige Substanz.
»Eins von denen haben wir uns schon näher angesehen. Menschliches Sperma. Er hat sich einen runtergeholt und das Zeug jedes Mal aufgehoben. Jeden Schuss gesammelt. Fragen Sie mich nicht, warum.«
»Als Tribute?«, mutmaßte Phil. »Vielleicht wollte er sie aufsparen für die Frau, die er liebt?«
Adrian verzog das Gesicht. »Herzlichen Glückwunsch zum Valentinstag.«
»Schicken Sie sie zur Analyse. Vielleicht kriegen wir einen DNA -Treffer.«
»Ist schon in Arbeit.« Adrian seufzte. »Er hat hier richtig gelebt. Seine Ausscheidungen aufgefangen, gesammelt und unter dem Fußboden deponiert. Wie es aussieht, hatte er sogar einen Schlafsack hier.«
»Nahrungsmittel?«
»Ein paar Reste. Einwickelpapier von Energieriegeln und so weiter. Red-Bull-Dosen. Vielleicht ist er runtergeschlichen und hat sich bei Suzanne bedient, wenn sie nicht da war.«
»Und jetzt gibt es keine Spur mehr von ihm?«
Adrian schüttelte den Kopf. »Der Vogel ist ausgeflogen. Ich würde darauf tippen, dass er Suzanne verschleppt hat und mit ihr untergetaucht ist. Er hatte, was er wollte, wozu hätte er hierher zurückkommen sollen?«
Schweigend starrte Phil vor sich hin. Er dachte nach. Überlegte, was als Nächstes zu tun war.
»Die anderen«, meinte er schließlich.
Adrian sah ihn fragend an.
»Julie Miller. Adele Harrison. Hat er sie auch ausspioniert?«
»Schon möglich …«
»Ich würde sagen, definitiv.« Phils Blick ging durch den Raum. Plötzlich hatte er es eilig, von hier wegzukommen. Er musste weitermachen. »Kann ich Sie hiermit allein lassen?«
Adrian nickte.
»Ich schaue mir die Wohnungen der anderen Opfer an. Mal sehen, ob er dort auch war.« Er stöhnte. »Das hat uns gerade noch gefehlt. Ein besessener Survivalprofi. Wunderbar.«
64 »Hallo? Mr Buchan?«
Keine Antwort.
Von dort, wo sie stand, konnte Anni das Feuerschiff sehen. Der King Edward Quay am Hythe erstreckte sich von der Colne Causeway Bridge mit ihren noblen Apartments zu beiden Seiten bis hin zu einem neuen Bootsanleger. Der Fußweg am Wasser entlang war gepflastert, und in regelmäßigen Abständen standen frisch gepflanzte Bäume. Jeder Liegeplatz verfügte über einen schweren eisernen Ring zum Festmachen der Leine und einen eigenen Stromanschluss. Hinter einem mit Zacken besetzten Metallzaun auf der anderen Straßenseite summte die Elektrostation vor sich hin.
Die Boote, die hier lagen, waren verschiedenster Art. Einige waren schmale Kanalboote, frisch gestrichen und mit traditionellen Wappen geschmückt. Eins der Boote war wesentlich größer als die anderen und diente teils als Wohnung, teils als Geschäft. Auf einem Schild, das neben Kübelpflanzen und angeketteten Fahrrädern an Deck stand, wurden Flussrundfahrten angeboten. Auch alte, zu Hausbooten umgebaute Fischerboote hatten hier festgemacht.
Irgendwann war der gepflasterte Gehweg zu Ende, ebenso wie die Bäume, die Stromanschlüsse und die Gewerbebetriebe auf der Landseite des Kais. Jetzt sah man nur noch Eisenzäune
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