Der Stalker
Nerven am Ende. Die anderen Besucher im Wartebereich sahen neugierig zu ihnen herüber. Phil legte der Frau die Hände auf die Schultern und sah sie fest an. »Bitte beruhigen Sie sich. Ich weiß nichts über den Fall Ihrer Tochter, aber wenn Sie mir die Details geben, sorge ich dafür, dass sich sofort jemand darum kümmert.«
»Jemand – alles klar.«
Phil seufzte. »Wer ist Ihr Angehörigenbetreuer?«
»Mein was?«
»Ihr Angehörigenbetreuer. Bestimmt haben Sie einen.«
»Irgend so ein junges Ding. Cheryl … was weiß ich. Noch ein halbes Kind.«
Cheryl Bland hat gut zu tun, dachte Phil. »Könnten Sie nicht mit ihr darüber sprechen?«
»Was soll das bringen? Die sieht aus, als wär sie grad mal zwölf.«
»Also gut. Wer ist denn der leitende Ermittler?«
»Farrell. Detective Sergeant Farrell. Aber die lassen mich nie zu ihm. Speisen mich immer mit dieser Cheryl ab.«
»Okay, ich sehe zu, was sich machen lässt. Ich werde mit DS Farrell sprechen und fragen, ob es in Ihrem Fall Neuigkeiten gibt.«
Wieder dieses bittere Lachen, das ihre Mundwinkel zur traurigen Parodie eines Lächelns verzerrte. »Nein, werden Sie nicht. Sie verschwinden gleich durch die Tür da, und dann vergessen Sie mich. Und Adele auch. Vielleicht sagen Sie ihm, dass ich hier auf ihn warte, und dann? Dann lachen Sie beide sich einen ab über diese dumme Kuh, die sich hier den Arsch platt sitzt!«
»Das werde ich ganz bestimmt nicht tun.«
»Werden Sie wohl. Sie vergessen die Sache einfach, und ich kann hier versauern. Ich kann warten, bis ich vom Stuhl kippe!«
»Hören Sie zu, Paula.« Phil hielt ihrem Blick stand. »Ich kann verstehen, dass Sie Angst haben und ungeduldig sind. Aber ich bin mir sicher, DS Farrell tut alles, was in seiner Macht steht. Und ich werde mit ihm sprechen.«
Ihr Blick flackerte kurz. Seine Worte waren zu ihr durchgedrungen.
»Wenn er im Haus ist, rede ich sofort mit ihm und bitte ihn, runterzukommen und Sie auf den neuesten Stand zu bringen.«
»Danke.«
»In Ordnung?«
Sie nickte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie ließ den Kopf hängen. »Danke«, sagte sie noch mal.
»Keine Ursache.«
Phil musterte die Frau. Nun, da ihre Wut verraucht war, wirkte sie irgendwie geschrumpft. Er fasste ihren Unterarm und drückte ihn ermutigend.
»Ich gehe ihn jetzt suchen, gleich als Allererstes.«
Sie nickte, ohne den Kopf zu heben.
Zum zweiten Mal tippte Phil die Zahlenkombination ein und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen.
22 Der Creeper war verwirrt. Und wenn er verwirrt war, wurde er unglücklich. Und wenn er unglücklich war, wurde er wütend.
Und das war nicht gut. Für niemanden.
Rani war wieder zu Hause. Das war schön. Er hatte sich darauf gefreut, endlich Zeit mit ihr zu verbringen. Nur sie beide. So, wie es sich gehörte.
Aber daraus würde nichts werden. Weil sie eine Freundin mitgebracht hatte. Ohne zu fragen.
Das hier war ihre gemeinsame Wohnung, begriff sie das nicht? Wenn sie Leute mit nach Hause bringen wollte, hatte sie ihn gefälligst erst um Erlaubnis zu bitten.
Oder sie musste die Konsequenzen tragen.
Da saß sie, mitten im Wohnzimmer, diese blonde Schlampe, die sich für unwiderstehlich hielt. Sie trank Wein und sah nicht so aus, als würde sie in absehbarer Zeit wieder verschwinden. Sie hatte sogar eine Tasche mitgebracht, als wolle sie über Nacht bleiben.
Seine Verwirrung schlug in Wut um. Das war nicht in Ordnung. Ganz und gar nicht in Ordnung.
Er hatte sie gerade erst wiedergefunden. Nach all der Zeit. Sie hatten sich so viel zu sagen, so viel zu erzählen. Sie hätten ihre Zeit zusammen verbringen sollen, nur sie beide.
Die Schlange in seinem Innern begann sich zu regen. Die Freundin hatte hier nichts zu suchen. Nur Rani und er. Sie brauchten sie nicht. Sie brauchten überhaupt niemanden.
Bebend vor Zorn sah er zu, wie die Freundin in die Küche ging, um Essen für sich und Rani zu kochen.
Die Schlange wand sich und züngelte. Die Küche. Genau dort hatte er seine Überraschung hinterlegt. Und jetzt würde diese Hure sie finden. Nicht Rani.
Gift strömte durch seinen Körper. Seine Hände ballten sich zu Fäusten, wieder und wieder. Er atmete so heftig durch zusammengebissene Zähne, dass ihm nach kurzer Zeit Schaum vor dem Mund stand.
Es war nicht für sie gedacht. Nicht für sie …
Aber er konnte nichts tun. Er musste hilflos zusehen.
Zoe ging in die Küche und setzte Wasser auf. Tee – das war es, was sie jetzt brauchten. Keinen
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