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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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Sein Tonfall war jetzt anders. Sanfter, ruhiger. Er hatte sich wieder im Griff.
    »Ja, genau.«
    »Wieso? Das Thema ist doch, soweit ich weiß, längst abgehakt.«
    »Mag sein.« Anni schlug ein Bein über das andere und blickte, den Stift in der Hand, auf ihr Notizbuch. »Dürfte ich Sie fragen, wo Sie gestern Nacht waren?«
    »Ich war –« Howe legte seinen Kugelschreiber weg und sah sie misstrauisch an. »Und dürfte ich Sie fragen, weshalb Sie das wissen wollen?«
    »Wenn Sie bitte einfach meine Frage beantworten würden.«
    Er seufzte. Anni beobachtete seine Augen. Er schien zu überlegen, wie er am besten an die Frage heranging. Welchen Ton er anschlagen, wie viele Informationen er preisgeben sollte. »Ich war zu Hause.«
    »Allein?«
    »Ja.«
    »Sie leben allein?«
    »Ich … wir leben getrennt. Meine Frau und ich.«
    »Und es war niemand bei Ihnen?«
    »Bitte sagen Sie mir, um was es geht.«
    Er hatte die Stimme erhoben. Anni antwortete ganz ruhig, mit festem Blick.
    »Sofort. Bitte beantworten Sie zuerst die Frage.«
    »Wie ich sagte, ich war zu Hause.«
    »Und was haben Sie gemacht?«
    »Ich … habe mir etwas zu essen gemacht. Dann habe ich eine Weile gelesen. Dann ferngesehen.«
    »Was haben Sie gesehen?«
    Auf die Frage schien er nicht vorbereitet. »Wieso müssen Sie das wissen? Wollen Sie irgendwie über mich urteilen?«
    »Nein. Ich möchte bloß wissen, was Sie gesehen haben.«
    »Eine Serie. Coronation Street . Und danach …« Er legte den Kopf in den Nacken und überlegte. Oder tat zumindest so. »Ich weiß nicht mehr. Irgendwas auf BBC  4. Eine Dokumentation.«
    »Worüber?«
    »Byzantinische Kunst.«
    »Interessieren Sie sich für so was?«
    »Eigentlich nicht, es lief nur gerade, und ich – können Sie mir jetzt bitte sagen, worum es geht?«
    »Und was haben Sie danach gemacht?«
    »Einen Whisky getrunken. Dann bin ich ins Bett gegangen. Was man abends eben so macht.«
    »Und das war’s?«
    Er nickte. Anni sagte nichts.
    »Soll ich irgendwas getan haben? Hat es mit Suzanne zu tun?«
    Das dunkle Glimmen in seinen Augen war wieder da. Unangenehm. Fast gemein, fand Anni.
    »Ja, das hat es«, sagte sie. »Suzanne Perry wurde gestern Nacht Opfer eines Überfalls.«
    Er fuhr zurück, als hätte ihn diese Nachricht wie ein Schlag getroffen.
    »Überfall … wo?«
    »Bei ihr zu Hause.«
    »Wie?«
    »Jemand hat sich Zutritt zu ihrer Wohnung verschafft, während sie geschlafen hat, und ist in ihr Schlafzimmer eingedrungen.«
    »Mein Gott, das …« Nachdenklich betrachtete er den Kugelschreiber, als überlege er, ob er ihn sich wieder nehmen solle, beschloss dann aber, ihn liegen zu lassen. »Hat er – was ist passiert?« Dann fragte er rasch, noch bevor sie antworten konnte, als wolle er die Antwort auf seine Frage gar nicht wirklich hören: »Wurde sie verletzt?«
    »Wie es aussieht, nicht.«
    Anthony schüttelte den Kopf. »Du meine Güte …« Dann endlich schien er zu begreifen. Er starrte Anni an. »Sie denken, ich war es!«
    Sie erwiderte nichts.
    Sein Zorn schwoll an. »Sie denken, ich habe es getan? Ich wäre in ihre Wohnung eingebrochen und … glauben Sie allen Ernstes, dass ich zu so etwas fähig wäre?«
    Annis Stimme war weiterhin ruhig und neutral. »Wir wissen es nicht, Mr Howe. Es gab keine Anzeichen gewaltsamen Eindringens, der Täter muss Suzanne also gekannt haben. Höchstwahrscheinlich hatte er einen Schlüssel.«
    Howe saß da, starrte die Wand an und schwieg.
    »Und da Sie und Suzanne, na ja, sagen wir, eine gemeinsame Vergangenheit haben, hielt ich es für angebracht, Ihnen einen Besuch abzustatten.«
    Immer noch nichts.
    »Was ist damals zwischen Ihnen und Suzanne vorgefallen, Mr Howe?«
    »Professor.«
    »Professor Howe.« So viel zu seiner Abneigung gegen Förmlichkeiten, dachte sie. »Was ist damals passiert?«
    Er seufzte. »Sie hat meine Ehe zerstört.« Auf einmal klang seine Stimme dünn und zerbrechlich. »Ich … wir hatten eine Affäre. Das ist alles.« Er sah Anni an. Es lag keine Spur von Zorn mehr in seinem Blick. Da war nichts als Traurigkeit. »Das war alles.«
    »Und die Stalkingvorwürfe? Die Anrufe?«
    »Es ist unschön zu Ende gegangen. Es gab Auseinandersetzungen. Beschuldigungen.«
    »Aber gab es –«
    »Es ist unschön zu Ende gegangen. Das ist alles, was ich dazu sagen werde.«
    Anni bohrte nicht weiter nach. »Also«, meinte sie stattdessen, »um noch mal auf gestern Abend zu sprechen zu kommen …«
    »Da war ich zu Hause. Die ganze

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