Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
der Vrykyl mit einem knurrenden Unterton. Er zog das Blutmesser vom Gürtel, ein Messer, das er aus seinen eigenen Knochen hergestellt hatte. »Ich werde bald essen müssen. Ich kann die Gestalt eines jeden Menschen annehmen, den ich je gesehen habe, so lange ich mich an ihn erinnere. Daher kann ich ein angenehmes Aussehen annehmen, ein Opfer anlocken und es überraschen.«
Der Vrykyl warf einen bedeutungsvollen Blick auf die Tür. »Wie ich schon sagte, Euer Hoheit, ich werde bald essen müssen. Ich spüre, wie meine Kraft schwindet.«
»Du sollst bekommen, was du brauchst«, sagte Dagnarus. Er warf dem Vrykyl den Schlüssel zu. »Ich habe Arbeit für dich. Verlasse den Tempel, wenn es dunkel wird. Töte niemanden in Vinnengael selbst. Wir haben einen sehr aktiven und aufmerksamen Stadtbüttel, und ich möchte nicht, dass er anfängt, Fragen zu stellen. Wenn du die Stadtgrenze hinter dir gelassen hast, kannst du tun, was du willst.«
Der Vrykyl verbeugte sich, um anzuzeigen, dass er verstanden hatte und gehorchen würde.
»Wohin soll ich gehen, Euer Hoheit?«
»Du wirst nach Dunkarga reisen. Kannst du reiten?«, fragte Dagnarus, der zuvor nicht an diese Einzelheit gedacht hatte.
»Ich muss das Pferd erst mit einem Bann belegen«, erwiderte der Vrykyl. »Tiere erkennen mein wahres Wesen und lassen nicht zu, dass ich mich ihnen nähere. Aber meine Magie wird es mir erlauben, ein Pferd zu verzaubern und es dazu zu zwingen, mir zu dienen.«
»Dann wirst du in die Stadt Karfa Kann reiten. Ein Minister des Königs erwartet dich dort.«
König Olgaf war gestorben, voller Zorn darüber, dass Tamaros ihn überleben würde. Sein Sohn, der Bruder von Königin Emillia, hatte den Thron bestiegen. König Reynard war nicht der intrigante Herrscher, der sein Vater gewesen war – Reynard war kalt und berechnend. Reynard begehrte Vinnengaels Wohlstand nicht. Er begehrte Vinnengael.
»Gib diese Botschaft ab, sobald du eintriffst – ganz gleich, ob es Tag oder Nacht ist. Wenn der Minister des Königs schläft, weckst du ihn.« Dagnarus hielt dem Vrykyl eine Schriftrolle hin. Die Handschrift war die von Gareth, aber das Siegel war das des Prinzen. »Du wartest auf seine Antwort und bringst sie mir sofort zurück. Ich nehme an, dass dieses Pferd, das du verzaubern wirst, schnell ist?«
»So schnell wie die Schatten der Nacht, Euer Hoheit. Wenn es stirbt, werde ich ein anderes finden. Ich könnte den Weg in einer einzigen Nacht zurücklegen.«
»Dann gebe ich dir eine Nacht.«
»Ihr vergesst, Euer Hoheit«, unterbrach ihn der Vrykyl, »dass ich erst essen muss.«
»Dann tu das. Aber lass dir nicht zu viel Zeit mit deiner Mahlzeit. Ich gebe dir eine Nacht, dein Ziel zu erreichen, eine Stunde, um mit dem Minister des Königs zu sprechen, und den nächsten Tag für die Rückreise. Ich erwarte dich daher morgen Abend bei Sonnenuntergang. Komm nicht in die Stadt, sondern warte vor dem Stadttor auf mich. Es wird der Tag meiner Verwandlung sein. Wenn du mich das nächste Mal siehst, bin ich schon ein Paladin.«
»Ich gratuliere, Euer Hoheit«, sagte der Vrykyl und steckte die Botschaft in den Gürtel, an dem auch das Blutmesser hing.
»Die Entscheidung ist noch nicht gefallen, aber es besteht nur noch wenig Zweifel daran. Vergiss nicht, verlass den Tempel erst im Schutz der Dunkelheit. Nimm die Gestalt eines der Magier an, und du wirst keine Probleme haben, unerkannt hinauszugelangen. Hier ist ein Plan, der dir den Weg aus dieser Kammer zeigt. Denk daran, ich will nicht, dass du tötest, solange du dich noch in der Stadt aufhältst.«
»Wie Ihr befehlt, Euer Hoheit«, sagte der Vrykyl. »Ich freue mich darauf, hier herauszukommen. Ich finde, dass die Zeit nur langsam vergeht, besonders, wenn man nicht mehr schlafen muss.«
»Da du nun Jahrhunderte zur Verfügung haben wirst, schlage ich vor, dass du dich daran gewöhnst«, meinte Dagnarus.
Jahrhunderte, dachte er später, als er sich durch den Flur in seine Zelle zurückschlich. Ich verfüge nun über Shakurs Lebensessenz, und ich werde noch die von anderen erhalten, denn ich brauche mehr von diesen Vrykyl. Wenn ich vierzig Vrykyl schaffe, werde ich vierzig weitere Leben haben, was mir wie viele Jahre gibt? Beinahe vierzigmal hundert, wenn ich die Langlebigkeit meines Vaters geerbt habe. Und wenn ich weitere Vrykyl schaffe, werde ich weitere Leben erhalten. Also bin ich so gut wie alterslos, und ich habe immer noch den Vorteil, einen guten Nachtschlaf genießen zu
Weitere Kostenlose Bücher