Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
lieben.
Shakur war wütend. Auch er erkannte dies als eine Möglichkeit für Valura, zu größerer Macht zu gelangen. Sein Zorn war eiskalt.
»Das hier ist zu wichtig, um es einem von uns allein zu überlassen. Ich bestehe darauf, dass du auf mich wartest.«
»Du bist nicht mein Herr, Shakur«, erwiderte Valura. »Du bist weit weg, und ich bin in der Nähe. Ich werde tun, was getan werden muss.«
Er schäumte vor Wut, aber er konnte nichts tun. Er wusste, dass sie Recht hatte – Zeit war wichtig –, aber dass sie Recht hatte, machte ihn nur noch zorniger.
»Ich werde mit unserem Herrn darüber sprechen, Valura!«
»Tu das, Shakur«, sagte sie und steckte das Blutmesser wieder in den Gürtel. Sie nahm wieder die Gestalt des Gärtners an, duckte sich hinter die Mauer, wühlte zwischen den Wurzeln und Knollen herum und lauschte.
Damra betrat den Garten zusammen mit dem Hüter der Schlüssel. Sie sah sich um und nahm alles in sich auf, was nicht schwierig war, denn anders als die kunstvollen, labyrinthähnlichen Gärten weiter oben am Hügel war der erste Garten klein und offen. Er war dennoch wunderschön. Es gab konzentrische Kreise bunter Blüten rund um ein Mosaik mit einer Sonnenuhr. Bei Tag schimmerten die Steine im Sonnenlicht. Der Schatten der Zeit glitt über das Mosaik und berührte die vorgezeichneten Stunden, bevor er weiterzog. Die Sonnenuhr lag jetzt allerdings im Schatten, da die Sonne untergegangen war.
Die Zeit der Abendmahlzeit war nahe. Diener gingen überall umher und entzündeten Kerzen in dekorativen, schmiedeeisernen Leuchtern, die in gleichmäßigen Abständen an der Gartenmauer standen. Ihr Licht fiel auf eine Pecwae-Frau, die am Boden hockte und die Steine des Sonnenuhrmosaiks nacheinander aufhob und betrachtete. Angesichts dieser schrecklichen Beleidigung schnappte der Hüter entsetzt nach Luft und hätte beinahe die Wachen gerufen. Zum Glück hatte der Nimoreaner das unerträgliche Verhalten der Pecwae-Frau bemerkt, ließ den Barbarenjungen stehen und ging rasch zu der Frau, um auf sie einzureden.
Die Ankunft dieser Besucher hätte Damra vielleicht noch mehr bedrückt, aber sie erkannte den Nimoreaner. Das war Arim der Drachenbauer, ein treuer und lieber Freund. Sein Anblick wärmte und beruhigte sie wie Glühwein, obwohl sie sich fragte, was so dringend war, ihn in solch seltsamer Gesellschaft hierher zu bringen. Sofort hoffte sie, dass er etwas über das Verschwinden ihres Mannes wusste.
Damra beendete ihre Bestandsaufnahme des Gartens und bemerkte einen Eingang und zwei Ausgänge. Die Wachen des Schilds standen am Eingang und an beiden Ausgängen und behielten die Gäste im Auge. Die Wachen waren weit entfernt. Sie taten demonstrativ so, als wären sie nicht daran interessiert, ein Gespräch zu belauschen, aber Damra nahm an, dass ihre Helme nicht auch die Ohren bedeckten, wie es im Sprichwort hieß.
Außerdem war sie sich deutlich der Tatsache bewusst, dass der Hüter der Schlüssel ganz in der Nähe verharrte. Er würde erst gehen, wenn er sicher war, dass alle Gäste des Schilds, selbst die unerwarteten im ersten Garten, versorgt waren. Arim hörte auf, mit der Pecwae-Frau zu sprechen, und richtete sich auf. Er verbeugte sich vor Damra. Seine Verbeugung war förmlich und kunstvoll – der Gruß eines Fremden gegenüber einer höher Stehenden. Sie nahm die Verbeugung mit einem Nicken entgegen und sah schweigend den Hüter an.
Falls der Hüter enttäuscht war, dass sie den Gästen in seiner Anwesenheit keine Fragen stellte, war er zumindest zu gut ausgebildet, um das zu zeigen. Er stellte sich vor und fragte, ob die Gäste etwas zu essen oder zu trinken wünschten. Dabei ließ er sich Zeit und ging eine ganze Liste von Delikatessen durch, in der Hoffnung, etwas zu finden, das die Besucher reizte. Damra wartete ungeduldig, während sie sorgfältig die Gesichter der beiden Pecwae und des Barbaren beobachtete. Der Hüter sprach Tomagi, die Sprache der Elfen. Arims höfliche Antwort erfolgte ebenfalls in Tomagi, weil beinahe alle Nimoreaner diese Sprache fließend beherrschen. Was die drei anderen anging, so konnten sie sich entweder hervorragend verstellen oder verstanden die Elfensprache wirklich nicht.
Der männliche Pecwae starrte alles ehrfürchtig an, vom Garten bis zum großartigen Haus des Schilds, das hoch über ihnen zu sehen war, sieben Stockwerke über dem Felssims aufragte, auf dem es stand, und die gesamte Umgebung beherrschte. Die Pecwae-Frau – ein älteres
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