Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
ungeduldig. »Die Rüstung.«
»Oh, selbstverständlich. Macht Euch keine Sorgen«, sagte Ulaf, der die Angst im Blick des jungen Mannes bemerkte. »Er ist sie losgeworden. Er hat sie den Magiern im Tempel überlassen.«
Er sah die Erleichterung des jungen Mannes und sagte nichts über den Vrykyl, der sich danach aufgemacht hatte, um Hauptmann Rabe zu suchen.
Einen Augenblick war Jessan so bewegt, dass er nicht weitersprechen konnte, und als er es schließlich tat, sagte er ganz gegen seine Gewohnheit zu viel.
»Dafür bin ich dankbar. Ich habe ihm die Rüstung gegeben. Ich wusste nicht, dass sie verflucht war. Wie das hier – « Er bewegte die Hand an die linke Seite, aber plötzlich schien er sich wieder zu fassen. Er senkte die Hand. Er wandte sich ab. Seine Stimme veränderte sich. »Meine Freunde und ich sind hungrig. Ihr habt gesagt, es gäbe etwas zu essen.«
»Ja, hier entlang«, sagte Ulaf.
Obwohl Jessan in der Bewegung innegehalten hatte, hatte Ulaf gesehen, was der junge Mann berühren wollte, und er wusste, um was es sich handelte.
»Ein Blutmesser, Herr«, sagte Ulaf Shadamehr. »Er trägt es bei sich. Nicht ganz offen. Es ist in einer Lederscheide, aber der Griff aus Knochen ist unverwechselbar.«
Shadamehr dachte darüber nach. »Sie sind einem alten Ritter begegnet und haben ihm geholfen, gegen einen Vrykyl zu kämpfen. Der Onkel kommt mit der verfluchten Rüstung des Vrykyl in den Tempel der Magier in Dunkar. Dieser junge Mann trägt das Messer eines Vrykyl bei sich und taucht schließlich im Elfenreich auf, wo er mit einem Paladin zum Portal reist, wo sie von einem Vrykyl angegriffen werden, der versucht, sie lebendig gefangen zu nehmen. Du verstehst selbstverständlich, wo das alles hinführt?«
»Nein«, erwiderte Ulaf, der sich dumm vorkam. »Das tue ich nicht.«
»Ach nein?« Shadamehr lächelte. »Nun, vielleicht habe ich mich geirrt.«
»Woher weißt du, dass der Vrykyl sie lebendig gefangen nehmen wollte?«, wollte Alise wissen.
»Weil er sie ansonsten einfach aus der Ferne getötet hätte, mit einem wohl gewählten Wort oder zweien, und nicht seine Überreste aufs Spiel gesetzt hätte, indem er sich mit einem Paladin anlegt. Einem Paladin, der mich nicht leiden kann«, fügte er kläglich hinzu.
»Niemand kann dich leiden«, sagte Alise kühl. »Man sollte annehmen, dass du das inzwischen begriffen hättest.«
»Pah! Lasst ihr nur ein wenig Zeit, und sie wird Euch aus der Hand fressen. Zwanzig Minuten sollten genügen«, warf Ulaf ein.
»Ihr verspottet mich beide«, erklärte Shadamehr. »Ich bin gekränkt, und Ihr verspottet mich. Und dort sitzt Rigiswald und sieht mich tadelnd an. Er glaubt, ich sei oberflächlich…«
»Ich denke über diese zehntausend Taan-Krieger nach«, erklärte Rigiswald mit einem zornigen Blick. »Lasst ihnen noch einen Tag, um durch das Portal zu marschieren, und einen weiteren, um sich wieder zu sammeln und ihren Marsch zu beginnen.« Er zeigte mit einem gut manikürten Finger auf Shadamehr. »Am Abend danach werden sie hier ihre Mahlzeit einnehmen, und Ihr könnt nur hier sitzen und darüber jammern, dass eine Elfenfrau Euch nicht leiden kann.«
»Nach allem, was ich von den Taan weiß, ist es sogar sehr wahrscheinlich, dass wir es sein werden, die sie zum Abendessen verzehren«, sagte Shadamehr. »Dennoch, Ihr habt nicht Unrecht, so ärgerlich das auch sein mag, alter Mann. Wir sollten lieber zusehen, was wir mit diesen Taan machen. Fliehen wir schreiend in die Nacht hinaus oder bleiben wir und kämpfen?«
Er sah die anderen an, ihre grimmigen, finsteren Mienen, dann lächelte Shadamehr, schlug sich auf die Knie und sagte: »Ich persönlich wäre ja dafür zu bleiben und zu kämpfen. Ich habe diese neuen Katapulte, die die Orks für mich entworfen haben. Ich hatte schon gehofft, sie demnächst einmal ausprobieren zu können, und das hier würde eine hervorragende Gelegenheit abgeben.«
»Kannst du nicht ein einziges Mal ernst sein?«, rief Alise zornig. Sie sprang auf und ging hinüber zum Fenster, von dem aus man nach Norden sehen konnte, wo sich das Elfenportal befand.
»Ich bin sehr ernst, Alise«, sagte Shadamehr. »Allen Berichten zu Folge, die wir erhalten haben, ist Prinz Dagnarus' Ziel Neu-Vinnengael. Nach den Geschichtsstunden, die Rigiswald uns gegeben hat, war Vinnengael sein Ziel, seit er seine Seele der Leere verschrieb. Um nach Neu-Vinnengael zu gelangen, muss Dagnarus an uns vorbei. Entweder er setzt uns seine gesamte Armee
Weitere Kostenlose Bücher