Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Manövrierfähigkeit und Feuerkraft fehlte.
    Die Armee von Neu-Vinnengael war die am besten ausgerüstete, hatte die besten Uniformen, die besten Rüstungen und die besten Pferde in Loerem. Bei Paraden sahen die Soldaten blendend aus. Auf dem Schlachtfeld waren sie nicht ganz so blendend, wie sie zu ihrer großen Bestürzung erkannten, nachdem sie ihr einziges Portal nahe der neu benannten karnuanischen Stadt Dalak Vir verloren hatten.
    Es gab einige in der Stadt und im Reich, die nicht glaubten, dass in Neu-Vinnengael alles magischer Art war. Sie sahen Bürger, die ihren Wohlstand in Gebäude und Tempel gesteckt hatten, Denkmäler ihrer selbst, statt das Geld ins Volk zu investieren. Einige dieser Leute waren eine Gruppe enttäuschter Offiziere, die Neu-Vinnengael verlassen hatten und nach Krammes gezogen waren, weit weg vom Einfluss des königlichen Hofs. Hier hatten sie ihre kunstvoll verzierten und nutzlosen Paraderüstungen verkauft, um Geld zu beschaffen, und die königliche Kavallerieschule eröffnet.
    Sie stellten die besten Schwertkämpfer und Reitlehrer ein, sie kauften die besten Pferde und die besten Pferdeausbilder. Sie studierten die Militärgeschichte, Strategie und Taktik und verfielen sogar auf so schockierende Möglichkeiten wie das Studium der feindlichen Taktik. Die besten Leute der Armee wurden ohne großes Aufsehen nach Krammes geschickt, um als Offiziere für eine künftige Armee ausgebildet zu werden, die vielleicht nicht so magisch war wie die derzeitige, aber zweifellos schlagkräftiger sein würde.
    Dieser Tag war allerdings noch nicht gekommen. Krammes lag weit von Neu-Vinnengael entfernt, auf der anderen Seite des Kontinents (nur ein paar Hundert Meilen südlich von Alt-Vinnengael). Dagnarus' Taan-Armee kam mit jedem Augenblick näher. Er würde jedoch feststellen, dass die Stadt eine harte Nuss war. In der Mitte war sie vielleicht weich, aber ihre Schale war schwer zu knacken.
    Ganz gleich, aus welcher Richtung man kam, Neu-Vinnengael wirkte auf den ersten Blick immer wie ein zur Erde gefallener Stern, der auf dem Wasser trieb. Riesige Mauern aus blendend weißem Marmor in Form eines achtzackigen Sterns erhoben sich auf einer Halbinsel, die in den Arven vorstieß. Die Stadt war bewusst nach dem Muster von Alt-Vinnengael entworfen worden, das über dem Ildurel-See aufgeragt hatte, und der Fluss bot nicht nur einen wunderschönen Anblick, sondern machte die Stadt auch schwerer einnehmbar.
    Riesige Türme, ausgerüstet mit beeindruckenden militärischen Geräten, ragten neben den Stadttoren am Nordwestende der äußeren Mauer auf. Die gleiche Art Maschinen, entworfen zum Kampf gegen Schiffe, bewachten den Hafen. Soldaten patrouillierten auf den Wehrgängen, schauten wütend drein, um die Bauern einzuschüchtern und prahlten mit ihren bunten Uniformen vor kichernden Melkerinnen, die in die Stadt kamen, um ihre Waren auf dem berühmten Markt von Neu-Vinnengael zu verkaufen.
    Es war die Idee des berühmten Architekten Kapil von Marduar gewesen, die Stadt in der Form eines Sterns zu bauen. Der König war begeistert gewesen, sehr erfreut über die ästhetische Schönheit und die Tatsache, dass keine andere Stadt in Loerem sternförmig gebaut war.
    Acht Hauptstraßen führen direkt von jeder Sternspitze in die Stadt hinein und treffen sich im Herzen. In der Stadtmitte befindet sich ein riesiges kreisförmiges Mosaik von einer halben Meile Durchmesser, hergestellt aus schimmernden bunten Steinen. Es stellt die Sonne, den Mond und die Sterne dar, mit Loerem in der Mitte des Universums und Neu-Vinnengael in der Mitte von Loerem. Der Tempel der Magier war am Nordende dieses Hofs errichtet worden, in der Nähe der Sterne. Der königliche Palast stand im Süden, nahe der Sonne. Die Straßen waren so grade, dass man, ganz gleich, wo man sich befand, entweder den Tempel oder den Palast sehen konnte.
    Die Straßen teilten die Stadt in acht Viertel, von denen jedes einen eigenen Namen trug. Einige waren Einkaufsbereiche, die anderen Wohnviertel, alle durch schmalere Straßen miteinander verbunden, die im rechten Winkel zu den acht Hauptstraßen verliefen.
    Bashae ritt hinter Ulaf und umklammerte die Taille dieses geplagten Mannes mit einem Griff, der so einengend war wie ein Korsett. Er schaute zu den Türmen auf, die sich in Schwindel erregende Höhen emporhoben, beinahe bis in die Wolken hinein, und er musste wieder an Wildenstadt denken. Als er sich nun hier in Neu-Vinnengael umsah und an jeder Ecke ein