Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
Fuß gegen einen Gegner zu Pferd, der besser bewaffnet war. Er heißt Gustav und kommt aus Vinnengael. Der Zwerg sagt, er sei ein… ein…« Jessan hielt inne und versuchte vergeblich, das Wort ins Trevini zu übersetzen. Schließlich sagte er einfach »Sie nennen so etwas Paladin.«
Er hatte dabei seinen Onkel genau im Auge behalten in der Hoffnung, Rabe würde beeindruckt sein.
»Ein Paladin?«, fragte Rabe den Zwerg in der Gemeinsamen Sprache.
»Ja«, erklärte der Zwerg. »Aus Vinnengael.«
»Und einer der am höchsten geehrten«, fügte Jessan hinzu, weil er annahm, dass sich auch das günstig für ihn auswirken würde.
»Was macht ein Paladin hier in unserem Land?«, fragte Rabe ungläubig.
Jessan holte tief Luft und wollte sie weiter mit seiner Geschichte des schimmernden Lichts im See erstaunen, durch das die beiden Reiter so unerwartet aufgetaucht waren, aber er wurde unterbrochen.
»Genug geredet! Männer, ihr holt ihn jetzt aus dem Sattel, bevor er herunterfällt«, befahl Großmutter Pecwae. »Bringt ihn ins Heilerhaus. Er sieht nicht gut aus«, fügte sie mit einem Seitenblick zu Bashae in Twithil hinzu »aber wir werden sehen, was wir tun können.«
Mehrere Krieger beeilten sich, dem Befehl der Großmutter nachzukommen. Bashae blieb in der Nähe stehen, besorgt und nervös und besitzergreifend. Die Männer, daran gewöhnt, mit Verwundeten umzugehen, hoben Gustav vorsichtig vom Pferd und trugen ihn zu sechst feierlich und langsam ins Heilerhaus, das in der Nähe des heiligen Kreises stand. Bashae ging an der Seite des Ritters und hielt seine Hand. Großmutter Pecwae stolzierte würdevoll hinter ihm drein, ihr Rock schwingend, die Perlen schimmernd, die Steine klickend.
Jessan war begierig darauf, seinem Onkel das Geschenk zu zeigen, das er mitgebracht hatte, aber er musste noch irgendwie den Zwerg loswerden, denn er war immer noch der Überzeugung, dass Wolfram die Rüstung für sich selbst haben wollte.
»Das hier ist mein Zwerg«, sagte er also und zeigte auf Wolfram.
Rabe und viele der anderen Krieger nickten weise; sie waren viel herumgekommen und schon öfter Zwergen begegnet. Aber die meisten Bauern und all die jungen unverheirateten Frauen starrten den Zwerg überrascht und staunend an, was für Jessan ausgesprochen angenehm war.
Rabe trat vor, legte seinem Neffen den Arm um die Schultern und zeigte dem Dorf damit seinen Stolz auf den Verwandten.
»Ich heiße Wolfram«, sagte Wolfram und schwang sich geschickt vom Pferd. »Ich bin ein Freund des Ritters.«
»Dann möchtet Ihr vielleicht mit ihm zum Heilerhaus gehen«, meinte Jessan. »Die Großmutter hat vielleicht Fragen, die nur Ihr beantworten könnt.«
»Ich würde nur im Weg sein«, erwiderte Wolfram und warf einen Blick auf Jessans Bündel.
»Ihr würdet nicht im Weg sein, Wolfram«, erklärte Rabe. »Eure Gebete sind vielleicht von Nutzen bei den Göttern.«
Rabe winkte einen Freund herbei. »Bring Wolfram zum Heilerhaus.«
Der Zwerg hatte keine andere Wahl als zu tun, was man ihm gesagt hatte. Er warf einen weiteren Blick auf das Bündel mit der Rüstung und trabte dann widerstrebend hinter dem Krieger her und auf das Haus zu, zu dem sie Gustav gebracht hatten. Jessan konnte sich leicht einreden, dass der Blick des Zwergs gierig gewesen war.
Die Ältesten versammelten sich nun um Jessan, zusammen mit den Kriegern und den anderen Mitgliedern des Stammes. Bashae hatte schon seine Version der Ereignisse erzählt. Nun war es an der Zeit, dass Jessan die seine hinzufügte.
Er begann mit seiner Geschichte und wiederholte vieles von dem, was Bashae bereits gesagt hatte. Er bestätigte das Auftauchen des seltsamen, schimmernden Lichtes im See und des Portals, das sich geöffnet hatte, um zwei Reiter auszuspucken.
»Der Zwerg sagt, es sei ein Portal«, erklärte Jessan.
»Ich habe schon gehört, dass solche unbekannten Portale existieren«, warf einer der Ältesten ein. »Wenn das eins davon ist, sollten wir es erforschen und herausfinden, wo es hinführt.«
»Der Ritter kann es uns sagen«, meinte ein anderer. »Wir sollten dieses Portal für unser Dorf beanspruchen. Ich habe gehört, die in Karnu sind durch die Zölle, die sie Reisenden abnehmen, reich geworden.«
»Das liegt daran, dass ihr Portal nach Neu-Vinnengael führt«, erklang eine tiefe, heisere Frauenstimme. Versunken in Jessans Geschichte, hatte niemand die Frau kommen sehen. »Euer Portal führt vielleicht nur auf eine Kuhweide. Und außerdem«, fügte sie
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