Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
Vom Netzwerk:
allein lassen.«
    Einer der Offiziere zeigte über die Mauer auf Reiter, die unter einer Waffenstillstandsfahne das feindliche Lager verlassen hatten. »Seraskier, sie schicken einen Herold.«
    »Gut! Zumindest werden wir jetzt herausfinden, um was es geht«, erklärte König Moross. »Bringt ihn zum königlichen Palast. Seraskier, Ihr kommt mit uns.«
    Nach einem letzten Blick über die Mauer zu den immer noch heranströmenden Feinden begleitete Onaset seinen König, um zu hören, was der Feind zu sagen hatte.
    »Da draußen ist eine Armee«, sagte eine Trevinici-Kriegerin, die auf der Mauer Dienst gehabt hatte. Sie schüttelte finster den Kopf. »Sieht nach Belagerung aus.«
    Die Trevinici wechselten grimmige Blicke. Statt Ruhm auf dem Schlachtfeld würden sie nun Monate, vielleicht Jahre der Belagerung ertragen müssen, gefangen in diesen Stadtmauern, die sie ohnehin verabscheuten, ohne etwas anderes zu tun zu haben als zu schlafen und zu essen und mit dem Feind Beleidigungen auszutauschen. Und noch schlimmer, ohne eine Möglichkeit, zu ihren Stämmen zurückzukehren.
    »Nun reicht's«, meinte einer. »Ich werd hier nicht verhungern.«
    »Dann solltest du dich beeilen«, empfahl ihm die Kriegerin. »Wir haben Befehl, die Tore zu schließen.«
    Bei diesen schlechten Nachrichten sprang Rabe aufs Pferd und drückte dem Tier die Fersen in die Flanken. Er ritt gar nicht erst zum Haupttor. Er kannte ein kleines Ausfalltor an der Ostseite der Mauer, das nur von denen benutzt wurde, die nach Einbruch der Dunkelheit in die Stadt kamen, wenn das Haupttor geschlossen war. Er würde es dort versuchen.
    Leider hatte sich die Nachricht von der feindlichen Armee schon in der ganzen Stadt ausgebreitet, und in den Straßen drängten sich die Menschen. Die Hauptstraße war nicht mehr passierbar. Rabes Pferd war für den Kampf ausgebildet und an das Klirren von Waffen und den Geruch von Blut und die Schreie Verwundeter und Sterbender gewöhnt. Aber es war nicht daran gewöhnt, dass kleine Kinder versuchten, unter ihm durchzurennen, aufgeregte Menschen schrille Schreie ausstießen und den Geruch von Angst ausströmten. Das Pferd spitzte die Ohren, verdrehte die Augen und bockte.
    In diesem Augenblick hatte ein Betrunkener die wunderbare Idee, er müsse Rabes Pferd stehlen und damit aus der Stadt fliehen. Der Betrunkene packte Rabes Bein. Rabe versetzte ihm einen Tritt, der den Mann in die Gosse stürzen ließ.
    Rabe riss den Kopf des Pferdes herum und konnte sich aus der Menge befreien. Er versuchte es mit einer anderen Straße, einer schmalen Seitengasse, und stellte fest, dass sie nicht so voller Menschen war. Dennoch kam er nur langsam voran und hatte Schwierigkeiten, sein Pferd zu beherrschen, da immer wieder Leute plötzlich aus Haustüren liefen und lauthals fragten, was hier eigentlich los sei. Als er endlich das Ausfalltor erreichte, fand er es verschlossen und verriegelt.
    »Öffnet das Tor«, befahl Rabe vom Pferderücken hinunter.
    Die Soldaten blickten bei dem Befehl auf, aber als sie nur einen Trevinici sahen, schüttelten sie den Kopf. Dunkarganer haben nichts dagegen, wenn Trevinici für sie kämpfen und sterben, aber das bedeutet nicht, dass sie sie mögen. »Geh wieder nach Hause und iss rohes Fleisch, Barbar«, erwiderte einer barsch. »Hier kommt keiner mehr rein oder raus. Befehl des Seraskier.«
    Wäre Rabe Dunkarganer gewesen, dann hätte er gewusst, dass ihm ein paar auf den Boden geworfene Silberstücke das Tor ohne weitere Fragen geöffnet hätte. Aber die Trevinici hatten nie auch nur die Idee von Bestechung begriffen. Rabe glitt vom Pferderücken und begann zu streiten.
    »Die Befehle des Seraskier betreffen die Trevinici nicht«, erklärte er, und das war die reine Wahrheit. »Ich bin Hauptmann. Ihr gehorcht einem Befehl. Das wird euch keinen Ärger machen.«
    »Ich weiß, dass ich keinen Ärger bekommen werde«, meinte einer der Soldaten erzürnt. »Denn ich werde das Tor nicht öffnen.« Er sah Rabe abfällig an. »Du wirst nicht dafür bezahlt, dass du wegrennst.«
    Zornig über diese Beleidigung und verzweifelt darum bemüht, die Stadt zu verlassen, legte Rabe die Hand an den Schwertgriff. Er hörte hinter sich Stahl klirren. Sechs weitere Wachen, die ihn finster anstarrten, umringten ihn.
    Trevinici sind furchtlose Kämpfer, aber sie sind nicht dumm, und Rabe wusste, wann er sich geschlagen geben musste. Er hob die Hände, um anzuzeigen, dass sie leer waren, und kehrte zu seinem Pferd zurück. Er

Weitere Kostenlose Bücher