Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
hörten die Schreie der Arbeiter und kamen zurückgerannt. Zusammen griffen sie die Barrikaden an, die man um die Treppen aufgetürmt hatte. Innerhalb von Minuten zerrissen die Taan, was die Vinnengaelier Stunden mühsamer Arbeit gekostet hatte. Die Barrikaden fielen. Die Taan stürmten kreischend die Treppen hinauf und schwangen dabei seltsame, Furcht erregende Waffen: Speere mit drei scharfen Spitzen, riesige, gekrümmte Schwerter, eine V-förmige Waffe mit zwei Klingen, jede davon scharf genug, einem Mann den Arm abzuschneiden. Die Bogenschützen brauchten nicht mehr zu zielen, sie trafen jedes Mal, wenn sie einfach ins Getümmel schossen.
Anders als die Älteren trugen diese jungen Taankrieger kaum Rüstung. Pfeile bohrten sich in ihre nackte Haut, schienen sich aber kaum auszuwirken. Manchmal hielten die jungen Taan inne, rissen die Pfeile heraus und warfen sie verärgert weg. Aber häufiger ließen sie sie einfach, wo sie waren, und machten weiter, zu sehr im Kampfrausch, um sie auch nur zu bemerken.
Tasgalls Magie und die der anderen Magier erwies sich als wirkungsvoller. Feuerkugeln explodierten zwischen den Taan auf der Treppe. Ihre Hitze tötete mehrere Feinde sofort, und viele andere verbrannten, als die brennenden Leichen von oben auf sie fielen.
Der Tod ihrer Kameraden hielt die Taan nicht auf; sie stürmten weiter die Treppen hinauf, traten die immer noch brennenden Leichen weg, kletterten über sie oder stiegen auf sie, um die Feinde auf der Mauer zu erreichen. Auf dem Wehrgang angekommen, stürzten sie sich auf die Ritter und Soldaten, welche sie aufhalten wollten – Ritter und Soldaten, die so etwas noch nie erlebt hatten.
Überwältigt von der Kraft und der Wildheit ihrer Feinde begannen die Verteidiger zurückzufallen. Tasgall wagte nicht mehr, seine Magie einzusetzen, denn er hatte Angst, seine eigenen Leute zu verwunden. Er und Dagnarus wechselten einen Blick, zogen dann gleichzeitig die Schwerter und stürzten vorwärts, um den Rückzug aufzuhalten.
Tasgall war immer nur ein mittelmäßiger Schwertkämpfer gewesen. Er benutzte ein doppelhändiges Breitschwert und verließ sich auf reine Kraft. Dagnarus hingegen war ein hervorragender Kämpfer. Er stürzte sich mit solcher Geschicklichkeit auf die Taan, dass wenige ihn auch nur berührten. Es wurde offensichtlich, dass er schon öfter gegen diese Geschöpfe gekämpft hatte. Er war mit ihrem Kampfstil und ihren seltsamen Waffen vertraut.
Tasgall war neugierig zu sehen, wie die Taan darauf reagieren würden, dass ihr »Gott« sie angriff, und war überrascht, als sie Dagnarus offenbar nicht einmal erkannten. Er hätte die Schwertarbeit des neuen Königs gern noch länger beobachtet, aber nun musste er um sein eigenes Leben kämpfen. Ein Taan griff ihn mit einem dieser zweiteiligen Schwerter an, und die Klingen bewegten sich so schnell, dass sie vor Tasgalls Augen verschwammen. Der Taan verteidigte sich mit einer Klinge und griff mit der andern an. Der scharfe Stahl schnitt durch den nietenbesetzten Handschuh, welchen Tasgall trug, und riss seinen Handrücken auf. Mit der anderen Klinge hielt der Taan das Schwert des Kriegsmagiers in seinem tödlichen Abwärtsschlag auf.
Das zähnefletschende Gesicht des Taan war jetzt dicht an dem von Tasgall. Der Magier konnte den widerlichen Gestank riechen, den das Geschöpf verströmte, und er schaute ihm direkt in die kleinen, zornig glitzernden Augen. Der Taan war hoch gewachsen, hatte eine breite Brust und schien nur aus Muskeln, Sehnen und Knochen zu bestehen, welche von haariger Haut überzogen waren, die fester schien als eine Lederrüstung. Er benutzte selbst seine Füße noch als Waffen. Er trat nach Tasgall und versuchte, ihn aus dem Gleichgewicht zu bringen, während er weiter mit seinen tödlichen Klingen auf ihn eindrang.
Die beiden schoben sich hin und her und schlugen aufeinander ein, und keiner konnte an Boden gewinnen. Dann grunzte der Taan plötzlich und fiel so ruckartig nach hinten, dass Tasgall beinahe selbst aus dem Gleichgewicht geraten und über die Zinnen gefallen wäre. Der Taan sackte tot zu seinen Füßen zusammen, und aus seinem Bauch ragte ein Schwert. Dagnarus packte Tasgall, hielt ihn fest und zeigte nach unten.
Die Taan hatten die Treppe zum Wehrgang erobert, und es kamen jeden Augenblick mehr. Ein weiterer Feuerstoß der Magier räumte den Fuß der Treppe, aber nur für einen Moment. Weitere Taan rannten auf die Stelle zu, wo sie bei lebendigem Leib gebraten
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