Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
packte seine Kampfaxt und hielt sie vor sich. Die anderen Zwerge griffen nach Schwertern, Äxten oder Bögen und bereiteten sich auf einen Angriff vor.
Wolfram schrie sich heiser bei dem Versuch, die Zwerge auf der einen und Ranessa auf der anderen Seite zu beruhigen. Der Drache brüllte und fletschte die Zähne. Von dem schrecklichen Lärm aus ihren Studien gerissen, spähten Mönche aus den Fenstern und Türen. Die Omarah kamen über das Gelände gerannt, die riesigen Stäbe in der Hand, um etwas gegen diese Störung zu unternehmen.
Dann zeigte Kolost nach oben.
»Noch einer!«, rief er. Ein zweiter Drache kam von Osten her über die Berge geflogen.
Beim Anblick ihrer Mutter nahm Ranessa wieder Menschengestalt an. Sie duckte sich hinter Wolfram und versuchte, sich zu verstecken. Da sie größer war als er, war das nicht von sonderlichem Erfolg gekrönt.
Der rote Drache stieß vor dem Kloster herab und begann, über den Zwergen zu kreisen.
»Steckt die Waffen weg, meine Herren«, sagte Feuer. »Meine Tochter will euch nichts Böses, nicht wahr, Tochter?«
Ranessa, die sich immer noch hinter Wolfram duckte, schüttelte den Kopf.
»Verzeiht meinem Kind, meine Herren«, fuhr Feuer fort. »Sie ist frisch geschlüpft und weiß noch nicht, wie sie sich verhalten soll. Das mit euren Pferden tut mir Leid. Die Omarah werden sie wieder zusammentreiben und dafür sorgen, dass sie zu euch zurückgebracht werden.«
Kolost blickte ehrfürchtig zu Feuer auf, und vor Erstaunen fand er keine Worte. Wolfram berührte die Schulter des Clanführers.
»Du solltest lieber tun, was sie sagt«, riet er. »Steckt eure Waffen weg. Sofort.«
Kolost senkte die Kampfaxt und befahl seiner Eskorte, seinem Beispiel zu folgen.
»Das ist alles deine Schuld!«, rief Ranessa und versetzte Wolfram einen so festen Stoß zwischen die Schulterblätter, dass es ihn auf die Knie warf. Sie stolzierte davon und überließ es ihm selbst, sich wieder aufzuraffen.
»Ich muss mich noch einmal entschuldigen«, sagte Feuer.
Dann flatterte sie wieder auf, segelte durch die Wolken und verschwand auf der Nordseite des Bergs.
Die Zwerge wandten sich Wolfram zu. Sollten sie doch starren. Es war ihm egal.
»Sie werden eure Pferde zurückbringen.«
Wolfram drehte sich auf dem Absatz um und eilte zurück ins Kloster, um sein Gepäck zu holen. Er war erschöpft, weil er zu wenig geschlafen hatte, aber er nahm an, noch ein paar Meilen zwischen sich und den Drachenberg bringen zu können, bevor er zusammenbrach.
Er griff nach seinem Rucksack und setzte den mit Pelz gefütterten Hut auf. Er war auf dem Weg zur Tür und weg vom Drachenberg – und diesmal meinte er es ernst –, als ein Omarah die schwere Hand auf seine Schulter legte.
»Feuer möchte dich sehen.«
»Ich will nicht mit ihr sprechen«, erklärte Wolfram. »Ich gehe.«
»Feuer möchte dich sehen«, wiederholte der Omarah. Er packte Wolframs Schulter fester.
Feuer stand am Fenster und starrte hinaus, die Hände auf dem Rücken verschränkt.
Als sie sich umdrehte, bemerkte. Wolfram ihre besorgte, unruhige Miene und fühlte sich an seine eigene Mutter erinnert, die oft so ausgesehen hatte. Plötzlich fühlte er sich ganz unvernünftigerweise schuldig.
»Feuer«, sagte er und nahm den Hut ab. »Es tut mir ehrlich Leid …«
»Es ist nicht dein Fehler, Wolfram.« Feuer lächelte bedauernd.
»Wenn überhaupt, dann ist es meine Schuld. Ranessa ist mein erstes Kind, weißt du. Ich bin in eine Falle gegangen, in der viele Eltern mit ihrem Erstgeborenen landen. Ich war zu beschützerisch. Zu nachgiebig. Sie ist störrisch und eigenwillig, ganz ähnlich wie ich, als ich frisch geschlüpft war. Mit anderen Worten, ich war bisher keine gute Mutter. Ich werde Ranessa in die Welt hinausschicken, Wolfram. Und ich will, dass du mit ihr gehst.«
Wolfram versuchte zu widersprechen, aber es kam nur ein ersticktes Gurgeln heraus.
»Das könnte die Lösung all eurer Probleme sein«, fuhr Feuer fort und tat so, als bemerke sie sein Unbehagen nicht. »Ranessa wird Gelegenheit haben, die Welt durch ihre Drachenaugen zu sehen. Und du wirst zusammen mit Kolost sicher und schnell nach Saumel gelangen. Das Verschwinden des Zwergenteils des Steins der Könige ist eine ernste Sache, Wolfram. Das verstehst du doch, nicht wahr?«
»Ich… ich denke schon«, antwortete Wolfram halb betäubt. »Es ist nur… ich weiß nicht, wer ihn genommen haben könnte. Wer würde so etwas auch nur wollen…«
»Tatsächlich,
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