Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
»Und was sollen wir jetzt tun?«
»Wir schicken alle Späher, die wir nicht unbedingt brauchen, um die anderen Stämme zu benachrichtigen. Ich habe Nb'arsk und L'nkst befohlen, das ebenfalls zu tun. Sie werden den Taan, die bereits auf unserer Seite stehen, sagen, sie brauchten sich nicht mehr zu verbergen, sie können nun offen über die alten Götter sprechen und ihre Freunde dazu drängen, sich von Dagnarus loszusagen und zum alten Weg zurückzukehren. Sie werden erklären, dass ich der Anführer der Taan bin.«
»Das wird bei den Stämmen zu Unruhe führen«, sagte Derl voraus. »Einige werden Dagnarus treu bleiben. Es wird zu Blutvergießen kommen.«
K'let zuckte mit den Schultern. »Umso besser. Säubern wir unsere Reihen von denen, die diesen dreckigen Xkes weiterhin als Gott betrachten. Die Leere soll sie holen.«
K'let half Derl beim Aufstehen. »Ruf die Stämme zusammen. Ich werde mit den Leuten sprechen, ihnen sagen, was geschehen ist, und die Späher ausschicken.«
»Ich werde auch den Dank für die Götter vorbereiten«, sagte Derl. »Morgen wird ein Feiertag sein.«
»Füge deinen Gebeten noch einen Dank hinzu, Derl«, fügte K'let hinzu, als der Schamane sich zum Gehen wandte. »Ich habe gestern von unseren Leuten im Osten gehört.«
»Und?« Derl blieb stehen und drehte sich um.
»Ihre Mission war erfolgreich«, sagte K'let mit einem breiten Grinsen. »Sie sind sicher am Treffpunkt eingetroffen und erwarten mich dort.«
»Alles ist gut gegangen?«, fragte Derl.
»Sehr gut«, antwortete K'let.
Nachdem der Vrykyl ihn entlassen hatte, hatte sich Rabe aufgemacht, in sein eigenes Lager zurückzukehren und Durzor ein bisschen aufzuheitern. Aber er war immer noch erschüttert von diesem entsetzlichen Schrei, den K'let ausgestoßen hatte, und nun stand ihm eine weitere unangenehme Überraschung bevor. Der Schamane R'lt kam aus dem Schatten und stellte sich Rabe in den Weg.
Rabe blieb ruckartig stehen, um R'lt nicht zu berühren. Wie alle Trevinici ekelte sich Rabe vor Magie und jenen, welche sie ausübten. Er hatte auch nichts für menschliche Magier übrig, aber dieser Schamane, der nach der Leere stank, drehte ihm den Magen um.
Rabe warf R'lt einen misstrauischen Blick zu. »Was willst du?«
»Ich wollte dich warnen, R'b«, sagte R'lt mit Hilfe eines Halbtaan-Übersetzers. »Deine dumme kleine Dur-zor ist in Gefahr.«
Rabe starrte ihn misstrauisch an.
»Dur-zor!«, wiederholte R'lt, dann fuhr er mit dem Finger über seine eigene Kehle. »Dag-ruks Befehl.« Er drehte sich um und zeigte aufs Lager.
Rabe verstand sofort und rannte los. Er verfluchte sich dafür, dass er so dumm gewesen war. Deshalb war Dur-zor so unglücklich gewesen! Deshalb hatte sie darauf bestanden, dass er sich mit Dag-ruk vereinigen sollte. Er war selbstsüchtig gewesen, hatte nur an sich gedacht und keinen Gedanken an sie verschwendet. Dag-ruk würde ihn nicht bestrafen. Er war ein Krieger und wertvoll für sie. Er stand hoch in der Gunst von K'let. Dag-ruk würde Dur-zor bestrafen und dieses Hindernis beseitigen.
Rabe rannte ins Lager, und seine ungewohnte Eile und die wilden Blicke, welche er um sich warf, lösten überall Unruhe aus. Krieger schrien ihm Fragen zu, wollten wissen, was los sei. Rabe achtete nicht auf sie und rannte direkt zu seinem Zelt. Er zog die Klappe beiseite und spähte hinein.
Dur-zor war nicht da.
Er suchte überall im Lager, fand sie aber nicht. Die Krieger begriffen schließlich, was los war, und machten sich wieder an die Arbeit. Rabe bemerkte, dass viele Blicke gewechselt wurden, und fand seinen Verdacht bestätigt. Alle hier wussten, was los war.
Er griff sich die erste Halbtaan, die seinen Weg kreuzte.
»Wo ist Dur-zor?«, schrie er.
Die Halbtaan schreckte vor ihm zurück. Er packte sie fester und schüttelte sie. »Sag es mir, verdammt! Wo haben sie sie hingebracht?«
Die Halbtaan war an Gehorsam gewöhnt, also hob sie eine zitternde Hand und zeigte nach Osten.
Rabe stieß die Frau weg, drehte sich um und rannte los. Er war noch nicht weit gekommen, als sein geübtes Auge Spuren entdeckte. Grashalme waren geknickt und zertreten worden. In der Erde konnte er die Krallenspuren von Taanzehen erkennen. Er folgte den Spuren, und das Herz schlug ihm bis zum Hals, denn er erwartete jeden Augenblick, über Dur-zors Leiche zu stolpern.
Er bewegte sich so schnell er konnte weiter, aber er hatte Angst, die Spur zu verlieren, wenn er sich zu sehr beeilte.
Es war allerdings eine sonderlich
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