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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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überall im Lager zu hören war und bewirkte, dass die Krieger alles stehen und liegen ließen, ihre Waffen packten und zu ihm rannten. Alle dachten, es sei sein Todesschrei gewesen. Seine Leibwachen kamen heraus, um uns zu sagen, dass alles in Ordnung und der Kyl-sarnz in Sicherheit ist. Aber sie haben nicht gesagt, was passiert ist. Sie erklärten nur, dass K'let dich sofort sehen wollte.«
    »Reich mir mein Gewand«, sagte Derl. »Irgendeines. Es ist egal. Aber beeil dich.«
    Mit der Hilfe der jungen Schamanin wickelte er sich in eins der dicken Gewänder, die niemals dick genug waren, um die Kälte fern zu halten, die er selbst am heißesten Sommertag noch in seinen Knochen spürte. Er ging durchs Lager, langsam, aber immer noch aus eigener Kraft. Die Alltagsroutine war zum Stillstand gekommen. Die Krieger standen mit ihren Waffen in der Hand misstrauisch und angespannt da. Die Arbeiter hatten für alle Fälle die Kinder zusammengeholt.
    Der Leibwächter, von denen einer der Xkes R'b war, traten beiseite, um Derl durchzulassen.
    K'lets Zelt war größer als die Zelte der meisten Taan. Dagnarus hatte K'let ein Zelt gegeben, wie es die Könige und Befehlshaber der Menschen benutzten, und es war so groß, dass ein Taan darin aufrecht stehen konnte. Dafür war Derl dankbar. Sich zu bücken, um die kleinen Taanzelte zu betreten, fiel ihm mit seinen alten Knochen schwer. Drinnen sah er, dass K'let nicht die Rüstung der Leere trug, sondern seine Taangestalt angenommen hatte. Er blieb stehen und starrte ihn an. K'let benutzte selten seine Taangestalt, sondern zog es vor, sich in die glänzende schwarze Rüstung der Leere zu hüllen, welche ihn von seinen Leuten unterschied. K'let war als Albino geboren und deshalb von den Taan verachtet und kaum besser behandelt worden als ein Halbtaan. Obwohl er nun noch zu seinen Lebzeiten beinahe so etwas wie ein Gott war, waren die Erinnerungen an seine Jugend so schmerzlich, dass sie selbst die Kluft des Todes überspannten. Nur selten nahm K'let jene Gestalt an, welche er im Leben gehabt hatte – die eines männlichen Taan, stark und muskulös, wild und Furcht erregend, mit beinahe weißer Haut und roten Reptilienaugen.
    K'let ging im Zelt auf und ab. Sein Gesichtsausdruck war anders als alles, was Derl je bei ihm gesehen hatte, und dabei kannte er K'let nun schon beinahe hundert Jahre. Der Vrykyl hatte das Gesicht zu einem wütenden Zähnefletschen verzogen, aber in den roten Augen stand wilde Freude.
    »K'let«, sagte Derl, »du hast mich gerufen. Ich fürchte, du hast schlechte Nachrichten …«
    »Deine Angst ist berechtigt«, unterbrach ihn K'let, blieb stehen und drehte sich zu Derl um.
    »Schick die Wachen weg.«
    Verwundert hob Derl die Zeltklappe. »Ihr seid entlassen.«
    Der Mensch, R'b, hatte vielleicht die Worte nicht verstanden, aber die Geste war unmissverständlich genug. Er ging davon, in die Richtung, in welcher das Lager seines Stammes lag.
    »Also, mein Freund, was ist los?«, fragte Derl und ließ die Zeltklappe wieder sinken.
    K'let bedeutete dem Schamanen, doch näher zu kommen. Seine roten Augen glühten. »Ich habe mit Nb'arsk gesprochen.«
    Nb'arsk war ebenfalls ein Vrykyl – ein Taanvrykyl wie K'let. Die beiden konnten durch das Blutmesser miteinander sprechen.
    »Fünftausend Taan sind im Kampf um die Gottesstadt gefallen«, sagte K'let.
    Derl starrte ihn entsetzt an.
    »Sie wurden umgebracht«, fuhr K'let fort; er spuckte die Worte geradezu zwischen seinen scharfen Zähnen hervor. »Von Dagnarus.«
    Derl wusste nicht, was er sagen sollte. Die schrecklichen Nachrichten erschütterten ihn. Seine Beine fingen an zu kribbeln und zu zittern, und das Blut wich ihm aus dem Kopf. Er musste sich hinsetzen, damit er nicht fiel. K'let half dem alten Schamanen, dann hockte er sich neben ihn.
    Als der Schwindel vergangen war, fühlte sich Derl besser. Jetzt verstand er K'lets Zorn – und den Triumph.
    »Erzähle«, war alles, was er sagte.
    »Als die Taan zur Gottesstadt kamen, ist Dagnarus allein in die Stadt geritten und hat den Taan gesagt, er wollte die Xkes dazu überreden, ihm die Stadt auszuliefern.«
    Derl zuckte mit den Schultern. Er war nie in der Lage gewesen, diese seltsame Vorstellung vom »Sich-Ergeben« zu begreifen, aber er ließ die Sache im Augenblick auf sich beruhen.
    »Dagnarus sagte den Taan, sie sollten noch nicht angreifen, sondern auf seine Befehle warten. Tage vergingen, und Dagnarus kehrte nicht zurück. Dann kam er eines Morgens und

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