Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
Ranessa schrill. »Ich habe dich vor dem Vrykyl gerettet. Es war übrigens schon das zweite Mal.«
»Ranessa«, sagte Großmutter Pecwae, »ich sehe, du hast dich selbst gefunden.«
Ranessa wollte eine dreiste Antwort geben, aber ein Blick in die Augen der alten Frau bewirkte, dass sie es sich anders überlegte.
»Ich habe meine Haut abgestreift«, sagte sie verwirrt.
»Gut«, befand die Großmutter. »Ich wusste immer, dass sie zu eng für dich war.«
Wolfram warf einen Blick auf den Stein der Könige in seinen Händen und beobachtete, wie er im Mondlicht glitzerte.
»Jemand kommt«, sagte Ranessa in warnendem Ton.
Wolfram stand auf und stellte sich schützend vor Fenella und die Großmutter.
Aus dem Dunkel traten der Vinnengaelier und Jessan. Wolfram seufzte erleichtert auf.
»Der Vrykyl könnte immer noch in der Nähe sein«, sagte Ulaf.
»Wir sollten sofort gehen. Wir sind alle in Gefahr …«
»Tante Ranessa?«, rief Jessan verblüfft. »Bist du es wirklich? Was machst du denn hier?«
»Hallo, Neffe«, sagte Ranessa kühl. »Hast du mir ein Geschenk mitgebracht?«
Wolfram starrte in den Stein der Könige, in sein reines, klares, makelloses Herz. Er hängte sich den Stein um den Hals. Der Stein verschmolz mit seiner silbernen Rüstung und verschwand. Aber Wolfram wusste, dass der Stein bei ihm war. Er konnte sein Gewicht auf seiner Seele spüren.
Gilda stand neben ihm.
»Alt-Vinnengael«, sagte sie. Wolfram nickte.
Sie folgten Ulafs Rat und verließen den Wald auf dem schnellsten Weg. Als sie zur Straße zurückkehrten, mussten sie feststellen, dass ihre Pferde davongerannt und nirgendwo zu sehen waren. Die Sänfte mit Bashae lag am Straßenrand. Jessan sagte, sie habe sich von seinem Pferd gelöst, als die Tiere geflohen waren, aber die Großmutter behauptete, die Götter hätten sie hier behalten. So wie die Straße aussah – die Erde war aufgewühlt und hatte sich mit dem schmelzenden Schnee zu Schlamm verbunden –, war vor kurzer Zeit eine große Gruppe von Reitern vorbeigekommen.
»Klendist. Ich habe ihn verpasst«, sagte Ulaf finster. Er trat gegen einen verdreckten Schneehaufen. »Verdammt, wer hat behauptet, dass hier Kräfte am Werk seien, die gegen die Leere arbeiten?«
»Ihr, wenn ich mich richtig erinnere«, sagte Jessan lächelnd. »Diese Söldner haben eine Spur hinterlassen, der ein blinder Oger folgen könnte. Diese Spuren werden Euch zum Portal führen.«
»Nach allem, was ich von Klendist gehört habe, wird er dafür sorgen, keine weiteren Spuren zu hinterlassen«, erwiderte Ulaf verdrießlich. »Dennoch, mir bleibt wohl nichts anderes übrig.«
Er sah sich um, und sein Ärger wuchs. »Und ich werde wohl zu Fuß gehen müssen, denn unsere Pferde sind verschwunden.«
»Die Taan haben sie verängstigt, aber sie sind nicht weit weg«, sagte die Großmutter. Sie legte die Finger an die Lippen und pfiff durchdringend. Dann hob sie die Stimme und rief etwas in Twithil.
»Was sagt sie da?«, fragte Ulaf.
»Sie hat den Pferden gesagt, dass die Gefahr vorüber ist und sie jetzt zurückkommen können«, antwortete Jessan.
»Und das wird klappen?«
Jessan zeigte geradeaus.
Tatsächlich – die Pferde kamen die Straße entlanggetrabt. Sie liefen direkt zu Großmutter Pecwae und begannen, liebevoll an ihrem Haar zu knabbern.
Sobald sein Pferd wieder da war, stieg Ulaf auf und wendete es zur Kreuzung.
Jessan griff in die Zügel. »Ihr seid nicht in der Verfassung zu reiten, mein Freund. Ihr seid halb erfroren.«
»Mir bleibt nichts anderes übrig«, sagte Ulaf. »Ich muss Klendist finden und sehen, wo er dieses Portal betritt. Es ist die einzige Möglichkeit, Baron Shadamehr rechtzeitig zu erreichen und ihn zu warnen. Wenn er den Stein der Könige nach AltVinnengael bringt, geht er direkt in eine Falle.«
»Wie?« Wolfram blickte verblüfft auf. »Was sagt Ihr da über eine Falle?«
»Ich habe einen Vrykyl – den, welchen sie Shakur nennen – belauscht, wie er sich mit einem Söldner unterhalten hat, der für Dagnarus arbeitet«, erklärte Ulaf. »Er sagte, die Paladine, welche die einzelnen Teile des Steins der Könige in ihrem Besitz haben, würden sie nach Alt-Vinnengael bringen. Shakur behauptete, dass sie damit in eine Falle gehen, die Dagnarus ihnen gestellt hat.« Dann fiel Ulaf etwas auf. Er betrachtete den Zwerg mit plötzlicher Neugierde. »Warum fragt Ihr?«
»Aus keinem bestimmten Grund«, antwortete Wolfram. Er steckte die Hände in die Taschen und wandte sich
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