Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
auf. Das magische Licht war schrecklich. Es glühte in Jedashs Kopf und beleuchtete die Leere, bewirkte, dass der Vrykyl nackt und ausgeliefert vor den Göttern stand. Jedash konnte spüren, wie sein untoter Geist unter ihrem segensreichen Blick zu schrumpfen begann.
Jessan hatte sich dem verdutzten Vrykyl von hinten genähert und stieß ihm jetzt das Blutmesser in den Rücken.
Das schlanke, zerbrechlich aussehende Messer schnitt durch die Rüstung der Leere und drang durch das verwesende Fleisch des Vrykyl. Da dieses Messer selbst aus der Leere entstanden war, konnte es die Magie der Leere zerteilen, welche den Vrykyl zusammenhielt.
Schmerzen wie von heißem, glühendem Metall erfüllten Jedash, als das Blutmesser die finsteren, aus Tod gesponnenen Fäden zertrennte, die den Vrykyl an seine Existenz banden.
Kreischend vor Zorn fuhr Jedash zu seinem neuen Angreifer herum.
Jessan versuchte, das Blutmesser wieder herauszuziehen, aber seine verschwitzten Finger rutschten vom Griff ab. Die Knochenklinge blieb in der schwarzen Rüstung des Vrykyl stecken.
Der Vrykyl streckte die Hand durch das schwarze Material seines Harnischs. Er tastete in seinem eigenen Kadaver herum, und mit einem gequälten Heulen packte er das Blutmesser, welches in seinem verwesenden Fleisch steckte, und riss es heraus. Jedash hatte, was er wollte. Er hatte den Rucksack, und er war sicher, dass sich der Stein der Könige darin befand. Der Vrykyl zerdrückte das Blutmesser in der Hand und warf die Überreste nach Jessan. Dann eilte er mit seiner Beute zur Tür. Die Splitter des Blutmessers trafen Jessan. Jene, die auf nackte Haut stießen, rissen Wunden, aber Jessan achtete nicht darauf. Bashae lag zusammengebrochen und blutend auf dem Boden. Die Großmutter beugte sich über ihn, ihr Gesicht nass von Blut und Tränen, und rezitierte die alten Pecwae-Heilsprüche, die Worte von Schluchzen unterbrochen.
Weiß glühende Wut explodierte in Jessans Hirn und brannte jeden Selbsterhaltungstrieb weg. Er hatte nur ein Ziel: Er wollte den Rucksack wieder haben, um den sein Freund mit solch uncharakteristischem Mut gekämpft hatte.
Jessan packte einen Lederriemen, der von der Hand des Vrykyl hing. Mit einer Kraft, welche aus Zorn und Schmerz geboren war, riss Jessan den Rucksack los. Verblüfft versuchte der Vrykyl, sich seine Beute zurückzuholen. Jessan sprang zurück, um der fegenden Handbewegung des Vrykyl zu entkommen, und fiel über einen Stuhl. Er krachte auf den Boden.
Er drückte sich den Rucksack an die Brust, schützte ihn mit seinem Körper und versuchte aufzustehen, aber ihm wurde schwindelig. Der Boden kippte und drehte sich unter ihm. Seine nackten Arme und Beine brannten vor Schmerz, und er erkannte entsetzt, dass sich die Überreste des Blutmessers überall, wo sie ihn getroffen hatten, in scheußliche schwarze Egel verwandelt hatten, die sich in seine Haut fraßen. »Jessan!«, schrie Ulaf, aber seine Stimme schien aus großer Ferne zu kommen.
Der junge Trevinici wusste, dass er in der Falle saß, und nahm an, dass er sterben würde, also richtete er sich auf und warf den Rucksack so weit von sich und dem Vrykyl weg, wie er nur konnte, und in die Richtung, aus der Ulafs Stimme erklungen war.
Der Vrykyl brüllte vor Zorn und versuchte, den Rucksack zu fangen, aber der befand sich nun weit außerhalb seiner Reichweite. Wütend griff der Vrykyl Jessan an. Die scharfen Krallen der gepanzerten Handschuhe rissen dem jungen Krieger den Rücken auf.
Der Schmerz fuhr Jessan bis in die Seele. Er zuckte, schrie vor Schmerz und brach zu Füßen des Vrykyl zusammen.
Der Ledersack landete mit einem Klatschen vor Ulaf auf dem Boden, und der junge Mann stürzte sich darauf. Er steckte den Sack mit seinem kostbaren Inhalt in sein weites Hemd.
Inzwischen hatten die meisten Gäste die Kneipe verlassen, waren durch Fenster gesprungen oder hatten sich gegenseitig bei dem Versuch, durch die Tür zu fliehen, verprügelt. Zurückgeblieben waren nur Shadamehrs Leute und der Besitzer der Kneipe, der versuchte, sich an dem Kampf zu beteiligen.
Die Kriegsmagier waren inzwischen vor dem Gasthaus eingetroffen, aber sie stürmten den Schankraum nicht sofort. Vor dem Fenster konnte man eine Stimme hören, die Befehle erteilte. Der Anführer der Kriegsmagier verteilte seine Truppe nach vorn und hinten, postierte seine Leute an allen Eingängen und gab ihnen den Befehl, den Vrykyl im Haus zu halten und nicht entkommen zu lassen. Schwere Stiefelschritte
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