Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
schmerzerfüllt auf. Es war die Hand des Vrykyl, und die Berührung war die Berührung der Leere. Die Hand brannte mit einer schrecklichen Kälte, welche Rabe tief ins Herz traf.
K'lets Klauen gruben sich in Rabes Fleisch. Blut rann über Rabes Arm. K'let zerrte den Krieger auf die Beine.
Rabe versuchte, sich loszureißen, aber K'let hielt ihn fest gepackt. Rabe konnte ihn nicht abschütteln.
»Lass mich los«, sagte der Trevinici durch zusammengebissene Zähne, denn die Berührung des Vrykyl tat furchtbar weh. »Ich komme allein zurecht.«
K'let starrte ihn aus leeren, dunklen Augen an.
»Ich schaffe es schon«, wiederholte Rabe. »Die Geister sind verschwunden.«
K'let starrte ihn noch einen Moment lang an, dann ließ er ihn mit einem Knurren los und stieg weiter nach oben.
Rabe schaute seinen Arm an. Die Haut war geisterhaft weiß, und der Abdruck von K'lets Hand zeichnete sich deutlich darauf ab. Er rieb die Stelle und versuchte, wieder Farbe hineinzumassieren, aber er konnte nicht einmal seine eigene Berührung spüren. Es war, als berührte er die Haut eines Toten. Aber zumindest konnte er seine Hände noch benutzen, und er verwendete sie zu einem guten Zweck. Er stieg schnell weiter, und die Angst gab ihm neue Kraft. Er war vielleicht immer noch von Geistern umgeben, aber sie konnten ihn nicht mehr schrecken.
Der Drache der Leere umkreiste die Ruinen von Vinnengael. Er war riesig, der größte, den es je in Loerem gegeben hatte, und er war schon einmal hier gewesen. Damals war er in die Ruinen dessen, was einmal die stolze Stadt Vinnengael gewesen war, hinabgestoßen und hatte die Leiche des Mönchs vom Drachenberg aus dem zerstörten Tempel der Magier geholt. Der Mönch war hergekommen, um eine Geschichte von Selbstüberschätzung und Eifersucht, verräterischem Ehrgeiz und blindem Stolz, herzzerreißendem Kummer und edler Selbstaufopferung aufzuzeichnen, und der Drache war geschickt worden, um den toten Mönch nach Hause zu holen.
Nun zerfetzte er den grauen Nebel mit seinen schwarzen Flügeln und ließ sich schließlich auf dem Trümmerberg nieder, welcher vom Tempel der Magier übrig geblieben war.
Der Drache war der älteste seiner Art in Loerem und der einzige Drache, der vollkommen der Leere ergeben war. Wie viele Jahre er schon lebte, wusste nicht einmal er selbst, denn der Wechsel der Jahreszeiten bedeutete ihm nicht viel. Er war schon ein älterer Drache gewesen, als König Tamaros zur Welt gekommen war. Er hatte Dagnarus' Aufstieg als Lord der Leere beobachtet. Der Drache war Zeuge des Falls von AltVinnengael geworden und hatte die Leiche des Mönchs aus der zerstörten Stadt geholt, damit die Aufzeichnungen über diesen Augenblick erhalten blieben.
Im Allgemeinen kümmerte er sich nicht um die Angelegenheiten der Menschen, es sei denn als einer der fünf Hüter der Mönche auf dem Drachenberg. Der Drache der Leere hatte wenig für Menschen übrig, aber ihre Anstrengungen auf ihrem kurzen Lebensweg waren für ihn ein endloser Quell der Heiterkeit, und daher hatte er zugestimmt, einer der Drachen zu werden, die auf dem Drachenberg über jene wachten, welche diese Anstrengungen aufzeichneten.
Im Laufe der Jahrhunderte war der Drache auch Zeuge eines anderen Kampfes geworden – eines ewigen Kampfes zwischen den Göttern und der Leere um die Seelen der Menschen. Der Drache der Leere hatte die Gezeiten dieses Kampfes beobachtet, bei denen manchmal eine Seite dem Sieg näher war, dann die andere. Er war davon ausgegangen, dass keine von beiden gewinnen würde (oder je gewinnen sollte, wie das die Elementedrachen immer wieder predigten). Dann hatte Dagnarus in den Stein der Könige geschaut. Er hatte die Leere gesehen und sich ihr hingegeben. Er hatte den Dolch der Vrykyl für sich beansprucht. Der Drache war fasziniert gewesen.
Er sah voraus, dass Dagnarus' Feuer sich nicht so rasch selbst verzehren würde wie die Feuer so vieler vor ihm, die das Vakuum der Leere zum Verlöschen gebracht hatte. Dagnarus' Feuer brauchte keine Luft. Es brannte aus sich selbst heraus, und es hatte alle Voraussetzungen, lange und hell zu brennen. Durch ihn erhielt die Leere Macht, und der Drache konnte sich nun tatsächlich vorstellen, dass die Leere einmal die Oberhand in der Welt gewinnen würde.
»Die Götter sammeln ihre Truppen«, warnte der Drache Dagnarus nun, als der Lord der Leere von seinem Rücken stieg. »Sie haben ihre Auserwählten geschickt, um dich zu prüfen.«
Dagnarus lachte. »Die Götter
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