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Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit

Titel: Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Dass er es dennoch getan hatte, und noch dazu aus zorniger Eifersucht heraus, zeugte von schlechtem Urteilsvermögen und ließ ihn kleinlich, schwach und rachsüchtig erscheinen.
    Der Anblick des Blutflecks brachte auch viele Erinnerungen zurück – Erinnerungen an Gareth und ihre gemeinsame Kindheit. Und das wieder führte zu Erinnerungen an seinen Vater und schließlich an Helmos. Dagnarus fühlte sich, als ob er in einen Brunnenschacht der Erinnerungen stürzte.
    »Wenn ich den Stein der Könige erst habe, werde ich als Erstes diesen verfluchten Fleck wegwaschen«, nahm er sich vor.

    Gareth war nahe bei der kleinen Zelle gestorben, die das Portal der Götter beherbergte. Dagnarus versuchte in diese Zelle hineinzuspähen, aber es gelang ihm nicht. Er musste über Gareths Leiche steigen und die Lampe hochhalten, um das Zimmer zu beleuchten.
    Es sah ganz so aus wie eine Mönchszelle, klein und fensterlos, still und schlicht ausgestattet mit einem Bett, einem Stuhl und einem Schreibtisch. Dagnarus war enttäuscht. Das hier war nicht der Raum, an den er sich erinnerte.
    Er achtete selten auf Einzelheiten und erinnerte sich nicht oft daran – aber es gab eine Ausnahme: Er konnte sich an jedes noch so kleine Detail seiner letzten Begegnung mit seinem Bruder Helmos erinnern. Er erinnerte sich an jede Einzelheit des Portals der Götter.
    »Ein gewaltiger Raum«, sagte Dagnarus und ließ das Licht ins Zimmer fallen. »Ohne Wände und mit der Himmelskuppel als Decke. Die Kuppel war von Licht erfüllt. In der Mitte der Stein der Könige – ein Viertel des Steins der Könige –, der in dem strahlenden Licht glitzerte wie der Abendstern bei Sonnenuntergang.«
    Nur sein Bruder hatte zwischen ihm und seinem größten Wunsch gestanden.
    Sein Bruder war allein gewesen.
    Helmos' Miene war ernst. Das Licht des Portals schimmerte in seinen Augen.
    »Das ist alles nur deine Schuld«, sagte Dagnarus zu seinem Bruder. »Wenn du mir gegeben hättest, was mir gehörte, wäre das nicht geschehen. Ich werde es nun endlich in Ordnung bringen, aber du wirst nie erfahren, wie viel es mich gekostet hat. Verflucht sollst du sein, Helmos. Deine Seele soll von der Leere verschlungen werden, so wie meine all diese Jahre verflucht war. Diese leeren, leeren Jahre …«
    Er hielt die Laterne hoch und schaute in das kleine Zimmer mit vier Wänden, einer Decke und Bett, Stuhl und Tisch.
    »Wenn ich den Fleck beseitigen lasse, werde ich auch dieses Portal abschaffen«, schwor Dagnarus. »Ich brauche keine Straße zu den Göttern. Wenn die Götter etwas von mir wollen, können sie zu mir kommen. Ich werde diesen Tempel abtragen lassen, dann auch den Palast und alles andere, das an diesem schrecklichen Ort noch steht, dem Erdboden gleichmachen. Ich werde hier eine neue Stadt errichten, meine eigene Stadt. Ich werde diesen Ort von seinen Gespenstern befreien.«
    Als Dagnarus einen Schritt auf das Portal zu machte, erhob sich eine bleiche, durchsichtige Gestalt von den Knochen auf dem Boden.
    »Mein Prinz.« Gareths Geist verbeugte sich, aber als Dagnarus versuchte, an ihm vorbeizukommen, fand er den Weg versperrt.
    Gareth sah im Tod ebenso aus wie im Leben. Er trug das schwarze Gewand eines Zauberers der Leere. Er hatte ein Geburtsmal im Gesicht, welches Dagnarus als Kind dazu veranlasst hatte, ihn »Fleck« zu nennen.
    »Ich möchte hinein, Gareth«, sagte Dagnarus. »Tritt beiseite.«
    »Ich halte Euch nicht auf, Eure Hoheit«, erwiderte Gareth.
    Dagnarus warf einen Blick an dem Geist vorbei ins Portal. Schulterzuckend wandte er sich ab. Er würde hineingehen, wenn er erst den Stein der Könige hatte. Oder vielleicht auch nicht. Er war schließlich nicht dazu gezwungen, oder?
    »Hast du getan, was ich dir befohlen habe? Sind die Paladine auf dem Weg? Bringen sie die vier Teile des Steins der Könige?«
    »Ja, Euer Hoheit«, antwortete Gareth.
    »Ich bin jetzt König«, sagte Dagnarus scharf. »König von Neu-Vinnengael.«
    »Ja, Euer Majestät«, verbesserte sich Gareth. »Es tut mir Leid. Ich habe mich so an die alte Anrede gewöhnt.«
    »Schon gut«, murmelte Dagnarus. »Du kannst mich anreden, wie du willst. Das andere klingt komisch, wenn du es sagst.«
    »Danke, Euer Hoheit.«
    Dagnarus ging in dem schmalen Flur auf und ab, die Hände auf dem Rücken verschränkt, und sein Blick fiel immer wieder auf diesen ärgerlichen Blutfleck an der Wand.
    »Werden sie noch lange brauchen?« Er fuhr zu Gareth herum. »Ich warte nicht gern, das weißt du

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