Der Stein der Könige 3 - Die Pforten der Dunkelheit
forschend, dann warf er Quai-ghai einen Blick zu. »Ich werde einen Zauber der Leere wirken müssen, um es herauszufinden.«
Sie wich ein Stück weit zurück, dann wandte sie sich ab und hielt sich die Ohren zu.
Griffith murmelte die Worte, die sich anfühlten, als würden Spinnen in seinem Mund herumkrabbeln. Er spuckte sie so schnell wie möglich aus.
Shadamehr zuckte zusammen und schrie im Schlaf.
»Wie ausgesprochen seltsam«, murmelte Griffith.
Er rezitierte ein paar beruhigende Worte, und der Baron entspannte sich, sank wieder auf die Koje und seufzte tief.
Griffith berührte Quai-ghai an der Schulter. Sie zuckte zusammen und nahm die Hände von den Ohren.
»Ihr hattet Recht«, sagte er. »Seht Euch das an.«
Der Körper des Barons schimmerte leicht, wie es manchmal mit Leichen passiert, die zu lange nicht begraben worden sind.
»Er stinkt förmlich nach Leere.«
Shadamehrs Körper schlief vielleicht, aber sein Geist war hellwach. Er bewegte sich weiter und weiter durch eine Landschaft, die graubraun, unfruchtbar und steinig war. Er hatte kein offensichtliches Ziel, folgte aber anscheinend einem Kurs und war ärgerlich und zornig, wenn er auf ein Hindernis stieß. Er stapfte eine Straße entlang und schien stundenlang nicht weiterzukommen, nur um dann über ganze Berge zu springen, als trüge er die sagenhaften Stiefel des Riesen Krithnatus, der in Sekundenschnelle rund um die Welt springen konnte.
Dann befand er sich in einer Stadt, in der er sich scheinbar auskannte. Er bewegte sich schnell und erhielt nur einen flüchtigen Eindruck von seiner Umgebung. Er bemerkte zerstörte Gebäude in den Straßen, und überall lagen Trümmer. Die ganze Stadt schien leer und verlassen zu sein. Er war allein, und das machte ihn traurig, aber es überraschte ihn auch nicht.
Er kam zu einem riesigen Trümmerhaufen, der einmal ein wunderschönes Gebäude gewesen war – jedenfalls schien er sich vage daran zu erinnern. Im nächsten Augenblick befand er sich direkt unter den Trümmern und hatte keine Ahnung, wie er dorthin geraten war, aber es überraschte ihn ebenfalls nicht. Er konnte zwar nichts sehen, weil es so dunkel war, aber er wusste, dass er sich in einem großen Raum befand, unter einer Kuppeldecke.
Er war den Göttern sehr nahe. Wenn er die Hand ausstreckte, hätte er sie berühren können.
Shadamehr behielt die Hände sehr entschlossen an seiner Seite.
Es befand sich noch eine Person im Raum. Ein Mann, der offenbar auf ihn gewartet hatte. Shadamehr wusste nicht, wieso er ihn sehen konnte, denn es war stockfinster. Der Mann war jung, und er hätte recht anziehend ausgesehen, wenn da nicht dieser Fleck in seinem Gesicht gewesen wäre.
»Ihr seid Baron Shadamehr, und Ihr seid der Träger des Steins der Könige – des Teils, welcher den Menschen gegeben wurde«, sagte der junge Mann.
Shadamehr antwortete nicht. Er fühlte sich unbehaglich und wäre gerne wieder gegangen. Er glaubte zu träumen, also versuchte er aufzuwachen, aber irgendwie gelang ihm das nicht.
»Dagnarus sucht nach den vier Teilen des Steins der Könige«, fuhr der junge Mann fort. »Sobald er sie in seinem Besitz hat, wird er sie wieder miteinander verbinden, und dann wird er so mächtig sein, dass niemand, kein Land und auch keine Nation, sich ihm noch widersetzen kann. Er hat den Dolch der Vrykyl, welcher ihm unzählige Leben gibt. Er wird Loerem für Jahrhunderte beherrschen. Das ist sein Plan. Er braucht nur die vier Teile des Steins der Könige, um alle Völker an sich zu binden.«
»Das ist ein ziemlich großes ›Nur‹«, antwortete Shadamehr. »Aber Ihr seid mir gegenüber im Vorteil, mein Herr. Ihr wisst, wer ich bin, aber ich kenne Euch nicht.«
»Ich bin Gareth«, sagte der junge Mann.
»Gareth«, wiederholte Shadamehr. »Wieso kenne ich diesen Namen?«
»Denkt noch einmal an die Sagen und Geschichten, die Ihr über Dagnarus gehört habt, denn dort werdet Ihr auf mich stoßen. Ich war der Prügelknabe. Danach war ich sein Zauberer.«
»Ein Zauberer der Leere, wenn ich mich recht erinnere. Ihr habt dabei geholfen, Alt-Vinnengael zu zerstören. Verzeiht, wenn ich so offen bin, Meister Gareth, aber Ihr seid tot. Und ich träume.«
»Ich bin tot. Aber Ihr träumt nicht. Ihr habt einen Teil des Steins der Könige bei Euch, und deshalb habe ich Eure Seele an diesen Ort berufen. Als die Götter König Tamaros den Stein der Könige gaben, war der Stein noch unversehrt. Sie haben Tamaros davor gewarnt, den Stein zu teilen,
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