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Der steinerne Engel

Titel: Der steinerne Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carol O'Connell
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fanatisch ordentlich sie ist. Und da hast du unseren Regierungsfritzen abgenommen, dass sie schlampig gearbeitet hat?«
    »Guter Versuch, Charles, aber bei mir zieht das nicht. Sag
    Mallory, sie soll sich melden, solange ich ihr noch Rückendeckung geben kann.«
    »Ich glaube kaum, dass sie im Augenblick Wert auf deine Rückendeckung legt. Vielleicht, wenn du ...«
    »Was meinst du, wie viele Leute sie auf ihrer Hassliste hat, Charles? Zwanzig? Dreißig? Du kennst doch ihre Einstellung: Wenn man einen Menschen nicht endgültig zerstören kann, ist es Zeitverschwendung, ihn zu hassen.«
    Ob Riker wusste, dass er da in abgewandelter Form Goethe zitiert hatte? Er hatte seit jeher den Verdacht, dass der Sergeant viel gescheiter war, als er den Eindruck erweckte. Unter dem hässlichen Anzug, dem verkleckerten Schlips, der primitiven, unrasierten Fassade steckte ...
    »Ich kenne sie länger als du«, sagte Riker. »Ich habe sie aufwachsen sehen. Du weißt doch, wie sehr ich an ihr hänge.«
    »Ja, das weiß ich.«
    »Dann glaub mir bitte - und ich sag es dir zum letzten Mal, Charles -, dass Mallory eine Soziopathin ist, wie sie im Buche steht. Wieso willst du das nicht begreifen? Ich weiß doch, dass du unter anderem auch einen Abschluss in Psychologie hast. Und fang nicht wieder von der >armen verlorenen Seele< an. Mallory hat keine Seele.«
    »Doch.«
    »Nein. Sie hatte ihre Seele schon verloren, ehe Lou Markowitz sie aufgegabelt hat. Lous Frau hat versucht, ihr eine neue zu geben, aber die wollte sie nicht haben.«
    Charles fiel nichts ein, was er zu Mallorys Verteidigung hätte sagen können. Doch dann kam ihm eine Idee: »Hast du gewusst, dass sie schon als Sechsjährige Klavier spielen konnte?«
    Riker sah einen Augenblick gen Himmel. Dann zuckte er resignierend die Schultern und ging wortlos davon.
    Jetzt stand Henry neben Charles und fragte mit erregt zuckenden Händen, warum dieser Mann all diese Sachen über Kathy gesagt hatte. »Ich habe nur einmal erlebt, dass sie gelogen hat. Als sie noch sechs war und sich für sieben ausgegeben hat.«
    »So was Ähnliches hat sie bei einem Freund von mir auch gemacht«, bestätigte Charles. »Als er die Papiere für die Pflegschaft ausfüllte, hat sie sich für zwölf ausgegeben, als sie erst zehn war. Sie haben sich dann auf elf geeinigt.«
    Das war aber noch nicht Kathys Meisterstück gewesen. Louis Markowitz hatte die Kleine mit nach Hause gebracht, nachdem er sie auf frischer Tat bei einem Diebstahl ertappt hatte. Nur für die eine Nacht und nur aus Eigeninteresse, hatte er behauptet - was bei einem so warmherzigen, anständigen Mann zumindest zweifelhaft war.
    Als Kathy am nächsten Tag zum Frühstück erschien, hatten ihre Augen kalt gefunkelt, und ihr Lächeln war geradezu beängstigend gewesen. Helen Markowitz hatte sich hinter Kathys Stuhl gestellt und ihrem Mann eröffnet, er würde die Kleine weder ins Jugendamt noch sonst wohin bringen. Kathy würde hier bleiben, und damit Schluss. Und in diesem Moment begriff der arme Louis, dass die kleine Diebin ganz locker seine Frau auf ihre Seite gebracht und sich ein noch nicht schuldenfreies Holzhaus in Brooklyn unter den Nagel gerissen hatte.
    Bis an sein Lebensende hatte Louis seine Kathy nie wieder unterschätzt. Sagte er wenigstens.
     
    Als Tom Jessop heimkam, um nach sechsunddreißig Stunden endlich sein Bett wieder zu sehen, lag ein Päckchen auf dem Küchentisch.
    Wie kam das hierher? Die Putzfrau war erst in ein paar Tagen wieder fällig, was man an dem Berg von schmutzigem Geschirr in der Spüle und dem überquellenden Wäschekorb im Badezimmer sah.
    Misstrauisch und sehr vorsichtig löste er die Schnur. Unter dem braunen Packpapier kam die Dienstwaffe zum Vorschein, die er an seine geflohene Gefangene verloren hatte. Um den Lauf war ein Blatt Papier gewickelt, das er auf dem Tisch glatt strich. Er war so müde, dass ihm beim Lesen fast die Augen zufielen.
    Du wolltest wissen, was meine Mutter zu mir gesagt hat, als sie starb. Sie hat mir eine lange Zahlenreihe auf den Handrücken geschrieben und gesagt, ich soll zu der Telefonzelle auf dem Highway laufen und die Nummer wählen. Eine Frau würde mich holen. Der größte Teil der Zahlen war verwischt, ich habe niemanden erreicht und bin einfach weitergerannt. Ich wollte zu dir, aber sie sagte: >Nein, nicht ins Büro des Sheriffs, da kann dir was passieren.< Deshalb habe ich immer gedacht, dass du mit drinsteckst. Bis heute Abend wusste ich nicht, dass der Deputy

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