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Der steinerne Kreis

Der steinerne Kreis

Titel: Der steinerne Kreis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean-Christophe Grangé
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zurück und ließ das Messer in dem aufgerissenen Kehlkopf stecken. Verstört und blutüberströmt wandte sie sich ab, setzte den linken Fuß auf den Boden, und sofort durchzuckte sie wieder dieser stechende Schmerz. Einbeinig stand sie da wie ein großer Reiher in einer bräunlichen Lache und entdeckte plötzlich eine Tür, die wie durch ein Wunder rechts neben ihr auftauchte. Hüpfend bewegte sie sich darauf zu und öffnete die Tür mit letzter Kraft. Im Chaos ihrer aufgepeitschten Gedanken wurde ihr auf einmal klar, dass sie sich in der Wohnung von François Bruner befand.
     
     
     
KAPITEL 34
     
    Sie nahm nicht das geringste Geräusch wahr, kein Rascheln, kein Beben, kein Atmen. Sie saß auf dem Boden, die Wirbelsäule gegen den hölzernen Türrahmen gelehnt, und rührte sich nicht mehr. Hatten die Männer mit den Insektenaugen François Bruner ermordet? Oder hatte er vorher fliehen können?
    Diane versuchte aufzustehen. Die einfache Bewegung löste einen Schmerz aus, der wie ein Messer durch ihren Leib fuhr. Ihr Körper wurde immer kälter – in wenigen Minuten würde sie unfähig sein, sich überhaupt noch zu rühren. Sie musste sich zusammenreißen und einen Fluchtweg entdecken, solange sie noch dazu in der Lage war.
    Hinkend drang sie in die Dunkelheit vor, die Hand auf die Nase gepresst, aus der das Blut strömte. Ohne ihre Brille bewegte sie sich in einer Welt verschwommener Formen und drohender Hindernisse; nur die Notlämpchen, die hoch oben entlang der Wand verliefen, waren ein Anhaltspunkt in ihrem blinden Herumtasten. Am Ende des Flurs gelangte sie in einen rechteckigen Raum in schummrigem Licht, in den ein seichtes Becken eingelassen war. Um dieses Hindernis zu überwinden, musste man auf einem eisernen Steg das Wasser überqueren, bis am anderen Ende des Raumes mehrere Stufen zum angrenzenden Zimmer hinaufführten. Ohne einen Gedanken an die eigenartige Architektur zu verschwenden, schleppte sich Diane über den Metallsteg. Unten im Wasser schwammen kleine ölgefüllte Tiegel, mit einem brennenden Docht darin: wie feurige Seerosen.
    Sie berat den nächsten Raum, der vollkommen quadratisch war. Auf diesen folgte ein Rechteck mit weißen Wänden und dunklem Parkett. Das Mondlicht, das durch ein breites Fenster hereinfiel, beleuchtete die Bilder an der Wand – Opferrituale, mit Tusche gezeichnet: sogar das Papier sah aus wie von der Feder malträtiert.
    Unter anderen Umständen wäre Diane von der strengen Schönheit dieser Räume tief beeindruckt gewesen, doch in diesem Moment liefen ihr Blut und Tränen über das Gesicht, und sie bemühte sich, nur noch voranzukommen. Sie hatte schon fast die Hoffnung aufgegeben, als sie am Ende des nächsten Flurs einen Lichtstrahl sah, der durch einen Türspalt fiel. Aus den Spiegelreflexen und dem Tropfen eines Wasserhahns schloss sie, dass es sich um ein Bad handelte. Das war immerhin eine Zwischenlösung: hier konnte sie sich das Gesicht waschen und sich gestärkt wieder auf den Weg machen.
    Der Raum stand ganz im Zeichen von Jade und Bronze, die sich in Form von Blöcken und Platten überall ausbreiteten. An den Wänden ragten dicke farbige Glasscheiben auf, wie Paravents aus Meerwasser. Eine Badewanne war aus poliertem grünem Stein herausgearbeitet worden. Die Handtücher, die über schwarzen Stangen hingen, verbreiteten einen Duft nach dunklen Algen. Und überall, entlang den Fenstern, an den Kacheln, neben den Waschbecken und in weißen Porzellangefäßen schmale Bronzestäbe, parallel verdoppelt und im Spiel der Spiegel bis ins Unendliche vervielfältigt.
    Sie entdeckte ein Waschbecken und öffnete den Hahn. Der kühle, starke Wasserstrahl tat ihr gut. Die Blutung ließ nach, die Schmerzen schwanden etwas. In dem Moment bemerkte sie, dass im Wasser auf dem Grund des Beckens durchscheinende Fasern schwammen – wie winzige Membranen. Sie schaute auf und sah, dass sich auch in der leeren Badewanne neben ihr dieselben durchsichtigen Fasern kringelten. Sie dachte an eine Art Plastikfolie, aber als sie eine dieser Fasern mit den Fingerspitzen aufhob, begriff sie, dass sie organischer Herkunft waren.
    Haut.
    Menschliche Haut.
    Sie merkte, wie ein Gefühl der Übelkeit in ihr aufstieg. Instinktiv drehte sie sich um und hielt Ausschau nach dieser neuerlichen Absonderlichkeit. Was sie sah, ließ sie aufschreien. In der Mitte des Raums stand eine Massagebank aus schwarzem Marmor, und darauf lag unter einem smaragdgrünen Duschvorhang ein Körper. Durch das

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