Der Steinwandler pyramiden2
zwei Tagen entschieden, auf einem der anderen Schiffe zu reisen. Es war traurig, daß er das Gefühl hatte, dies tun zu müssen, aber so war es für alle von uns erträglicher.
Zabrze dachte kurz nach, dann sah er Boaz an. »Nein, Isphet. Wir segeln noch einen Tag weiter. Bis wir ganz nahe am Juitsee sind.«
»Das bringt uns möglicherweise etwas zu weit nach Süden«, meinte Isphet. »Wir sind eine Tagesreise nördlich vom See auf den Lhyl gestoßen. Ich halte es für besser, wenn…«
»Isphet.« Zabrze streckte die Hand aus und strich ihr sanft über die Wange. Isphets Augen blitzten auf, und ich bin fest davon überzeugt, genauso überrascht ausgesehen zu haben wie Boaz und Azam. »Vertrau mir. Dort gibt es eine kleine Anlegestelle, eigentlich ist sie zu klein für so viele Schiffe, und wir müssen sie sorgfältig steuern, damit sie nicht zusammenstoßen und die Frösche verschrecken, aber diese kleine Anlegestelle…«
Er sah wieder seinen Bruder an. »Du weißt doch sicherlich, wovon ich spreche?«
»Viele Adlige haben Residenzen am Juitsee«, sagte Boaz.
»Vom Wasser kommt immer eine sanfte Brise, und so ist es dort sehr angenehm. Und es ist weit weg von allen Hofintrigen.« Er grinste Zabrze an. »Zabrze kommt nur selten her, und Neuf war nicht ein einziges Mal hier!« Das Grinsen verblaßte. »Aber unsere Mutter liebte das Land und den See. Sie hat ein Haus fast am Ufer des Juitsees geerbt, dort wo der Fluß, das Marschland und der See zusammentreffen. Dort wurde ich geboren, und dort verbrachte ich die ersten drei Jahre meines Lebens. Ich bin seitdem nie wieder dort gewesen.«
»Wir beide haben gefühlsmäßige Bindungen an dieses Haus«, fuhr Zabrze fort, »aber das ist nicht der einzige Grund, warum ich lieber dort statt ein Stück weiter flußaufwärts anlegen will. Das Haus ist zwar auch groß, aber wichtiger noch ist das dazugehörige Land jetzt für uns.«
»Das Anwesen am Juit ist das größte der Familie«, sagte Boaz. »Und es hat uns früher immer sehr gut mit Nahrung und Kleidung versorgt. Es wird uns mit vielen Dingen ausrüsten können, die wir für unsere Reise brauchen.«
»Wir sind fast fünftausend, Zabrze«, sagte Azam. Wie bei den meisten ehemaligen Sklaven leuchtete seine Haut nun mit dem Glanz der Freiheit, und die Falten um Augen und Mund und ließen nun eher an Lachfalten statt an den Gram der Unterdrückung denken. »Selbst ein reiches Anwesen dürfte Schwierigkeiten damit haben, so viele zu ernähren.«
»Es ist besser als nichts, Azam«, erwiderte Zabrze, »und vielleicht schicke ich ein paar von diesem Haufen zum Fischen… ja!« Er lachte und versetzte Azam einen freundschaftlichen Klapps auf den Rücken. »Genau das werde ich tun. Getrockneter Fisch mag wenig appetitlich sein, aber er sollte uns zu Isphets abgeschiedener Heimat bringen!«
Am nächsten Tag legten wir gegen Abend an der Anlegestelle des schönsten Hauses an, das ich je gesehen hatte. Im Süden konnte ich die Weiten des Juitsees sehen, im Westen die breiten Streifen Marschlandschaft, während sich im Osten das Anwesen erstreckte.
Das Haus stand etwa achtzig Schritt vom Ufer entfernt auf einer kleinen Anhöhe. Es war aus Ziegeln aus gebranntem Flußschlamm erbaut, und die Mauern waren geglättet aber unbemalt geblieben, so daß sie in der untergehenden Sonne rostrot leuchteten. Es war lang und niedrig, mit getrocknetem und gebündeltem Flußschilf gedeckt, dessen Farbe im Verlauf der Jahrzehnte zu hellem Bernstein verblichen war. Nord- und Westseite wurden von schattenspendenden Veranden umgeben, an den beiden anderen Seiten bildeten die verlängerten Dachbalken zusammen mit Ziegelsäulen herrliche Lauben; sie waren ganz mit Schlingpflanzen zugewachsen.
Fenster und Türen strahlten mit ihren kristallklaren, rechteckigen Glasscheiben in dunkelgrünen Fassungen.
»Oh, Boaz!«
»Es ist sehr alt«, sagte er. »Sehr alt. Einmal in jeder Generation wird das Dach neu gedeckt, aber davon abgesehen muß man sich wenig darum kümmern. Die Räume sind dämmrig und kühl. Ich erinnere mich so gut daran.«
»Und doch bist du nie wieder zurückgekehrt?«
»Für den Magier war es zu nahe bei den Fröschen«, sagte er und grinste.
Ein Mann eilte den Weg vom Haus zur Anlegestelle entlang.
Schon älter, aber vital. Er war sehr wütend.
»Und da bekommt man keine Nachricht?« rief er. »Keine Ankündigung, und ihr bringt den ganzen Hof? Wer ist es? Wer? Zabrze? Boaz?«
Er war jetzt nahe genug heran, um zu
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