Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Steinwandler pyramiden2

Der Steinwandler pyramiden2

Titel: Der Steinwandler pyramiden2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: douglass
Vom Netzwerk:
ließ mich lächeln. »Nein. Es ist nur einen Monat im Jahr schön. In den anderen Monaten kommen Sturmwinde aus dem Norden, und Eis und Schnee fesseln uns an unsere Häuser. Ich ziehe die südlicheren Länder vor, wo an den meisten Tagen des Jahres die Sonne scheint.«
    »Und wo dein Geliebter ist.«
    Ich errötete. »Ja.«
    »Aber die Länder im Süden sind vom Stein umklammert, Tirzah.« Der Mann senkte betrübt den Blick. »Dort kann man nicht leben.«
    »Ich habe trotzdem eine Hoffnung.«
    Er hob die Augen, und ich zuckte zurück. Es waren die glasigen schwarzen Augen der Steinpyramiden.
    Ich wollte zurückweichen, aber meine Füße waren mit dem Boden verwurzelt. Ich hatte zu viel Angst, um nach unten zu schauen und den Grund dafür herauszufinden. Ich wollte nicht wissen, warum ich die Füße nicht bewegen konnte!
    »Ashdod ist ein böser Ort, Tirzah. Ein sehr böser Ort.« Er rollte das »r« in »sehr«, und seine Stimme grollte leise wie Donner. Und genau wie Donner fühlte ich sie mehr, als daß ich sie hörte. »Bald werden alle Länder des Süden zu Stein erstarrt sein.«
    »Nein.«
    »Doch. Ich werde sie alle verschlingen.«
    »Bitte… bitte, laß mich gehen. Bitte… geh weg!«
    »Ja zum ersten, nein zum zweiten. Dich will ich nicht verschlingen, liebe Tirzah. Ein solch hübsches Mädchen. Ich hätte dich in der Pyramide ergreifen können, aber ich habe es nicht getan. Zu hübsch, um es auf diese Weise zu verschwenden.«
    »Bitte…«
    »Geh weg, Tirzah. Flieh. Geh weiter nach Norden. Nimm deine Freunde mit. Ich will dir nichts tun. Geh.«
    »Bitte, laß mich gehen.«
    »Oh, das habe ich vor, Tirzah, aber hör mir erst zu. Geh nach Norden, hübsches Mädchen, und blicke nicht zurück. Das wäre… nicht gut. Ich werde Viland nicht anrühren. Nimm deinen Geliebten und Isphet und Zabrze und flieh nach Norden. Hör mir zu, Tirzah. Tu, was ich sage, und du sollst leben. Ist das nicht dein größter Wunsch?«
    »Laß mich gehen!« Ich versuchte mit aller Kraft, die mir zur Verfügung stand, zu fliehen, aber er machte es mir unmöglich.
    Ich konnte mich nicht bewegen.
    »Tirzah, wenn du nicht gehst, dann werde ich Boaz töten, und ich werde Isphet töten, und ich werde jeden töten, den du liebst, und ich werde es ganz langsam tun. Hast du mich verstanden?«
    »Ja! Ja! Ich habe dich verstanden!«
    »Sag Boaz, er soll gehen.«
    »Ja!«
    »Sag ihm, er wird es nicht schaffen.«
    »Ja!«
    »Dann geh…«

    Eine Hand ergriff mich an der Schulter, und ich schrie.
    »Tirzah! Was ist los? Es ist ein Traum, Tirzah. Ein Traum. Sei nur ruhig, ich bin ja bei dir.«
    Boaz hielt mich fest umschlungen, während ich schluchzte.
    Er tröstete mich, murmelte mir etwas zu, und ich hörte, daß Isphet leise etwas zu ihm sagte und dann ging.
    »War es Nzame?« fragte er schließlich, den Mund so dicht an meinem Ohr, daß ihn niemand hören konnte.
    »Ja. Er…«
    »Beruhige dich. Er kann dir im Traum nichts tun…«
    »Er hat meine Füße in Stein verwandelt!«
    »Sind sie jetzt aus Stein?«
    Ich wackelte mit den Zehen, beinahe fest davon überzeugt, daß sie sich tatsächlich in Stein verwandelt hatten, aber sie waren warm und sie bewegten sich, und ich fühlte, daß Boaz lächelte, während er mich in seinen Armen wiegte.
    »Er hat gesagt, er würde dich töten, Boaz.«
    »Er hat Angst.«
    »Ich auch.«
    Wir schwiegen lange, dann wandte ich mein Gesicht dem seinen zu, damit ich es im Mondlicht sehen konnte. »Boaz, sag mir die Wahrheit. Wirst du Nzame besiegen?«
    Er nahm sich Zeit, bevor er antwortete. »Darum hat er ja Angst. Er weiß, daß ich gute Aussichten habe.«
    »Und wirst du die Kammer zur Unendlichkeit verlassen und zu mir zurückkehren?«
    Er schwieg, und ich fing wieder an zu weinen.

    Irgendwann schliefen wir ein, aber es war ein leichter, unruhiger Schlaf. Jeder von uns fürchtete Nzames Eindringen, und jeder von uns fürchtete die Zukunft.
    Kurz vor der Morgendämmerung weckte uns ein Ruf. Es war einer der Wachtposten, und ich hörte, wie Zabrze loslief, noch bevor der Ruf ganz verhallt war. Boaz und ich kämpften uns ebenfalls hoch und streiften die Gewänder über.
    Soldaten mit um die Taille gewundenen Seilen und gezogenen Schwertern patrouillierten um das Lager, und einer von ihnen hielt uns zurück.
    »Wartet, bis wir wissen, ob es sicher ist.«
    Wir schauten ins Zwielicht. Etwa zwanzig Schritt entfernt bewegte sich etwas; Zabrze, wie ich vermutete, und mehrere Soldaten. Sie beugten sich zu etwas

Weitere Kostenlose Bücher