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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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in seinen Lungen ließ nach, und er konnte besser atmen.
    »Wie sieht’s aus, Chef?«, fragte Max, der plötzlich in seinem Arbeitszimmer stand und mit dem Kopf auf das Tablett mit den Resten des Frühstücks deutete.
    »Hören Sie auf, mich zu verhätscheln, Max«, brummte Johansson. »Geben Sie mir lieber das Buch, das da drüben liegt«, sagte er und deutete auf den Schreibtisch. »Das dünne mit dem blauen Einband.«
    »Deutsch«, sagte Max. »Sie lesen deutsche Bücher, Chef?«
    »Ja«, meinte Johansson. »Aber ich war bedeutend älter als Sie jetzt, als ich Deutsch gelernt habe.«
    »Ich habe fast mein ganzes Russisch verlernt«, meinte Max mit einem versonnenen Lächeln.
    »Ich habe das Buch auch auf Schwedisch, falls es Sie interessiert. ›Der Richter und sein Henker‹. Der Autor Friedrich Dürrenmatt war aus der Schweiz. Er war Schriftsteller und Maler. Er ist vor zwanzig Jahren gestorben. Ausgezeichneter Autor, guter Maler«, meinte Johansson, der gerne wusste, was er von den Menschen in seinem Leben zu halten hatte, auch von denen, denen er nie begegnet war.
    »Ich lese nicht so viele Bücher«, sagte Max. »Ich sitze meist am Computer.«
    »Lesen ist nie ein Fehler«, meinte Johansson. »Wenn ein
Buch schlecht ist, merkt man das recht schnell, und dann taugt es nur für den Papierkorb. Wenn es gut ist, dann liefert es einem Stoff zum Nachdenken, und wenn es richtig gut ist, dann macht einen die Lektüre sogar zu einem besseren Menschen. Dieses Buch habe ich schon mehrere Male gelesen.«
    »Ich glaube, ich verstehe«, meinte Max. »Der Richter und sein Henker. Ich meine, wovon das Buch handelt. Sagen Sie Bescheid, Chef, wenn ich was unternehmen soll.«
    »In welcher Hinsicht?«, fragte Johansson.
    »Gegen diesen verdammten Kinderschänder«, sagte Max. »Diesen Nilsson, der das kleine Mädchen ermordet hat.«
    »Nicht nötig«, erwiderte Johansson. »Ich gedenke, das selbst zu erledigen.« So schlau bist du also, dachte er.
    Max sagte nichts, sondern zuckte nur mit den Achseln. Dann nahm er das Tablett mit der Linken zwischen Daumen und den übrigen Fingern, nickte und verschwand lautlos, obwohl er so riesig war. Er schloss die Tür und ließ Johansson mit seinen Gedanken allein.
    Nein, dachte Johansson, als er das Buch eine Stunde später beiseitelegte. Nicht einmal, wenn ich auf dem Sterbebett gelegen hätte. Die Kopfschmerzen waren jedoch verschwunden. Er war nur noch müde. Dann schlief er ein. Was ihm wohl in diesem Kinderheim zugestoßen ist, dachte er noch, bevor er einschlief.
     
    Als er erwachte, saß Pia neben seinem Bett.
    »Ich habe mir fast schon Sorgen gemacht«, sagte sie. »Hast du eine Vorstellung davon, wie lange du geschlafen hast?«
    »Ja«, antwortete Johansson. Muss aufs Klo, dachte er. Der Druck auf der Blase war selbst für einen richtigen Mann kaum zu ertragen.
    »Möchtest du ein um drei Stunden verspätetes Mittagessen? «, fragte Pia und machte Anstalten aufzustehen.

    »Muss erst aufs Klo«, sagte Johansson. »Setz dich«, sagte er noch. »Es gibt etwas, worüber ich mit dir sprechen will.«
    Keine Fragen. Sie nickte nur und setzte sich wieder. Kluge Frau, tut ausnahmsweise, was ich sage, dachte Johansson.
    »Ich höre«, sagte Pia, als er zurückkam.
    »Ich habe ihn gefunden«, meinte Johansson und deutete aus irgendeinem Grund mit dem Kopf in Richtung der Kartons mit den Papieren, die auf dem Fußboden seines Arbeitszimmers standen.
    »Ist er noch am Leben?«, fragte sie.
    »Ja«, sagte Johansson. »Er ist noch am Leben, und ich bezweifle, dass ihm das, was er Yasmine angetan hat, sonderlich zu schaffen gemacht hat.«
    »Das darf doch nicht wahr sein, das ist ja schrecklich. Ganz unbegreiflich. Was ist das für ein Mensch, der so etwas tut und dann noch mit sich weiterleben kann?«
    »Ja«, meinte Johansson. »Das ist keine schöne Geschichte.«
    »Weiß es außer dir noch jemand?«, fragte Pia.
    »Ich habe es Bo erzählt«, meinte Johansson. Und der stärkste Kinderheimzögling der Welt hat es sich selbst zusammengereimt, dachte er. Vielleicht Matilda auch. Alle ehemaligen Kollegen werden das auch tun, sobald sie erfahren, dass er in ihren alten Kartons liegt. Dort liegt er und zieht den Kopf ein, während die Hunde über seinem Kopf schnuppern.
    »Und was hast du jetzt vor?«
    »Ich weiß nicht, und deswegen hole ich auch den Rat meiner geliebten Frau ein«, sagte Johansson und lächelte schwach. Warum habe ich das gesagt?, dachte er. Um einen Strich zu ziehen, dafür

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