Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
Vom Netzwerk:
Dort blieb ich vier Jahre. Als ich zehn war, kam ich nach Schweden.«
    »Und wie war es dort?«, fragte Jarnebring. »Ich meine, im Kinderheim?«
    »Ich habe versucht, diese Zeit zu vergessen«, sagte Max, betrachtete Jarnebring mit verengten Augen und ballte seine großen Hände zu Fäusten. »Das wollen Sie nicht hören und ich auch nicht.«
    »Ihre Mutter«, meinte Johansson ablenkend. »Warum hat sie nicht dafür gesorgt, dass Sie schon früher nach Schweden
kommen konnten? Wenn ich die Sache richtig verstanden habe, wohnte sie doch schon seit einigen Jahren hier. Sie muss doch sowohl eine Aufenthaltsgenehmigung als auch eine Arbeit gehabt haben?«
    »Ja«, sagte Max und nickte. »Anfänglich lief alles glatt für sie. Sie bekam sowohl eine Aufenthaltsgenehmigung als auch einen Job. Sie arbeitete schon nach wenigen Jahren als Ärztin am Krankenhaus in Sundsvall. Dann lernte sie einen neuen Mann kennen, einen Schweden, und bekam mit ihm weitere Kinder. Ich habe zwei Halbgeschwister, einen neunzehnjährigen Bruder und eine achtzehnjährige Schwester. Aus denen ist richtig was geworden. Mein Halbbruder studiert Informatik, und meine Schwester besucht die letzte Klasse des Gymnasiums. «
    »Direkte Frage, auch auf die Gefahr hin, Ihnen zu nahe zu treten«, sagte Johansson. »Ihre Mutter? Warum hat sie nicht dafür gesorgt, dass Sie nach Schweden kommen konnten?«
    »Vermutlich hatte sie keine Lust«, meinte Max und zuckte mit den Achseln. »Neues Leben, neuer Mann, neue Kinder. Aber darüber möchte ich auch nicht sprechen. Außerdem hat das ja keine Rolle gespielt, jedenfalls nicht zu Anfang. Solange ich bei meinen Großeltern wohnte, ging es mir gut.«
    »Dann wechseln wir das Thema«, meinte Johansson.
    »Bald ging es bergab mit ihr«, sagte Max, jetzt mit tonloser Stimme, fast sachlich. »Sie begann zu saufen, ihr Mann verließ sie und nahm meine beiden Halbgeschwister mit. Schließlich verlor sie ihre Arbeit, weil sie trank und weil sie Arzneimittel geklaut hatte. Sie hatte offenbar auch einige davon in der Stadt an Süchtige verkauft. Erst kam sie in die Psychiatrie und dann in eine Entzugsklinik, und dort hat sie sich dann offenbar wieder an mich erinnert.«
    »Gehe ich also recht in der Annahme«, meinte Johansson, »dass ihr Therapeut die gesegnete Idee hatte, Sie nach Schweden
zu holen. Gewissermaßen als heilsame Maßnahme für Ihre Mutter?«
    »Ja«, sagte Max und lächelte Johansson an. »Sie haben ganz recht, Chef. Ich hätte das selbst nicht besser ausdrücken können. Nach einem Jahr konnte ich mit meiner Mutter, die ich seit acht Jahren nicht mehr gesehen hatte, zusammenziehen. Da hatte sie eine Wohnung und eine neue Arbeit. Arbeitete als Pflegerin in der Entzugsklinik, in der sie behandelt worden war. Sie veranstaltete Kurse und hielt Vorträge. Außerdem war sie mit dem Psychologen zusammen, der sie begleitet hatte, als sie mich im Kinderheim abholte. Ich sprach natürlich kein Wort Schwedisch, und meine Mutter weigerte sich, mit mir Russisch zu sprechen.«
    »Und sobald Sie hier waren, gab es wieder Ärger«, stellte Johansson fest. Interessante Frau, dachte er.
    »Zehnjähriger russischer Teufelsbraten kommt auf eine Grundschule in Sundsvall. Aber mit vierzehn sah ich aus wie jetzt«, meinte Max. »Da war dann alles in Ordnung.«
    »Und wie ging es Ihrer Mutter und ihrem neuen Mann?«
    »Meine Mutter wurde rückfällig. Erst …«
    »Ich verstehe«, unterbrach ihn Johansson. »Und was geschah mit Ihnen?«
    »Erst kam ich in eine Pflegefamilie. Dort blieb ich, bis ich fünfzehn war. Ich wohnte in Timrå, nördlich von Sundsvall. Es waren nette Leute, es war also nicht ihre Schuld, dass ich dann in die Erziehungsanstalt kam. Ich war zu dieser Zeit wirklich unausstehlich. Als ich das letzte Mal aus der Erziehungsanstalt entlassen wurde, in der ich, bis ich achtzehn war, wiederholte Male landete, besorgte mir mein Bewährungshelfer einen Job. Das war bei Evert, in seinem Bauunternehmen in Sundsvall. Ich war die meiste Zeit damit beschäftigt, seine eigenen Häuser zu renovieren. Seither habe ich immer bei ihm gearbeitet. Das letzte Jahr auf dem Hof, auf dem er wohnt.«

    »Und was hat mein Bruder gesagt«, fragte Johansson, »als er Sie zum ersten Mal getroffen hat?« Dumme Frage, dachte er.
    »Daran erinnere ich mich in der Tat noch sehr genau«, meinte Max und lächelte. »Er sagte, wenn ich nicht sofort aufhören würde, Stunk zu machen, und mich nicht sofort wie ein normaler, anständiger Mensch

Weitere Kostenlose Bücher