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Der sterbende Detektiv - Roman

Der sterbende Detektiv - Roman

Titel: Der sterbende Detektiv - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Kopfsprung war mit einem rechten Arm, der einfach nur herumschlenkerte, nicht möglich. Kraulen und Schmetterling gingen auch nicht mehr. Nur Rückenschwimmen mit kräftigen Beinbewegungen und mit Hilfe eines Arms. Kein einziges Mal seit dem Abend, als er vor der besten Wurstbude der Welt aus seinem Wagen gestiegen war, um sich eine Zigeunerwurst mit Sauerkraut und Dijonsenf zu kaufen, hatte er sich so wohl gefühlt.
    »Wo haben Sie so schwimmen gelernt?«, fragte Matilda im Auto auf dem Weg nach Hause nach Söder. »Das ist ja schon fast rekordverdächtig.«
    »Mein ältester Bruder hat mich früher, als ich noch klein war, immer in unseren Fluss geworfen. Da blieb mir nicht viel anderes übrig.«
    »Wie alt waren Sie da?« Sie sah ihn erstaunt an.
    »Ein paar Jahre oder so«, sagte Johansson und zuckte mit den Achseln.
    »Hatte er denn keine Angst, dass Sie ertrinken könnten?«
    »Nein«, sagte Johansson. Du kennst meinen Bruder nicht, dachte er.
     
    Dann kochte sie ihm ein Mittagessen, das sich nicht ganz mit Pias Kochkünsten messen konnte und immer noch zu viel Gemüse enthielt, aber bedachte man ihr Aussehen, so war es das reinste Wunder.
    »Gut«, sagte Johansson und nickte in Richtung seines leeren Tellers. »Wo haben Sie so gut kochen gelernt?«
    »Mein Bruder hat mich immer in den Fluss geworfen, als ich klein war«, sagte Matilda. »Mir blieb also nicht viel anderes übrig.«

    Später rief Jarnebring an und erbat sich Urlaub. Der Wasserschaden in der Küche seiner Tochter sei umfassender als angenommen.
    »Das Wasser ist bis in den Keller gelaufen«, sagte Jarnebring. »Es tut mir leid, aber …«
    »Kein Problem«, sagte Johansson. »Wir sehen uns am Montag.«
    »Ist es dir wirklich recht?«, fragte Jarnebring.
    »Aber klar doch«, erwiderte Johansson. »Ruf an, wenn ich dir einen guten Klempner empfehlen soll.«
    »Kann ich mir nicht leisten«, sagte Jarnebring. »Ich habe gerade das Auto, das ich dir abgekauft habe, betankt. Und was hast du für Pläne?«
    »Ich lege mich aufs Sofa und lese ein paar alte Vernehmungsprotokolle«, antwortete Johansson.
     
    Aus praktischen Gründen begann er mit den Vernehmungen Margaretha Sagerlieds, die ihm Jarnebring bereits rausgesucht hatte. Er hatte nicht die Absicht, die Papierbündel in den Kartons durchzuwühlen.
    Die erste Vernehmung mit Margaretha Sagerlied hatte seine Kollegin Tell am 2. Juli 1985 durchgeführt, achtzehn Tage nach dem Verschwinden Yasmines. Sie hatte um 14 Uhr 15 begonnen und war erst um 17 Uhr 05 beendet worden. Sie hatte also fast drei Stunden gedauert, und das war für eine Vernehmung im Zusammenhang mit einer Nachbarschaftsbefragung fast einzigartig. Viel zu oft begnügte man sich mit den fünf Minuten, die es dauerte, zu klingeln und die Person, die öffnete, zu fragen, ob sie etwas gesehen oder gehört habe. In der Regel war das nicht der Fall, und dafür waren fünf Minuten mehr als ausreichend. Aber offenbar nicht bei der Sagerlied. Carina Tell war gründlich und systematisch und Margaretha Sagerlied eloquent und entgegenkommend
gewesen. Das Protokoll umfasste fast zehn Seiten. Es war auf Band aufgenommen und abgeschrieben und von Margaretha Sagerlied gelesen und unterzeichnet worden.
    In der Sache stand in dem Protokoll nichts zu lesen, was ihm Jarnebring nicht schon erzählt hatte. Höchstens ein paar Kleinigkeiten. Margaretha Sagerlied hatte zwei Katzen besessen. Diese hatte sie natürlich aufs Land mitgenommen. Keiner der Nachbarn hatte über einen Schlüssel zu ihrem Haus verfügt. Ihr Privatleben war ihr heilig gewesen. Niemand hatte das Haus betreten dürfen, wenn sie selbst nicht zu Hause gewesen war. Die Leute, mit denen sie Umgang gepflegt hatte, waren alle in ihrem Alter gewesen und hatten einen ähnlichen Hintergrund gehabt. Sie hatte sie gut und seit vielen Jahren gekannt.
    Alles, was Johansson las, irritierte ihn außerordentlich. Insbesonders, weil er nicht genau benennen konnte, was ihn eigentlich störte. Hatte sie vielleicht einen Liebhaber gehabt oder einen Kavalier, der sie hofiert hatte und den sie nicht hatte preisgeben wollen? Hatte sie gelogen oder einfach nicht begriffen, nach wem wir suchten? Nach einem jüngeren Mann. Aus ihrer Perspektive betrachtet ein normaler, jüngerer Mann, den sie kannte und auf den sie sich verließ, weil er nicht nur ganz normal, sondern auch gebildet und geistreich, höflich und zuvorkommend war und überhaupt nicht so wie das Monster, das die kleine Yasmine vergewaltigt und

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