Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Stern des Untergangs

Titel: Der Stern des Untergangs Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David C. Smith & Richard L. Tierney
Vom Netzwerk:
ich!«
    Ein Gedanke huschte Sonja durch den Kopf: Sie sah sich das Schwert ziehen, Osylla köpfen und Schluss mit diesem Mummenschanz machen … Doch die Hexe wandte sich wieder von ihr ab und erneut Daron zu. Jetzt erst bemerkte Sonja, dass ihre Finger sich um das Tuch verkrampft hatten.
    »Ihr müsst mir erzählen, weshalb es so wichtig für Euch ist, Euren Vater zu finden.« Osylla deutete auf einen Stuhl. »Bitte setzt Euch! Möchtet Ihr einen Schluck Wein?«
    »Nein, danke.«
    »Ihr, Rote Sonja?«
    Sonja legte das Tuch zurück und blickte Osylla gleichmütig an. »Nein.« Aber sie kam zum Tisch und setzte sich Osylla gegenüber neben Daron. Urrim, der es sich inzwischen neben dem Herd bequem gemacht hatte, schien aufmerksam zu lauschen.
    Osylla legte die Hände gespreizt auf die Tischplatte, betrachtete kurz die langen, fast spitz zulaufenden Finger mit den langen Nägeln, dann blickte sie Daron in die Augen. »Sagt mir, weshalb Ihr Euren Vater unbedingt finden müsst!«
    Irgendwie wusste Daron, dass er – obwohl er dieser Frau nicht völlig trauen konnte – gezwungen war, sie zumindest teilweise einzuweihen. Sein Schwert erschien ihm gegenwärtig eine allzu schwache Waffe und sein Stolz bedeutungslos, genau wie sein Selbstbewusstsein.
    Also berichtete er ihr von dem Krieg, einige Tagesritte ostwärts, jenseits des Sumpfes; von den Dorfbewohnern, die seit zehn Jahren eine Zikkurat belagerten, die dicht an einem Berg kauerte und in der Zauberer hausten. Er erzählte ihr von Thotas, dem rätselhaften Ältesten, einem Meister des Ordens der Roten Sonne, und seiner Verbindung zu dem vom Himmel gefallenen Stern. Und wie es durch das Fallen dieses Sterns zum Kampf zwischen Dorfbewohnern und Zauberern gekommen war und dass sich durch ihn Hass und Tod und Verwüstung über das Land ausgebreitet hatten. Er erzählte auch von seinen rastlosen Jahren, während er durch die Welt gestreift war und wie er durch Zufall die Rote Sonja kennen gelernt hatte und sie zu Weggefährten geworden waren, und wie sie beide sich in Ermangelung von Wegzehrung und klingender Münze entschlossen, sich von den kriegerischen Dörflern anwerben zu lassen. Und schließlich, wie die Verzweiflung dieser Dorfbewohner zum Auslöser wurde, der Daron letztendlich veranlasste, etwas zu tun, womit er in Gedanken schon seit Jahren spielte: seinen Zaubervater zu suchen.
    Während dieses langen Berichts behielt Sonja die Hexe unentwegt im Auge, ohne selbst ein Wort einzuwerfen oder Daron zu unterbrechen. Ihr fiel auf, dass Osyllas Züge sich, während Daron sprach, ganz leicht veränderten. Die Hexe schien ihre aufreizende Maske boshafter Oberflächlichkeit fallengelassen zu haben. Sie lauschte Daron mit uneingeschränkter Aufmerksamkeit und, wie es fast schien, voller Verständnis. Als Daron geendet hatte und der letzte Widerhall seiner Worte in der Stube verklungen war, sprach Osylla leise und wispernd, mit einer Spur von Furcht und Schicksalsergebenheit.
    »Ja, natürlich! Natürlich seid Ihr mit dem Stern verbunden! Warum sonst solltet Ihr Euch gezwungen fühlen, Euren Vater zu suchen, wäre nicht dieser Stern, der das ganze Land in den Wahnsinn treibt?«
    Sonja lehnte sich vor. »Was meint Ihr damit, Hexe?«
    Trotz des Tonfalls fühlte Osylla sich nicht gekränkt, sondern erklärte Daron: »Als der Stern vor einem Jahrzehnt vom Himmel fiel, erkannten viele von uns, die wir uns mit übernatürlichen Kräften beschäftigen, ihn als Zeichen. Wir schickten Geistfäden aus, um Verbindung mit ihm aufzunehmen und den Grund seines Hier seins sowie seine Botschaft zu erfahren. Ja, wir wussten, dass er Thotas in die Hand gefallen war. Ein Grund, weshalb Thotas und sein Orden sich kaum um die Belagerer kümmerten, ist die Tatsache, dass sie gegen andere, mächtigere kämpfen mussten -Zauberer, Magier und Hexen - die auf alle mögliche Weise versuchten, Thotas die Macht zu stehlen oder das Geheimnis seines Sterns zu erfahren. Doch mehr noch liegt es daran, dass Thotas die Hauptkräfte seines Sterns einem ‚Unternehmen zukommen lässt, dessen Wesen wir nicht ergründen können. Dieses Himmelsgeschenk, was immer es auch ist und was sein Zweck sein mag, schickte Schockwellen durch uns alle, die wir dafür – empfänglich sind. Und es entzieht ganz langsam allem Leben in diesem Gebiet Vernunft und Kraft. Außerdem spüren wir Adepten, wenn wir uns angestrengt damit befassen, was es allmählich mit Thotas selbst macht. Er war ein mächtiger Gelehrter, der sich

Weitere Kostenlose Bücher