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Der Stern von Yucatan

Der Stern von Yucatan

Titel: Der Stern von Yucatan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Debbie Macomber
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sich jetzt ausruhen, die Augen schließen und wieder in angenehmes Vergessen sinken.
    Er hörte das leise Knirschen der Schritte, als der Arzt den Raum verließ.
    Jack verlor jedes Zeitgefühl. Es konnten fünf oder zehn Minuten vergangen sein, er wusste es nicht. Das Nächste, was er hörte, war Lorraines gequälter Aufschrei.
    “Nein! Bitte nein!”
    Es brach ihm das Herz, als klagende, kummervolle Schluchzer folgten, die allen unter die Haut gingen, die es hörten.
    Jack schloss die Augen und wünschte, auch die Ohren schließen zu können. Von jetzt an gab es ihn nicht mehr für Lorraine.

17. KAPITEL
    S echs Monate vergingen, ehe Lorraine das erste Mal wieder eine Nacht durchschlief. Sobald sie erwachte, befiel sie eine intensive Trauer, die schlimmer war als die nach dem unerwarteten Tod ihrer Mutter. Oft lag sie im Bett, dankbar für die Dunkelheit und die Stille, und klammerte sich an die Erinnerungen an Jack.
    Schließlich verstand sie den poetischen Satz, dass es besser war, geliebt und die Liebe verloren zu haben, als nie geliebt zu haben. Früher hatte sie über solche Sätze gelacht. Obwohl ihr viel Kummer erspart geblieben wäre, wenn sie Jack nicht kennen gelernt hätte, würde sie gerne alles noch einmal so durchmachen wollen. Die Wochen mit ihm waren die wertvollsten ihres Lebens gewesen, und sie bewahrte jeden Tag in ihrem Herzen, obwohl sie einen dumpfen, qualvollen Schmerz dabei empfand.
    “Du hast dich verändert”, stellte Gary fest, als sie sich Anfang November zum Lunch trafen.
    Da konnte sie nur zustimmen.
    “Du wirkst nachgiebiger.”
    “Da wir gerade von Veränderungen reden”, erwiderte sie, “ich erkenne dich auch kaum wieder.” Sie saßen in dem Thai-Restaurant, in das sie früher oft gegangen waren.
    Gary hatte den Anstand, zu erröten. “Das schreibe ich alles der Liebe zu.”
    Wäre ihr Jack nicht begegnet, hätte Garys Bemerkung sie geschmerzt. So aber verstand sie ihn. Durch die Liebe war auch sie verändert worden.
    Ihr ehemaliger Verlobter hatte einen Monat nach ihrer Rückkehr Marjorie geheiratet. Seinerzeit war sie noch zu tief im Kummer versunken gewesen, als dass es ihr etwas ausgemacht hätte. Erst später kamen eine leichte Bitterkeit, gemischt mit Bedauern und Erleichterung hoch. Sie freute sich für Gary und Marjorie, aber es schmerzte, dass sie versucht hatte, ihm die Treue zu halten und er ihr nicht denselben Gefallen erwiesen hatte.
    Doch diese Gefühle vergingen mit der Zeit, und sie freute sich über das neue Glück ihres alten Freundes. Sie hatte Garys Gesellschaft immer sehr geschätzt, auch wenn ihre Sympathie für ihn keinem Vergleich mit den intensiven Gefühlen standhielt, die sie dem Mann entgegengebracht hatte, der letztlich sein Leben für sie opferte.
    Gary legte seine Speisekarte beiseite. Lorraine wunderte sich, dass er überhaupt hineinsah. Solange sie denken konnte, aß er immer dasselbe Gericht im Thai Garden.
    “Marjorie müsste jede Minute kommen”, sagte er, und seine Augen strahlten dabei.
    Lorraine war Marjorie einige Male begegnet und mochte sie sehr. Ihr gefielen auch die Veränderungen, die eine liebende Marjorie an Gary zu Wege gebracht hatte. Er war entspannter, spontaner und sehr viel sensibler gegenüber anderen. Offensichtlich taten die beiden einander gut.
    “Tut mir leid, dass ich mich verspätet habe”, sagte Marjorie und eilte an den Tisch. Sie zog die Schuhe aus und hockte sich in der Privatnische neben Gary auf eines der Kissen. “Der Doktor war hinter dem Zeitplan zurück und …” Sie hielt abrupt inne, als hätte sie etwas Verbotenes gesagt.
    Lorraine brauchte nur einen Moment, um zu begreifen. “Du bist schwanger!”, sagte sie und sah die beiden an.
    Gary und Marjorie schienen angespannt ihre Reaktion zu erwarten. “Ich freue mich für dich.” Sie griff über den Tisch und drückte Marjorie die Hand. “Wie weit?”
    “Im dritten Monat”, erklärte sie. Und Gary, der nie ein brennendes Interesse an Vaterschaft gezeigt hatte, strahlte einfach nur.
    “Wir wollten nicht mehr warten, da Brice schon neun ist”, erklärte er.
    “Wir wollten überhaupt nicht warten, basta”, neckte Marjorie. Sie legte die flache Hand auf den Bauch. “Das Baby war eine Überraschung, aber keine unwillkommene.”
    Jetzt verstand Lorraine, warum Gary sie zum Lunch eingeladen hatte. “Du wirst ein großartiger Vater sein”, prophezeite sie überzeugt.
    “Ich bin ein bisschen nervös wegen des Babys, aber Brice meinte, wenn er

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