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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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zwölf, manchmal auch achtzehn an der Zahl. Diese ergaben beim Aufbringen auf die Kugel eine nicht ganz exakte, aber durchaus brauchbare Darstellung von Erde und Himmel.
    Und ein Himmelsglobus? Für diesen galt, dass man die Globusstreifen spiegelverkehrt entwarf, so, als sähe man von außen durch die Sternbilder auf eine gedachte Erdkugel im Zentrum. Ein kompliziertes Gedankenkonstrukt.
    Misstrauisch beugte Kielmann sich über eine dieser Himmelsdarstellungen. Farbige Kupferstiche waren auf die Kugel aufgezogen worden, die Fixsterne waren zu Gruppen von Sternenbildern zusammengefasst. Im Zentrum sah er Löwe, Jungfrau, Waage und Skorpion, dann verlor sich sein Blick in den farbigen Details, die plötzlich wie ein bunter Kreisel zu rotieren schienen. Wieder stieg etwas Bitteres wie Galle aus den Tiefen seiner Eingeweide empor. Ein Speichelfaden rann das Kinn hinab, ein Tropfen traf das Sternbild der Hydra unterhalb von Löwe und Jungfrau. Die Bestie – ausgerechnet … Kielmann schüttelte den Kopf, doch er musste ein Lächeln unterdrücken. Wenn er hinunter zum Neuen Werk spazierte, dachte er zuweilen, dass ihm die Herkulesaufgabe zugefallen war, das vielköpfige Ungeheuer der herzoglichen Finanzen zu bezwingen.
    »Ihr schüttelt den Kopf?«
    Die Stimme des Herzogs! Der Kanzler zuckte zusammen, er hatte seinen Herren nicht hereinkommen hören. Verstohlen wischte er sich mit dem Ärmel über das Kinn, der Speichelfaden verfing sich in den Spitzenmanschetten. Dann drehte er sich um und neigte höflich den Kopf.
    »Durchlaucht, mir gingen einige Zahlen durch den Kopf.«
    »Ich will nichts mehr von den alten Geschichten hören.«
    »Aber die alten Geschichten reichen bis in die Gegenwart und in die Zukunft hinein, Durchlaucht.«
    »Verehrter Kielmann, reizt mich nicht!« Die Stimme des Herzogs war lauter geworden, die Brauen über der prominenten Nase hatten sich zusammengezogen, der grau durchsetzte Schnurrbart zitterte empört.
    »Ich beherrsche lediglich die Grundrechenarten. Mit Vergessen und Verdrängen kommen wir nicht gegen den Staatsbankrott an.«
    »Der Staat ist noch nie bankrott gegangen. Was redet Ihr da?«
    »Die Russen fordern nochmals sechshunderttausend Reichstaler, sie werden Brüggemanns wahnsinnige Versprechungen nicht so schnell vergessen.«
    »Aber wir werden die russischen Transitgenehmigungen nicht mehr benötigen, die Verträge sind obsolet.«
    »Aber sie sind in Eurem Namen unterzeichnet worden, die Russen werden darauf pochen, dass Ihr sie erfüllt.«
    »Sie sind von einem Gauner und Betrüger unterzeichnet worden …«
    Der Herzog zeigte durch eines der Fenster hinunter zum Richtplatz. »Brüggemann hat dafür seinen Kopf verloren. Was wollen die Russen also noch? Sollen wir Ihnen vielleicht Brüggemanns Schädel nach Moskau schicken? Die Würmer werden seine Knochen inzwischen gewiss freigelegt haben.«
    Kielmann schloss erschöpft die Augen. Schon mehrmals waren sie an diesem Punkt gewesen. Wie ein Kind, das störrisch recht behalten wollte, beharrte Friedrich III . darauf, dass die Verträge keine Gültigkeit mehr besaßen. Ja, nie besessen hatten.
    »Ihr seid doch der Advokat«, drang die herzogliche Stimme an sein Ohr. »Ihr seid auf dem Reichstag in Regensburg gewesen. Ja, Kaiser Ferdinand III . will Euch sogar in den Freiherrenstand erheben. Also, nutzt Euer diplomatisches und juristisches Geschick gefälligst! Ich erwarte von Euch, dass Ihr diese Sache aus der Welt schafft. Zum Wohle des Landes …«
    Also gut, Kielmann straffte die Schultern. Vielleicht konnte man die Russen zunächst mit einigen Geschenken aus der herzoglichen Schatzkammer ruhigstellen. Bisweilen, so dachte er, half es, die Probleme aus dem Heute ins Morgen zu verlagern. Und über die Jahre verloren sie ihren Schrecken.
    »Vielleicht können wir …« Er wies in den Raum und überließ es dem Scharfsinn des Herzogs, seinen Gedanken zu vollenden. »Ein oder zwei Exemplare …«
    »Wir können jetzt keinen der Globen missen.« Friedrich III . schüttelte entrüstet den Kopf. Er sah ihn an, als ob er an seinem Verstand zweifelte.
    »Oder eines der Uhrwerke, Durchlaucht?«
    Kielmann zog ein Papier aus seinem Rock hervor. Die Reparatur einer der kostbaren Uhren aus der Kunstkammer hatte den Hof jüngst einige Hundert Taler gekostet. Wortlos reichte er dem Herzog das Schreiben, doch dieser wischte ihm die Rechnung aus der Hand. Das Papier fiel zu Boden, achtlos schritt der Herzog darüber hinweg.
    »Der Uhrmacher?«
    Zur

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