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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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Blüten und komplizierten Mustern prunkte in den Terrassen, und gegenüber dem Herzog sprach Friedrichs von einem Miraculum und Zaubergarten.
    Das größte Wunder jedoch war, so empfanden es jedenfalls Olearius und seine Frau, dass sie zu einem Kinde gekommen waren. Ein kleines Mädchen, keine vier Jahre alt, war ihnen wie ein himmlisches Geschenk in den Schoß gefallen. Farid und Sophian hatten die Kleine, ein blond bezopftes Wesen mit Augen so strahlend wie Sternschnuppen, in ihr Haus gebracht.
    Olearius hatte nicht ganz verstanden, in welchem Verhältnis die beiden Garteneleven zu dem Kind standen. Farid hatte ihnen eine verschlungene Geschichte erzählt, die wohl mehr mit einem der wundersamen Märchen seines Volkes als mit der Wahrheit gemein hatte. Aber er hatte Catharinas Blick gesehen, der das Kind sofort mit Liebe umfangen hatte. Und nüchtern, ganz Mathematiker, hatte er in seinem Geiste eine Rechnung aufgestellt, an deren Ende ein respektables Ergebnis stand. Dieses Kind, so fasste er für sich zusammen, hatte seine Eltern durch die Pest verloren. Es war mittellos und, wenn er Farid und Sophian Glauben schenken konnte, allein in der Welt. Es benötigte Hilfe und ein Zuhause – und Zuneigung. Liebe, die ihm seine Frau im Übermaß schenken könnte. Unter dem Strich, so summierte Olearius, würden sie alle gewinnen. Das Kind erwartete ein Heim und die zärtliche Fürsorge einer liebevollen Mutter. Catharina wiederum könnte endlich ein Kind umsorgen, so wie sie es sich schon lange gewünscht hatte. Diese Tochter wäre ihr Stern, ihr Himmel. Und er selbst würde sich sorglos seinen Forschungen und Aufgaben rund um den Riesenglobus widmen können. Das Kind, so dachte Olearius, befreite ihn von der Pflicht, Catharina die Sterne vom Himmel zu pflücken. Es würde sein schlechtes Gewissen beruhigen.
    Und so willigte er ein, die kleine Melissa in sein Haus aufzunehmen.

NEUN
    »Wie viele schon?«
    Herzog Friedrich starrte seinen Kanzler ungeduldig an. Doch Kielmann ließ sich Zeit mit seiner Antwort, als müsste er die Zahl der Toten noch einmal überprüfen. Sein Blick verlor sich in der Weite des Globussaals.
    »Nun?«
    Der Herzog scharrte ungeduldig mit den Stiefeln, dann klatschte er in die Hände. Erschrocken, wie aus einem Traum, fuhr Kielmann auf.
    »Dreiundvierzig, Durchlaucht. Sechs Überfälle mit insgesamt dreiundvierzig Toten im letzten halben Jahr.«
    »Überall in den Herzogtümern?«
    »Entlang des Ochsenweges, Herr, zweimal allein auf Rantzauschem Gebiet. Die Überfälle gleichen sich, alle Opfer wurden während der Rast überrascht und wohl im Schlaf erstochen.«
    »Und es gibt keine Zeugen?«
    Kielmann schüttelte den Kopf, sein Kinn schlackerte. »Niemand, der davon gekommen wäre.«
    Herzog Friedrich nickte, müde wischte er sich über die Augen. Was noch, dachte er. Was soll dieses Land noch ertragen? Gerade erst schien die Pest ihr grausames Töten auf andere Teile des Reiches verlagert zu haben und noch immer bedrohte der Nordische Krieg seine Untertanen. Dänen und Schweden kämpften um die Macht im Ostseeraum und immer wieder gab es Angriffe auf die dänischen Landesteile in Holstein. Und nun schien zu allem Überfluss auch noch eine Bande skrupelloser Mörder ihr Unwesen in den Herzogtümern zu treiben.
    »Stecken vielleicht Torstensson und seine Leute dahinter?«
    Im Januar 1643 hatten schwedische Truppen unter dem Kommando von Lennart Torstensson die gesamte jütländische Halbinsel erobert. Danach war Schonen in schwedische Hand gefallen. Das dänische Reich schien verloren und auch die Herzogtümer gerieten in den Strudel des Untergangs. Sein Kanzler hatte ihm eine Orientierung nach Schweden empfohlen, doch die neue Großmacht beäugte seine Bemühungen noch mit zögerlicher Skepsis.
    »Die Schweden haben auf ganzer Linie gesiegt und es sieht nicht so aus, als brächte der dänische König noch einmal genug Geld zusammen, um seine aufgeriebenen Truppen aufzustocken und neu auszurüsten. Es heißt, dass sich in seinen Schatzkammern keine einzige Münze mehr befindet. Die Schweden haben Zeit, sie können abwarten bis Christian IV . um Frieden bittet. Warum sollten sie jetzt aus dem Hinterhalt heraus kämpfen?«
    »Dann sind es vielleicht versprengte Söldner?«
    Kielmann zuckte die Achseln. Träge umrundete er einen der prunkvollen Globen.
    »Im Volk spricht man von der Mondscheinbande. Die Mörder töten offensichtlich nur bei Vollmond. Und im Reich warnt man die Händler bereits vor

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