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Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition)

Titel: Der Sternengarten: Historischer Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katrin Burseg
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nicht um, doch er trat einen Schritt zurück und verlor den Kontakt zu seinem Fernrohr. Blind irrte sein Blick durch die hohen Fenster.
    »Was sollen wir also tun, Kielmann?«
    »Der Handel verlangt nach Sicherheit, die Kaufleute rufen nach einer starken Hand. Ihr könntet die Ritterschaft mit dieser Aufgabe betrauen. Die Stände werden es sich nicht nehmen lassen, Stärke zu demonstrieren. Man könnte Patrouillen organisieren und die Konvois der Kaufleute durch bewaffnete Männer schützen.«
    »Wen schlagt Ihr vor?« Es war deutlich, dass sein Kanzler bereits einen Mann ins Auge gefasst hatte. Wem traute er die Herausforderung zu? Wen wollte er mit einem Kommando beauftragen? Gespannt wartete Friedrich auf die Antwort seines höchsten Beamten.
    »Ritter Rantzau.«
    Kielmann zögerte nicht. Klar und deutlich schwebte der Name des Ritters im Raum, bis die hohe Decke ein Echo zurückwarf: Rantzau, zau, au, au …
    Ritter Rantzau. Plötzlich sah Herzog Friedrich die Gestalt des Adligen vor sich, den dichten, hellen Schopf, die kalten, berechnenden Augen, die windschiefe Nase, Zeugnis seines aufbrausenden Temperaments. Rantzau galt als Wortführer des Adels, er konnte die Männer gewiss mobilisieren und hinter sich vereinen. Ja, bisweilen hatte Herzog Friedrich sogar gedacht, dass dessen kaum verhohlene Wut auf den Zustand der Welt und dessen Jähzorn sich einmal gegen ihn selbst und die Herrschaft der Gottorfer wenden könnten. Hatte es nicht schon Gerüchte über eine Verschwörung der Ritterschaft gegeben?
    »Warum nicht?«, antwortete er also und wandte sich wieder seinem Fernrohr zu. Der Kanzler würde wissen, was nun zu tun war. Vermutlich verließe noch am Nachmittag ein Bote mit der herzoglichen Promotion das Schloss in südwestliche Richtung. Und auf der Breitenburg würde der Ruf aus Gottorf gewiss für Genugtuung beim Hausherrn sorgen.
    Hinter seinem Rücken wedelte Herzog Friedrich seinen Kanzler mit einer kurzen Handbewegung aus dem Saal. Lächelnd ließ er seinen Blick wieder über die Gärten schweifen. Ein Beet, prächtig und bunt, geriet in sein Blickfeld. »Ein Miraculum «, so hatte Hofgärtner Friedrichs diese Oase der Schönheit inmitten der Verwüstungen genannt. Als habe Gott einen Engel in den Neuwerk-Garten gesandt, hatte er bei sich selbst gedacht, als er das kleine Wunderwerk begutachtet hatte.
    Das blühende Gartenstück schien ein Zeichen der Hoffnung zu sein. Und ein Versprechen: Noch waren die herzoglichen Pläne nicht gänzlich gescheitert.

ZEHN
    Was war das für ein Leben? Oss starrte in die züngelnden Flammen des nächtlichen Feuers. Die Hitze wärmte seinen Leib, doch sein Herz blieb kalt. Als der Rum zwischen den Männern kreiste, trank er gierig. Aber der Alkohol schenkte ihm kaum noch Trost, das wohlige Gefühl des Rausches war flüchtig. Und der Hass inzwischen übermächtig. Wie ein wilder Hund riss er an ihm, riss sein Innerstes in Fetzen. In diesen Momenten glaubte er, seine Gefühle nicht mehr zügeln zu können.
    Müde betrachtete Oss die Burschen, deren Gesichter vom Feuerschein erleuchtet wurden. Sie waren erschöpft, von der schweren Arbeit entkräftet, mit tiefen Schatten unter den Augen. Rantzaus Leibeigene schufteten von Sonnenaufgang bis in den späten Abend, in den Stallungen, auf den Feldern und im Wald. Und niemals schien es genug zu sein. Nachdem die Breitenburg ein zweites Mal von umherziehenden Truppen geplündert worden war, hatte Christian Rantzau das Pensum seiner Arbeiter noch erhöht. Auf, auf, auf! Unerbittlich und mit harter Hand verfolgte er seinen Plan, den Sitz seiner Väter in altem Glanz erstrahlen zu lassen.
    »Er lässt uns für den Wahnsinn des dänischen Königs büßen«, murrten die Knechte unter seinem Joch. Doch niemand wagte, offen gegen den Gutsherrn aufzubegehren. Zu streng waren die Strafen des Herrn, Peitsche und glühendes Eisen hatten so manchen zum Krüppel gemartert. Und wer von den Gütern floh, dessen Familie wurde schwer bestraft. Ritter Rantzau kannte kein Erbarmen.
    Ritter Rantzau … Oss trank und starrte wieder in das Feuer. Vor dem Hintergrund des glühenden Flammenteppichs erschien das Gesicht des Gutsherrn – lodernd, einer Teufelsfratze gleich. Es war ein schreckliches Bild, doch er zwang sich, hinzusehen. Dem Teufel die Stirn zu bieten, um ihn zu bezwingen. Da, die hitzigen Augen, das züngelnde Haar, der scharfe Mund.
    Ritter Rantzau … Der Geruch des Todes haftete ihm an und jedes Mal, wenn Oss ihm begegnete, erschien

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