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Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war

Titel: Der stille Krieg - McAuley, P: Der stille Krieg - The quiet war Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Paul McAuley
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Hasen und Wühlmäuse -, all das würde bald verschwunden sein, verdrängt von Eis und Schnee.
    Eine Lektion in Unbeständigkeit, dachte Sri. Nichts bleibt ewig gleich. Jedem Individuum und jeder Spezies, die sich an ihre Nische klammerten und sich weigerten, der Veränderung nachzugeben, drohte die Auslöschung. Anpassungsfähigkeit war der Schlüssel zum Überleben. Die Welt wurde zu neuem Leben erweckt, sie wurde nicht einfach nur erneuert oder wiederhergestellt, und Veränderung war der Motor für jede Wiederbelebung. Oscar Finnegan Ramos und die anderen grünen Heiligen vertraten die heilige Mission, den Planeten in ein prälapsarisches Paradies zurückzuverwandeln, doch mit Ausnahme einiger weniger Gärten, die mit enormen Mengen an Energie und Aufwand am Leben erhalten wurden, würde es nicht möglich sein, die Entropie umzukehren und den historischen Zustand der Welt wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Ihre Vision war eine Fata Morgana. Die Welt musste selbst ihr Gleichgewicht wiederfinden. Rückgewinnung und Sanierung waren ein Anfang, nicht ein Mittel zum Zweck. Nachdem die Welt wieder urbar gemacht und erneuert worden war, mussten die Menschen die Kontrolle aufgeben, damit sich neue Dinge entwickeln konnten.
    Sri glaubte, dass die Biosphäre ein gewaltiger Raum voller Möglichkeiten war. Während der Milliarden Jahre, die es bereits Leben auf der Erde gab, war bisher nur ein kleiner Teil dieses Raums erkundet worden. So viel mehr konnte mit ein paar einfachen Werkzeugen und ein wenig Phantasie freigesetzt werden, und nichts davon war unnatürlich, denn die Natur war nicht auf die Variation einiger weniger Themen beschränkt, die durch die Evolution bisher entstanden waren. Sri träumte von Tausenden Erden, und jede davon
war anders. Tausende Gärten des Überflusses, harmonisch und voller Wunder.
    Sie wusste, dass es viel länger dauern würde als die anderthalb Jahrhunderte, die ihr zur Verfügung standen, um diese Träume zu verwirklichen, und dass es mindestens einen Menschen gab, der nicht nur ihre ehrgeizigen Ziele teilte, sondern ihr auch den Schlüssel zu wahrer Langlebigkeit offenbaren konnte. Bis jetzt hatte sie Oscar Finnegan Ramos stets treu gedient. Er hatte die Karriere in Gang gebracht, die nun ihr ganzes Leben bestimmte. Er hatte ihre Forschungen finanziert und sie vor dem Spott und den politischen Intrigen ihrer Konkurrenten beschützt und vor den Fanatikern, die jede Veränderung für gefährlich und den Stillstand für heilig hielten. Doch in all der Zeit war Avernus – oder vielmehr das Ideal, das Sri sich im Kopf von der Genzauberin geschaffen hatte – ihre wahre Lehrmeisterin gewesen. Sri hatte sich schon lange vor ihrer Reise nach Kallisto und Europa von Oscar Finnegan Ramos’ Ideen entfernt; die Einrichtung mit Hyperintelligenten auf dem Mond war Teil ihrer zunehmenden Unabhängigkeit. Aus der Einrichtung waren eine Reihe von Wundern hervorgegangen, darunter auch der verbesserte Fusionsantrieb, aber die Geheimhaltung war stets ein großes Problem gewesen. Es war nicht leicht, die Wahrheit vor Oscar zu verbergen und die Hyperintelligenten sicher zu verwahren.
    Und jetzt war die Geheimhaltung erneut in Gefahr. Aus Sicherheitsgründen hatte ihr Sekretär ihr keine weiteren Einzelheiten übermitteln dürfen. Abgesehen von der Tatsache, dass fünf Hyperintelligente gestorben waren, würde Sri erst erfahren, wie schlimm der Vorfall wirklich gewesen war, wenn sie mit den Mitarbeitern gesprochen und sich den Schaden selbst angeschaut hatte. Aber sie war sich sicher, dass die Lage dieses Mal kritisch war. Sie war gerade erst von
einem zermürbenden Monat in Brasília zurückgekehrt. Komitees, Strategiesitzungen, Ideenschmieden, Besprechungen über Langzeitpläne mit den Stabschefs. Die Gegner der Versöhnung waren im Aufschwung begriffen, ermutigt durch den Tod von Maximilian Peixoto und dem Scheitern des Biomprojekts. Ein älterer Senator, der sich für den Handel mit den Außenweltlern eingesetzt hatte, hatte durch einen Sexskandal seinen Sitz verloren. Ein Notfallgesetz, mit dem die Umwandlung mehrerer Frachter in Kriegsschiffe finanziert werden sollte, war eilig beschlossen worden. Überall kursierten Gerüchte über Machtverschiebungen innerhalb der Regierung und unter den Familien. Es hieß, dass die Pazifische Gemeinschaft ein eigenes Raumfahrtprogramm plante.
    Rothco Yang, der Gesandte von Rainbow Bridge, war zutiefst pessimistisch gewesen. »Im Moment reden wir nur noch

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