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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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von einer Pfefferminzpastille unterscheiden. Miki fingerte an ihrem Collier herum, war also weniger entspannt, als sie tat.
    »Hübsche Perlen«, sagte ich.
    »Danke«, erwiderte sie.
    Bud machte der jungen Frau schöne Augen, und zwar ganz unverhohlen, was aber auch wiederum nichts Neues war. Junggesellen konnten nun mal keiner attraktiven Frau widerstehen. Das lag in ihrer Natur. Ms Tudor dagegen ignorierte sein Schmachten; sie zeigte sich vielmehr zutiefst empört darüber, dass zwei Beamte der Strafverfolgung anzunehmen wagten, sie oder ihr illustrer Arbeitgeber könnten in ein Verbrechen verwickelt sein.
    »Niemand wirft Ihnen beiden auch nur irgendetwas vor.« Meine Stimme blieb möglichst ruhig. Ich hatte gelernt, geduldig zu sein. Warum die Lady erschrecken, ehe wir alles erfahren hatten, was wir wissen wollten. Miki Tudor war nicht die erste von mir vernommene Person, die alle Schotten dicht gemacht hatte. »Wir würden gerne die Videos der Hotelüberwachung sehen.«
    »Ich glaube, dafür bräuchten Sie zuerst einen Durchsuchungsbefehl«, sagte Miki und sah mir dabei unverwandt in die Augen. Bewachte ihren Herren wie ein gut situierter Hund. Ein Pudel mit Perlenschmuck.
    »In manchen Fällen trifft das durchaus zu. Aber meistens geht es ohne. Wer nichts zu verbergen hat, kommt uns in der Regel bereitwillig entgegen. Wäre schade, Ms Tudor, wenn Sie bei einer polizeilichen Untersuchung einen schlechten Eindruck hinterließen, noch dazu ohne jeden Grund.«
    Die ach so selbstsichere Miki wirkte leicht verunsichert, und ich bohrte sofort nach.
    »Uns ist vollkommen klar, dass diese Zeit für das Hotelpersonal schwierig ist, aber wenn Sie mit uns zusammenarbeiten, könnten Sie die Sache vereinfachen und beschleunigen.«
    Bud beschloss, seinen südlichen Charme zum Einsatz zu bringen. Darauf verstand er sich bestens und wusste das auch. Mit der taufrischen Miki Tudor gelang ihm das besser als mit der doch eher angejahrten Madeline Jane Cohen. »Glauben Sie mir, Ms Tudor, wir gehen nicht davon aus, Sie hätten irgendetwas damit zu tun. Wir würden nur gern den Mörder so schnell wie möglich schnappen.« Sein strahlend weißes Lächeln war besonders einnehmend, seine Augen schmachtend und sein Georgia-Akzent weich wie Butter. Miki nahm umgehend die Hand von der Kette und hörte sofort auf, daran herumzufummeln.
    Vielleicht mochte sie ja keine Polizistinnen. Die meisten Frauen misstrauten ihrem eigenen Geschlecht, und ich schon gleich gar, aber ich war ja schon immer ein burschikoser Wildfang gewesen. Was sollte man dazu noch sagen.
    Miki verschränkte die Hände auf ihrem weißen Schreibtisch in französischem Landhausstil. Die Fingernägel waren makellos, perfekt französisch manikürt. Miki Tudor war der Inbegriff kühler Eleganz und hatte offenbar ein Faible für alles Französische. Sie sah definitiv gut aus, und ich hätte einen Wochenlohn drauf gewettet, dass Miki ihre wuchtige Hornbrille nur zu dem Zweck trug, von ihrer Schönheit abzulenken. Ihre kobaltblauen Augen blickten müde und misstrauisch hinter den großen Gläsern hervor. Sie war nervös und bemüht, dies nicht zu zeigen.
    Vielleicht hatte sie ja etwas zu verbergen, aber ich machte eher ihre angegriffenen Nerven und den Nachtflug aus Kansas City für ihren Zustand verantwortlich.
    »Sie haben wenig geschlafen, Ms Tudor, und natürlich ist das alles ein Schock für Sie. Wäre es Ihnen lieber, das Gespräch auf morgen zu verschieben? Wenn Sie einigermaßen ausgeschlafen sind?«
    Das Angebot überraschte Blacks persönliche Assistentin über die Maßen, von Bud ganz zu schweigen. Ich ignorierte seinen fragenden Blick und achtete auf Mikis Reaktionen, in denen ich lesen konnte wie in einem offenen Buch. Die Mimik der Menschen und ihre Körpersprache faszinierten mich schon immer. In der Regel lag ich mit meinen Intuitionen goldrichtig, und ich hatte genügend gesunden Menschenverstand, auf meine innere Stimme zu hören, wie man sagt. Miki war übermüdet. Und nun war Miki dankbar; ihre großen blauen Augen wurden feucht, aber es kullerten keine Tränen. Trotzdem hielt sie plötzlich ein hauchdünnes Spitzentaschentuch in ihrer Hand und tupfte sich mit anmutiger Geste die nicht vorhandenen Tränen vom Gesicht.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber ich bin nur im Moment gerade sehr bewegt. Ich kann nichts dafür. Ich bin erschöpft und vollkommen fassungslos. Wie kann so etwas in Cedar Bend passieren? Das hätte ich nie für möglich gehalten. Außerdem

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