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Der stille Schrei der Toten

Der stille Schrei der Toten

Titel: Der stille Schrei der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Linda Ladd
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das nicht – es wäre schließlich mehr als ungeschickt gewesen –, und ich fragte mich, wie sie das schaffte.
    Mit einem kühnen Satz sprang ich in das schaukelnde Boot und erzählte Tyler von meinen Gedanken. Er lachte. »Mir sowieso ein Rätsel, wie ihr Frauen in diesen Dingern überhaupt laufen könnt.«
    Daraufhin reckte ich eines meiner Beine mit den schwarzen knöchelhohen Nikes an den Füßen hoch und erntete prompt den nächsten Lacher. Nachdem er gekonnt abgelegt und das offene Wasser erreicht hatte, stellte ich mich neben ihn unter das Verdeck. Er lächelte mir mit seinen großen braunen Augen zu, und seine langen schwarzen Haare wehten im Wind. Ein sehr netter Bursche. Ich mochte ihn.
    »Was ist das denn alles?«, fragte ich über das Knattern des Motors hinweg und zeigte auf die grünen Radarschirme mit all den leuchtenden Punkten drauf.
    »Das ist unser Satellitenortungssystem. Alle Boote in Cedar Bend haben einen Sender im Rumpf installiert, der ein Signal aussendet. Und sie sind auch alle mit diesen Bildschirmen ausgerüstet. Somit wissen wir zu jeder Zeit, wo sich die einzelnen Boote gerade befinden. Manche Gäste verlieren auf dem See die Orientierung, und Dr. Black will sicher sein, dass wir sie auch finden, wenn sie in Schwierigkeiten geraten. Unsere Boote tragen alle eine Nummer. Sehen Sie dieses Leuchtsignal hier, Nummer eins?«, fragte Tyler und zeigte auf einen grünen Punkt, der sich bewegte. »Das sind wir. Wir nehmen Kurs auf die Maltese Falcon . Das ist der große Pott.«
    »Black ist wohl Hammett-Fan. Aber ich mag seine Bücher auch.«
    »Ja, er ist ein Fan von allem, was aus der Zeit stammt. Haben Sie seine Nostalgiesammlung aus den 40er-Jahren schon gesehen?«
    »Nein, wie sollte ich.«
    »Sie befindet sich auf seiner Ranch in L.A. Sie sollten ihn mal danach fragen. Würde ihn sicher freuen. Dieses Zeug ist das Größte für ihn.«
    Möglich, nur was ich ihm gleich zeigen würde, würde ihn weniger freuen. Ich beobachtete all die kleinen Punkte, die sich über den Radarschirm bewegten und fragte mich, ob in Cedar Bend bei diesem strikten Reglement auch mal Pannen passierten. Abgesehen von dem Zwischenfall, dass eine berühmte Schauspielerin hier enthauptet wurde, schien der Doktor seinen Laden fest im Griff zu haben.
    Ungefähr zwanzig Minuten später rückte die Yacht allmählich ins Blickfeld. Sie ankerte mitten auf dem See und war über und über, wie eine weihnachtlich geschmückte Einkaufsstraße, mit roten, weißen und blauen Lichtern bespannt. Die Szenerie hatte etwas durchaus Festliches, und als wir das Boot an der Längsseite festmachten, fiel mir ein, dass heute Abend das große Vierter-Juli-Feuerwerk stattfinden sollte. Kein Wunder, dass Black alle Hände voll zu tun hatte. An Bord erklang Musik, »Bridge Over Troubled Water«, ein Titel, der in Anbetracht der Umstände passte wie die Faust aufs Auge. Tyler half mir auf eine seitliche Zugangsrampe. Ich bedankte mich bei ihm, und als er wieder zurückdüste, passierte ich einen Matrosen in weißer Uniform, der mich am oberen Ende der Treppe erwartete. Seinem schwarzen Namensschild zufolge hieß er Geoffrey.
    »Detective Morgan, ich habe den Auftrag, Sie in Dr. Blacks Büro zu bringen.«
    »Okay«, sagte ich, wobei ich mich fühlte wie James Bond, als er in Goldfingers Versteck geleitet wurde, oder war das Dr. No, der Typ mit dem Riesenkahn, der 007 und ein gut gebautes Bondgirl über ein paar scharfe Korallenriffe jagte? Aber Schluss damit jetzt und zurück auf den Boden der Tatsachen. Ich bin als Detective nur ’ne ganz kleine Nummer ohne Messer in den Schuhen und ohne Raketenwerfer im Auspuffrohr meines Autos, dafür aber mit einem ganz fiesen Obduktionsbericht in Händen. Ich folgte Geoffrey dem Matrosen auf seinem Weg quer über Deck an einer hell erleuchteten Reling entlang.
    Eigentlich war alles hell erleuchtet. Wir kamen an einigen großen Panoramafenstern vorbei, und ich konnte Black zusammen mit vier oder fünf Gästen beim Dinner sehen, bei Kerzenlicht, leiser Musik und Orchideen, so weit das Auge reichte. Er parlierte mit einer hübschen Rothaarigen mit Brillantschmuck am Hals und üppigen, aus einem Kleid aus Goldlamé hervorquellenden Brüsten. Was sollte Prince Charming sonst auch anderes machen? Anscheinend war er an der drallen Rothaarigen mehr interessiert als an der Tatsache, dass eine gute alte Bekannte von ihm auf seinem eigenen Grund und Boden ermordet worden war. Ich glaube, Geldsäcke wie er nehmen

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