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Der Stolz der Flotte

Der Stolz der Flotte

Titel: Der Stolz der Flotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Kent
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mir Sondervollmachten bis zur Beendigung des gegenwärtigen Notstandes einräumt.«
    Bolitho warf einen raschen Blick auf die anderen. Ihre Gesichter waren wie Masken. Überrascht und verwirrt durch die Ereignisse, mochten sie sich fragen, was dabei für sie persönlich herauskommen würde.
    Es war, als spräche Broughton zu der gegenüberliegenden Schottwand, aber er hatte seine Stimme wieder in der Gewalt. »Der Rädelsführer bei der Insurrektion der
Auriga

war ein gewisser Thomas Gates, Kapitänsschreiber. Man hat ihn, äh, entwischen lassen. Zweifellos ist er zusammen mit anderen verantwortlich für den Tod des Kuriers und den Verlust der versiegelten Depeschen.«
    Die Luft in der Kajüte zitterte vor Spannung, so daß die altgewohnten Bordgeräusche auf einmal überlaut und unwirklich klagen. »Der Steuermannsmaat –«, er blickte auf ein vor ihm liegendes Papier –, »John Taylor, derzeit in Arrest wegen Konspiration, ist demzufolge der einzige Haupttäter, an den sich dieses Gericht halten kann.«
    »Darf ich etwas sagen, Sir?« Alle Köpfe wandten sich Bolitho zu. In diesen wenigen Sekunden sah er die anderen als Individuen, deren unterschiedliche Empfindungen sich in ihren Augen spiegelten. Sympathie, Verständnis – einer schien sich sogar zu amüsieren. Doch als Bolitho weitersprach, dachte er nicht mehr an sie. »Taylor war nur einer von vielen, Sir«, sagte er ruhig. »Er kam zu mir, weil er Vertrauen zu mir hatte.«
    Auch Broughton hatte den Kopf gewandt und sah ihn an – kalt und nachdenklich. »Zwei seiner Genossen haben bereits gegen ihn ausgesagt, er sei nach Gates der Rädelsführer gewesen.« Eine Sekunde lang schimmerte etwas wie Mitleid in seinen Augen auf. »Kann sein, sie wollten sich an ihm rächen, weil er gegen Gates war. Sie können aber auch genausogut ordentliche und loyale Matrosen sein.« Er bekam ganz schmale Lippen. »Das ist nicht mehr meine Sache. Meine Sache ist das Geschwader, und ich werde dafür sorgen, daß es jede ihm gestellte Aufgabe erfüllt, und zwar ohne Einmischung.« Sein Blick lag wie festgeschmiedet auf Bolitho. »Von keiner Seite.«
    Dann klopfte er mit den Knöcheln auf den Tisch. »Führt den Gefangenen herein!«
    Bolitho saß reglos im Stuhl, als Taylor zwischen zwei MarineInfanteristen eintrat. Steif marschierte Hauptmann Giffard hinter ihnen her. Taylor sah bleich, aber gefaßt aus, und als er Bolitho erblickte, flog ein Schimmer des Erkennens über sein Gesicht.
    Broughton musterte ihn kalt. »John Taylor, Ihr seid der konspirativen Meuterei und der Insurrektion auf Seiner Britannischen Majestät Schiff
Aurig
a

angeklagt, und zwar in Gemeinschaft mit einem anderen, der noch in Freiheit ist. Ihr seid vorgeladen, um Euer Urteil zu hören.« Er tippte die Fingerspitzen aneinander und fuhr fort: »Mit Eurer Verräterei zu einer Zeit, da England um sein Leben kämpft, habt Ihr Euch als ein Mann ohne Stolz und Gewissen gezeigt und Euch außerhalb der Gemeinschaft gestellt. Ihr als ausgebildeter Bootsmannsmaat, dem Eure Vorgesetzten vertrauten, habt die Flotte betrogen, die Euch Euren Lebensunterhalt gewährt.«
    Taylor war wie betäubt. »Das stimmt nicht«, erwiderte er ganz leise.
    »Das ist nicht wahr.«
    »Wie dem auch sei«, sprach Broughton weiter, lehnte sich in seinen Sessel zurück und blickte zu den Decksbalken auf, »in Anbetracht Eurer bisherigen Verdienste und all dessen, was mein Flaggkapitän zu Euren Gunsten gesagt und getan hat…« Er brach ab, denn Taylor war mit einem plötzlichen Hoffnungsschimmer in den Augen einen halben Schritt vorgetreten. Ein Seesoldat zog ihn zurück, und Broughton fuhr fort: »… habe ich mich entschlossen, nicht die Höchststrafe zu verhängen, die in Eurem Falle meiner persönlichen Ansicht nach gerechtfertigt wäre.«
    Verwirrt wandte Taylor den Kopf und blickte Bolitho an. »Danke, Sir! Gott segne Sie«, flüsterte er kaum hörbar.
    Das schien Broughton nur zu irritieren. »Statt dessen werdet Ihr zu zwei Dutzend Peitschenhieben und Degradierung verurteilt.«
    Mit Tränen der Bewegung in den Augen nickte Taylor. »Danke, Sir.«
    Broughtons Stimme war messerscharf. »Zwei Dutzend Hiebe
von
jedem

Schiff,

das hier in Falmouth liegt.« Er nickte der Wache zu.
    »Führt den Gefangenen ab.«
    Taylor sagte kein Wort, als die Seesoldaten ihn umdrehten und hinausführten.
    Bolitho starrte auf die geschlossene Tür, auf die Stelle, wo Taylor gestanden hatte. Ihm war, als sei die Kajüte plötzlich ganz eng. Als sei er

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