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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Naturerscheinung als Hinweis auf glückliche Ereignisse gelten.
    Diese beiden Indianerstämme deuten sich also das Verhalten ihres prophetischen Berges in grade entgegengesetzter Weise. Ob nun der eine oder der andre Recht hat, jedenfalls ist die Nachbarschaft des Duido für das Dorf la Esmeralda nicht von Vortheil gewesen.
    Kaum fände man wohl eine lieblichere Lage in den an den Orinoco grenzenden Savannen, kaum zur Viehzucht geeignetere Weidegründe oder ein besseres Klima, dem jedes Uebermaß tropischer Luftwärme fremd ist. Und doch erscheint la Esmeralda in einem Zustande trauriger Verlassenheit und beklagenswerthen Verfalls. Von dem alten, durch spanische Ansiedler gegründeten Dorfe ist nichts mehr übrig, als eine kleine Kirche und fünf bis sechs Strohhütten, die aber auch nur zur Zeit der Jagd und des Fischfangs bewohnt sind.
    Als die »Gallinetta« und die »Moriche« hier eintrafen, fanden sie im Hafen auch nicht ein einziges Fahrzeug vor.
    Wer hat denn aber die Indianer von hier vertrieben?… Die schrecklichen Muskitos sind es, die den Ort unbewohnbar machen, die Myriaden von Insecten, deren verwünschte Rasse alle Flammen des Duido nicht zu vernichten vermochten.
    Die Falcas wurden von ihnen auch dermaßen belästigt, die Muskitonetze erwiesen sich so unzureichend und Passagiere und Mannschaften hatten so arg von Insectenbissen zu leiden – selbst der Neffe des Sergeanten Martial, den sein Onkel diesmal nicht genügend zu schützen im Stande war – daß Parchal und Valdez schon vor Tagesanbruch mit Hilfe der Palancas abfuhren, ohne erst die Morgenbrise abzuwarten.
    Gegen sechs Uhr sprang der Morgenwind auf, und zwei Stunden später kamen die Piroguen an der Mündung des Iguapo, eines der Zuflüsse des rechten Ufers, vorüber.
    Jacques Helloch dachte ebensowenig daran, den Iguapo zu untersuchen, wie er den Cunucunuma oder den Cassiquiare beachtet hatte, und Germain Paterne erwähnte dieser Pflichtvergessenheit mit keinem Worte, nicht einmal in der Form einer freundschaftlichen Neckerei.
    Der Sergeant Martial wurde dagegen, und Jacques Helloch nicht minder, durch eine andre Wahrnehmung beunruhigt.
    So kräftig, ausdauernd und energisch Jeanne von Kermor auch war, die bisher allen Anstrengungen getrotzt hatte, war doch zu befürchten, daß sie den übeln Einwirkungen des Klimas und des Landes hier noch ihren Tribut werde zollen müssen. In den mehr sumpfigen Gegenden herrschen endemische Fieber, denen man nur selten entgeht. Dank ihrer widerstandsfähigen Constitution hatten Jacques Helloch, Germain Paterne und der Sergeant Martial noch nichts von diesen Einflüssen gespürt, und schon in Folge langer Gewöhnung waren die Mannschaften dagegen gefeit. Das junge Mädchen litt dagegen seit einigen Tagen an allgemeinem Unwohlsein, dessen ernste Bedeutung niemand verkennen konnte.
    Germain Paterne durchschaute bald, daß Jeanne von Kermor von einem Sumpffieber bedroht war. Ihre Kräfte nahmen ab, ihr Appetit schwand gänzlich, und von diesem Tage ab war sie durch unüberwindliche Schlaffheit genöthigt, sich stundenlang unter dem Deckhause niederzulegen. Sie zwang sich jedoch nach Möglichkeit, dem zu widerstehen, weil sie der Gedanke bedrückte, ihren Reisegenossen noch weitere Unruhe zu machen.
    Noch blieb ja die Hoffnung, daß dieses Unwohlsein ein vorübergehendes sein werde; vielleicht irrte sich Germain Paterne überhaupt in seiner Diagnose, und außerdem mußte ja, bei Jeannes geistiger und körperlicher Zähigkeit, die Natur ihr bester Arzt sein, der noch durch das wirksamste Hilfsmittel – durch ihre Jugend – unterstützt wurde.
    Immerhin setzten die Passagiere die Fahrt auf dem obern Theile des Stromes nur mit zunehmender Aengstlichkeit fort.
    An diesem Tage legten die Piroguen für die Nacht nahe der Mündung des Gabirima, eines linksufrigen Nebenflusses, an. Von den Barés-Indianern, die Chaffanjon erwähnt, fand man hier keine Spur. Das war nicht zu bedauern, da die zwei Hütten von Gabirima, zur Zeit als der französische Reisende hier weilte, nur einer Familie von Räubern und Mördern Obdach gewährten. Ein Mitglied derselben war der vormalige Capitan von la Esmeralda gewesen. Ob jene nun Verbrecher geblieben oder ehrbare Leute geworden waren, das ließ sich nicht entscheiden, jedenfalls aber waren sie von hier fortgezogen, so daß irgendwelche Auskunft über die Bande des Alfaniz nicht zu erlangen war.
    Mit Fleisch von Hirschen, Bisam-und Wasserschweinen, die die Jäger noch am Abend

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