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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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erlegt hatten, frisch versehen, stießen die Falcas schon am nächsten Tage vom Ufer wieder ab. Die Witterung war recht schlecht. Wiederholt stürzten gewaltige Regengüsse herab. Jeanne von Kermor litt nicht wenig von dieser Unbill der Witterung. Ihr Zustand besserte sich nicht. Das Fieber blieb bestehen und wurde sogar trotz aller angewendeten Mittel langsam schlimmer.
    Die vielen Windungen des Stromes, der von Rissen durchsetzt und in der Breite auf zweihundert Meter eingeengt war, gestatteten es an diesem Tage nicht, über die Insel Yano, die letzte, der die Piroguen flußaufwärts begegnen sollten, hinauszukommen.
    Am nächsten Tage, am 21. October, bot ein Raudal, das zwischen hohen, nahe bei einander liegenden Ufern herabbrauste, noch einige Schwierigkeiten und gegen Abend ankerten die »Moriche« und die »Gallinetta«, die tagsüber bessern Wind gehabt hatten, vor dem Rio Padamo.
    Das Fieber, das an dem jungen Mädchen nagte, war noch immer nicht gewichen. Jeanne fühlte sich mehr und mehr abgeschlagen, und ihre Schwäche gestattete ihr nicht einmal mehr, das Deckhaus zu verlassen.
    Hierdurch geängstigt, machte sich der alte Soldat die schlimmsten Vorwürfe, dieser Reise zugestimmt zu haben. Alles das war seine Schuld!… Was war aber zu thun?… Wie ließen sich die Fieberanfälle bannen und ihre Wiederkehr verhüten? Selbst angenommen, daß die Reiseapotheke der »Moriche« ein wirksames Mittel enthielt, war es unter den jetzigen Umständen nicht rathsamer, umzukehren?… Binnen wenigen Tagen mußten die Piroguen mit Hilfe der Strömung ja San-Fernando wieder erreichen können.
    Jeanne von Kermor hatte den Sergeanten Martial und Jacques Helloch über diese Frage reden hören, und sagte darauf traurig und mit kaum vernehmbarer Stimme:
    »Nein! Nein! Kehren wir nicht nach San-Fernando zurück! Ich will bis zur Mission gehen… will gehen, bis ich meinen Vater wieder gefunden habe! Nach Santa-Juana… Santa-Juana!«
    Nach dieser Anstrengung sank sie fast bewußtlos zurück.
    Jacques Helloch wußte nicht, wofür er sich entscheiden sollte. Gab er den Bitten des Sergeanten Martial nach, so lief er Gefahr, bei dem jungen Mädchen eine verderbliche Krisis heraufzubeschwören, wenn diese bemerkte, daß die Piroguen wieder den Strom hinabschwammen. Alles in Allem schien es gerathener, die Reise fortzusetzen und wowöglich Santa-Juana zu erreichen, wo weitere Hilfe gewiß ebenso sicher zu finden war, wie in San-Fernando.
    Dann wandte sich Jacques Helloch noch an Germain Paterne.
    »Du vermagst also nichts zu thun? rief er mit verzweifelter Stimme. Du kennst keine Arznei, die dieses Fieber, an dem sie zu Grunde gehen muß, zu beseitigen vermag?… Siehst Du nicht, daß das arme Kind von Tag zu Tag mehr verfällt?«
    Germain Paterne wußte nicht, was er antworten oder was er außer dem, das er schon versucht hatte, noch thun sollte. Das schwefelsaure Chinin, wovon er reichlichen Vorrath besaß, hatte trotz Anwendung in großen Dosen das Fieber nicht zu unterdrücken vermocht.
    Und als der Sergeant Martial und Jacques Helloch ihn mit ihren Fragen bestürmten, kam er in arge Verlegenheit.
    »Das schwefelsaure Chinin bleibt auf sie ohne Wirkung – das war Alles, was er zu sagen im Stande war. Vielleicht müßte man zu gewissen Kräutern oder Baumrinden greifen, die sich hier in der Gegend finden müssen. Doch wer soll sie uns zeigen und wie könnten wir sie herbeischaffen?«
    Valdez und Parchal, die hierüber gefragt wurden, bestätigten die Aussagen Germain Paterne’s. In San-Fernando benutzte man allgemein gewisse fieberwidrige Erzeugnisse des Landes… wirklich specifische Mittel gegen die von sumpfigen Ausdünstungen hervorgerufenen Fieber, von denen Fremde und Einheimische in der trocknen Jahreszeit so viel zu leiden haben.
    »Am meisten, versicherte Valdez, bedient man sich der Rinde der Cinchora und vor Allem der des Coloradito.
    – Würden Sie diese Pflanzen erkennen?
    – Nein, antwortete Valdez. Wir sind nur Schiffsleute und immer auf dem Strome. Da müßte man sich schon an die Ilaneros wenden, von denen an den Ufern leider keiner zu sehen ist.«
    Germain Paterne war es recht wohl bekannt, daß die Wirkung des Coloradito bei Sumpffiebern fast souverän ist, und es unterlag keinem Zweifel, daß auch hier das Fieber weichen würde, wenn die Kranke mehrere Abkochungen dieser Rinde nehmen könnte. Leider war auch er, ein Botaniker, nicht im Stande, die Pflanze auf den Ufersavannen zu suchen.
    Auf die bestimmte

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