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Der stolze Orinoco

Der stolze Orinoco

Titel: Der stolze Orinoco Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jules Verne
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Nacht, lieber Jean, werden Sie ruhig in Ihrem Deckhause schlafen, wir werden schon über Sie wachen…
    – Das ist doch wohl meine Sache, warf der Sergeant Martial trocken ein.
    – Nein, das geht uns Alle an, mein wackrer Sergeant, erwiderte Jacques Helloch, und es ist wichtig, daß Ihr Neffe nicht des in seinem Alter so nöthigen Schlafes beraubt werde.
    – Ich danke Ihnen, Herr Helloch, erwiderte der junge Mann lächelnd, es ist aber doch wohl richtiger, daß wir Alle abwechselnd Wache halten.
    – Jeder eine bestimmte Zeit lang,« setzte der Sergeant Martial hinzu.
    Was ihn selbst freilich anging, unterließ er es, wenn die Stunde für den jungen Mann herangekommen war, natürlich, diesen aus dem Schlafe zu wecken, um allein draußen Wache zu stehen.
    Dieser Verabredung entsprechend, wurde die Wache von acht bis elf Uhr den beiden Franzosen anvertraut; von elf bis zwei Uhr morgens sollte Herr Miguel mit seinen Collegen sie ablösen, dann fiel es Jean von Kermor und dem Sergant Martial zu, bis Tagesanbruch an deren Stelle zu treten.
    Die Passagiere der »Gallinetta« und der »Maripare« streckten sich also auf ihren Estrillas aus, und andrerseits überließen sich die Mannschaften einer nach den vorausgegangenen Anstrengungen wohlverdienten Ruhe.
     

    »Ich sehe nichts. Und doch…« (S. 139.)
     
    Jacques Helloch und Germain Paterne bezogen ihren Posten auf dem Hintertheile der Pirogue. Von da aus konnten sie den Strom nach auf-und nach abwärts überblicken und auch die Mündung des Meta beobachten. Vom Ufer selbst her war nichts zu fürchten, denn längs desselben dehnte sich ein ganz unpassierbares Sumpfland aus.
    Nebeneinander sitzend, plauderten die beiden Freunde von dem und jenem. Der eine rauchte von den Cigarren, mit denen er sich reichlich versehen hatte, denn Tabak bildet bei allen Uferbewohnern ein stets verwerthbares Tauschmittel. Der Wind hatte sich fast ganz gelegt, nur dann und wann strich ein Lufthauch über die beiden Männer hin. Wenige Grade über dem Horizont funkelte das Südliche Kreuz am Himmel. Bei der allgemein herrschenden Stille mußte das geringste Geräusch, das Durchschneiden des Wassers durch ein Boot, der vorsichtigste Ruderschlag schon von weitem her vernehmbar sein, und es genügte, das Uferland zu beobachten, um jeder irgendwie verdächtigen Annäherung entgegentreten zu können.
    Dieser Aufgabe widmeten sich also die beiden jungen Leute, während sie die Zeit vertraulich verplauderten.
    Offenbar flößte Jean von Kermor dem hübschen Jacques Helloch ein lebhaftes Interesse ein. Nicht ohne ängstliche Befürchtung sah er den jungen Mann seine gefährliche Reise unternehmen. So hoch er dessen edelmüthigen Beweggrund auch schätzte, erschrak er doch vor den Gefahren, denen jener sich bei diesem Wagniß aussetzte, wenn er weit, weit – er wußte nicht, wie weit – hinauszog.
    Schon wiederholt hatte er sich mit Germain Paterne über die Familie des Oberst von Kermor unterhalten, und dieser bemühte sich, seine Erinnerungen an diese, von der er vor fünfzehn Jahren manchmal reden gehört hatte, aufzufrischen.
    »Weißt Du, Germain, sagte am heutigen Abend Jacques Helloch, ich kann es mir gar nicht recht vorstellen, daß dieses Kind – denn es ist ja noch ein Kind – in die Gebiete des obern Orinoco vordringen will! Und unter wessen Führung? Unter der des wackren Alten, der gewiß das beste Herz in sich trägt, der mir aber doch nicht der passende Führer seines Neffen zu sein scheint, wenn Beiden größere Schwierigkeiten begegnen sollten.
    – Ja, ist er überhaupt sein Onkel? unterbrach ihn Germain Paterne. Mir will’s nicht ganz so scheinen.
    – Ob der Sergeant Martial nun Jean von Kermor’s Onkel ist oder nicht, fuhr Jacques Helloch fort, würde ja wenig bedeuten, wenn er nur noch ein Mann in den Jahren vollster Kraft und an solche gefährliche Fahrten gewöhnt wäre. Ich frage mich immer, wie er hat zustimmen können…
    – Zustimmen, ja, das ist das richtige Wort, Jacques, fiel Germain Paterne ein, indem er die Asche aus seiner Pfeife klopfte. Ja wohl, zustimmen, denn es liegt auf der Hand, daß der junge Mann den Gedanken an diese Reise angeregt und daß er seinen Onkel dazu verführt hat. Doch nein, der Brummbär ist sein Onkel gar nicht, denn ich glaube mich zu erinnern, daß der Oberst von Kermor, als er aus Nantes verschwand, gar kein Kind hatte.
    – Als er Nantes wohin verließ?
    – Darüber hat man nie etwas gehört.
    – Außer daß sein Sohn uns von

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