Der Strahlenpirat
ja«, brummte Channing ungerührt. »Sie haben unsere Leistung verdoppelt.«
»Kann ich auch mal versuchen, das Ding abzugleichen?« fragte Wes.
»Nur zu. Eigentlich brauchen wir dazu einen Kerl mit Augen in den Fingerspitzen. Haben Sie die?«
»Nein, aber ich möchte es trotzdem probieren.«
Farrell arbeitete am Abgleich der Ablenkplatten und sagte schließlich resigniert: »Da ist nichts zu machen. Barney hatte sie schon bestmöglich eingestellt.«
»Stimmt die Richtung zur Sonne?« erkundigte sich Channing.
Walt visierte durch die Röhre. »Genauer ging’s gar nicht«, antwortete er mit tränenden Augen.
»Kann es sein, daß wir trotzdem an der Sonne vorbeizielen?« fragte Don. »Ich meine, kann es sein, daß optische Richtung und Energiestrahlrichtung nicht ganz gleich sind?«
»Wäre möglich«, gab Wes zu.
Walt schritt zur Feineinstellung und veränderte die Richtung der großen Eingangsröhre geringfügig. Das Instrument schlug wieder höher aus, und Channing vergrößerte den Meßbereich erneut. Walt probierte herum, bis das Instrument den höchsten Wert anzeigte, und ließ dann die Richtung in der neuen Einstellung.
»Schon besser«, lobte Don. »Wir haben nun viermal so viel wie bei unserem ersten Versuch. Der Saft reicht jetzt, um eine Elektrode zu betreiben – für eine Spielzeugeisenbahn. Hoffentlich hat nun jemand anderes einen Einfall, mein Vorrat an Ideen ist für heute erschöpft.«
»Jonglieren wir mit den Elektrodenabständen«, schlug Wes vor.
»Können wir machen«, antwortete Walt und fuchtelte mit einem riesigen Schraubenschlüssel herum.
Vier volle und frustrierende Stunden später stand die Leistung immer noch bei enttäuschenden vierzehn Watt. Channing kritzelte wie besessen mit einem großen Bleistift auf einem Notizblock herum; Walt versuchte lustlos mit Änderungen der Anodenspannungen etwas zu erreichen. Barney maß mit einer großen Schublehre die Elektrodenabstände nach, und Wes hatte dunkle Gläser aufgesetzt und starrte in die Sonne.
Wes murmelte zu sich selbst: »Die Elektrodenspannungen stimmen – der Abgleich ist bestens – Sonnenenergie nicht wie Energie vom Kraftwerk … Zusammensetzung der Sonne – Russells Mischung …«
» Wer hat das gesagt?« donnerte Channing.
»Wer hat was gesagt?« fragte Barney.
»Warum muß uns das Trommelfell platzen?« beklagte sich Walt.
»Was meinen Sie eigentlich?« fragte Wes, der aus seiner Versunkenheit aufgeschreckt war.
»Irgend etwas über Russells Mischung. Wer hat das gesagt?«
»Ich. Warum?«
»Sehen Sie, Wes, woraus sind Ihre Kathoden hergestellt?«
»Aus Thorium, CP-Metall. Deshalb werden sie in luftleeren Metallbehältern verschickt.«
»Und was passiert, wenn Sie es mit einem anderen Material probieren?«
»Dann funktioniert es nicht sehr gut. Wenn die Ausgangskathode und die Eingangskathode nicht aus dem gleichen Material sind, geht die Leistung nicht durch.«
»Jetzt sind Sie auf der richtigen Fährte!« brüllte Channing. »Russells Mischung!«
»Hört sich an wie der Name eines Pfeifentabaks. Wie wär’s, wenn Sie mal Lexikon spielen und mir erklären, was Russells Mischung ist?«
»Russells Mischung ist eine Mischung von allen Elementen, aus denen die Sonne besteht – und die anderen Sterne ebenfalls: Wasserstoff, Sauerstoff, Natrium, Magnesium, Eisen, Silizium, Kalium, Kalzium, usw. Die genaue Zusammensetzung läßt sich in jedem Handbuch finden. Was nicht in der Mischung erhalten ist, ist unwichtig.«
»Und was hat dieser Russell drin, was wir nicht haben?« wollte Walt wissen.
»Fast alles. Wir haben nur Thorium, und gerade das kommt in der Mischung nicht vor. Walt, ruf das metallurgische Labor an. Sie sollen uns einen Topf von dem Zeug kochen.«
»Auf kleiner Flamme gar werden lassen und mit Petersilie garnieren? Oder sollen sie es in Würfel schneiden?«
»Spotte nur«, sagte Channing. »Unser Experte hat doch gerade gesagt, daß Dynoden und Kathoden aus verschiedenem Material nicht miteinander funktionieren. Was wir hier brauchen, ist eine Dynode aus Russells Mischung, damit sie unserer Kathode gleicht – und das ist in diesem Fall die Sonne. Verstehst du?«
»Nicht ganz, aber ich werde es schon noch kapieren«, versprach Walt, während er sein Raumanzugfunkgerät an das Stationsinterkom anschloß. »Riley«, sagte er. »Hier sind wir wieder. Können Sie uns eine Portion Russells Mischung anrühren?«
Rileys Lachen war von allen zu hören, da es von Walts Funkgerät weitergegeben
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