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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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hätte nichts erwarten sollen. Ich weiß nicht, was ich mir erhofft habe.“
    „Ich weiß es.“
    „Ich habe solche Anlässe nie gemocht. Ich weiß nicht, warum ich erwartet hatte, es wäre diesmal anders. … Weißt du, ich bin beinahe mit dem Gefühl hingegangen, das Metall hätte alles verändert, sogar die Menschen.“
    „Ja, Hank, ich weiß!“
    „Na ja, es war der falsche Ort, um nach etwas zu suchen. … Erinnerst du dich, dass du einmal gesagt hast, Feiern sollten nur für diejenigen da sein, die etwas zu feiern haben?“
    Die Glut ihrer brennenden Zigarette blieb mitten in der Luft stehen; sie saß regungslos da. Sie hatte mit ihm nie über jene Gesellschaft oder über irgendetwas, das mit seinem Zuhause zu tun hatte, gesprochen. Nach einem kurzen Augenblick antwortete sie: „Ich erinnere mich.“
    „Ich weiß, was du meinst … auch damals wusste ich es.“
    Er sah ihr gerade in die Augen. Sie senkte den Blick.
    Er schwieg. Als er wieder sprach, war seine Stimme fröhlich. „Das Schlimmste an den Menschen sind nicht die Beleidigungen, die sie austeilen, sondern die Komplimente. Ich konnte die Sorte nicht ertragen, die sie heute Abend verteilt haben, vor allem, als sie dauernd sagten, wie sehr mich alle brauchten – sie, die Stadt, das Land und die ganze Welt, nehme ich an. Offensichtlich besteht ihre Vorstellung von höchstem Ruhm darin, mit Menschen zu tun zu haben, von denen sie gebraucht werden. Ich kann Menschen nicht leiden, die mich brauchen.“ Er sah zu ihr hinüber. „Brauchst du mich?“
    Mit ernster Stimme antwortete sie: „Unbedingt.“
    Er lachte. „Nein. So hatte ich es nicht gemeint. Du hast es nicht auf dieselbe Art gesagt wie sie.“
    „Wie habe ich es gesagt?“
    „Wie eine Händlerin, die für das, was sie will, bezahlt. Sie sagen es wie Bettler, die eine Blechschale für das Zeichen eines Anspruches halten.“
    „Und ich … ich bezahle dafür, Hank?“
    „Schau nicht so unschuldig. Du weißt genau, was ich meine.“
    „Ja“, flüsterte sie mit einem Lächeln.
    „Ach, zum Teufel mit ihnen!“, sagte er vergnügt, streckte seine Beine aus, machte es sich auf dem Sofa bequem und kostete den Luxus der Entspannung aus. „Ich tauge nichts als Persönlichkeit des öffentlichen Lebens. Aber das ist jetzt unwichtig. Wir müssen uns nicht darum kümmern, was sie sehen und was nicht. Sie werden uns in Ruhe lassen. Wir haben freie Bahn. Was haben Sie als nächstes vor, Mr. Vizepräsident?“
    „Eine Rearden-Metall-Strecke quer über den Kontinent.“
    „Wie bald willst du sie haben?“
    „Bis morgen früh. Aber in drei Jahren werde ich sie tatsächlich haben.“
    „Denkst du, du kannst es in drei Jahren schaffen?“
    „Wenn die John-Galt… die Rio-Norte-Linie sich weiter so gut macht wie bisher.“
    „Sie wird noch besser werden. Das ist erst der Anfang.“
    „Ich habe einen Etappenplan erstellt. Sowie das Geld hereinkommt, beginne ich damit, in einer Sektion nach der anderen die Hauptlinie herauszureißen und sie durch Schienen aus Rearden-Metall zu ersetzen.“
    „Prima. Sag mir einfach, wann du beginnen willst.“
    „Ich werde die alten Schienen für die Nebenstrecken verwenden, sonst werden sie nicht mehr lange halten. In drei Jahren wirst du auf deinen eigenen Schienen in San Francisco einfahren, wenn dort jemand ein Bankett zu deinen Ehren veranstaltet.“
    „In drei Jahren werde ich in Colorado, in Michigan und in Idaho Werke haben, die Rearden-Metall gießen. Das ist mein Etappenplan.“
    „Deine eigenen Werke? Zweigstellen?“
    „M-hm.“
    „Was ist mit dem Chancengleichheitsgesetz?“
    „Du glaubst doch nicht, dass es in drei Jahren noch existiert, oder? Wir haben ihnen doch deutlich gezeigt, dass all dieser Unfug weggespült werden wird. Das ganze Land steht hinter uns. Wer wird die Dinge jetzt aufhalten wollen? Wer wird auf diesen Unsinn hören? Gerade jetzt ist in Washington eine der besseren Interessenvertretungen an der Arbeit. Sie werden dafür sorgen, dass das Chancengleichheitsgesetz in der nächsten Sitzung über Bord geworfen wird.“
    „Das … das hoffe ich.“
    „Ich hatte in den letzten Wochen furchtbar viel damit zu tun, den Bau der neuen Schmelzöfen in Gang zu bringen, aber jetzt ist alles erledigt, sie haben zu bauen begonnen, und ich kann mich zurücklehnen und entspannen. Ich kann an meinem Schreibtisch sitzen, Geld scheffeln, faulenzen, zusehen, wie die Bestellungen für das Metall hereinströmen, und überall den Wohltäter spielen

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