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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Schultern. „Es wird langsam etwas lächerlich – all die technischen Angelegenheiten, die eine Forschungseinrichtung für die Regierung in den Griff bekommen muss.“
    „Aber Dr. Stadler …“
    „Ich weiß, ich weiß, es ist unumgänglich. Apropos, was ist eigentlich Projekt X?“
    Dr. Ferris warf ihm einen kurzen Blick zu – es war ein merkwürdiger prüfender und wachsamer Blick, der verblüfft, aber nicht erschrocken wirkte. „Wo haben Sie von Projekt X gehört, Dr. Stadler?“
    „Ach, ich habe nur einige Ihrer jüngeren Leute etwas darüber sagen hören. Sie haben dabei so geheimnisvoll getan, als wären sie Hobbydetektive. Sie sagten mir, es sei etwas streng Geheimes.“
    „Das ist richtig, Dr. Stadler. Es handelt sich um ein äußerst geheimes Forschungsprojekt, mit dem die Regierung uns betraut hat. Und es ist von größter Bedeutung, dass die Presse davon keinen Wind bekommt.“
    „Wofür steht das X?“
    „Xylofon. Projekt Xylofon. Das ist natürlich ein Codename. Die Arbeit hat mit Schall zu tun. Aber ich bin sicher, das interessiert Sie nicht. Es ist ein rein technisches Vorhaben.“
    „Ja, bitte, ersparen Sie mir die Details. Ich habe keine Zeit für Ihre technischen Vorhaben.“
    „Darf ich nur darauf hinweisen, dass es ratsam wäre, mit niemandem über ‚Projekt X‘ zu sprechen, Dr. Stadler?“
    „Oh, natürlich, natürlich. Ich muss sagen, ich schätze Gespräche dieser Art ohnehin nicht.“
    „Selbstverständlich nicht! Und ich würde es mir nicht vergeben, wenn ich Ihre Zeit noch länger mit solchen Angelegenheiten verschwendete. Sie können diese Sache unbesorgt mir überlassen.“ Er machte Anstalten, sich zu erheben. „Wenn das also der Grund war, warum Sie mit mir sprechen wollten, seien Sie bitte versichert, dass ich …“
    „Nein“, sagte Dr. Stadler zögerlich, „das war nicht der Grund, warum ich Sie sprechen wollte.“
    Dr. Ferris stellte weder Fragen, noch kam er ihm entgegen; er blieb ruhig sitzen und wartete ab.
    Dr. Stadler griff nach dem Buch und schob es mit einer verächtlichen Handbewegung von der Ecke des Tisches vor sich hin. „Würden Sie mir bitte sagen, was es mit dieser Zumutung auf sich hat?“
    Dr. Ferris sah nicht das Buch an, sondern fixierte Dr. Stadler einen Augenblick lang mit einem undurchsichtigen Blick; dann lehnte er sich zurück und sagte mit einem seltsamen Lächeln: „Ich fühle mich geehrt, dass Sie gerade für mich eine Ausnahme machen und ein populärwissenschaftliches Buch lesen. Von diesem bescheidenen Werk wurden in zwei Wochen zwanzigtausend Stück verkauft.“
    „Ich habe es gelesen.“
    „Und?“
    „Ich erwarte eine Erklärung.“
    „Fanden sie den Text verwirrend?“
    Dr. Stadler sah ihn verblüfft an. „Ist Ihnen klar, welches Thema Sie behandelt haben und auf welche Weise? Allein der Stil, dieser vulgäre Stil – bei einem solchen Thema!“
    „Sie glauben also, dass der Inhalt des Buches eine würdigere Form der Darstellung verdient hätte?“ Seine Stimme klang so unschuldig sanft, dass Dr. Stadler nicht sicher war, ob er ihn nicht verspottete.
    „Ist Ihnen klar, was Sie in diesem Buch predigen?“
    „Da Sie es offensichtlich nicht gutheißen, Dr. Stadler, wäre es mir lieber, wenn Sie glaubten, ich hätte es völlig unbedarft geschrieben.“
    Das war es, dachte Dr. Stadler, das war das Unbegreifliche in Ferris’ Auftreten: Er hatte angenommen, dass das kleinste Zeichen seiner Missbilligung reichen würde, aber Ferris schien davon völlig unberührt.
    „Wenn ein betrunkener Taugenichts die Kraft finden würde, sich schriftlich zu äußern“, sagte Dr. Stadler, „wenn er seinem Wesen eine Stimme verleihen könnte – der ewige Wilde, der voller Hass den Verstand verhöhnt –, wäre dies die Art Buch, die ich von ihm erwarten würde. Aber aus der Feder eines Wissenschaftlers, im Namen dieses Instituts!“
    „Aber Dr. Stadler, dieses Buch richtet sich nicht an Wissenschaftler. Es richtet sich an den betrunkenen Taugenichts.“
    „Was soll das heißen?“
    „Es richtet sich an die breite Öffentlichkeit.“
    „Aber gütiger Himmel! Der größte Dummkopf würde erkennen, dass jede einzelne Ihrer Behauptungen eklatante Widersprüche enthält.“
    „Lassen Sie es mich so sagen, Dr. Stadler: Derjenige, der das nicht erkennt, verdient es, alle meine Behauptungen zu glauben.“
    „Aber Sie opfern diesem unsäglichen Zeug das Ansehen der Wissenschaft. Bei einem fragwürdigen, mittelmäßigen Wissenschaftler wie Simon

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