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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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Associated Steel bankrottginge?“
    „Was wird aus meinen Tausenden von Arbeitern, Lieferanten und Kunden, wenn ich bankrottgehe?“
    „ Sie , Mr. Rearden?“, fragte Holloway ungläubig. „Aber Sie sind im Augenblick der reichste, ungefährdetste und stärkste Industrielle im Land!“
    „Und im nächsten Augenblick?“
    „Hä?“
    „Was glauben Sie, wie lange ich mit Verlust produzieren kann?“
    „Ach, Mr. Rearden, ich habe vollstes Vertrauen in Sie!“
    „Zur Hölle mit Ihrem Vertrauen! Wie erwarten Sie, dass ich das schaffe?“
    „Sie schaffen das!“
    „Wie?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Wir dürfen nicht über die Zukunft theoretisieren“, rief Wesley Mouch, „wenn es gilt, einen unmittelbar drohenden nationalen Kollaps zu vermeiden! Wir müssen die Wirtschaft des Landes retten! Wir müssen etwas tun!“ Reardens gleichmütiger, neugieriger Blick trieb Mouch zur Unachtsamkeit. „Wenn es Ihnen nicht gefällt, haben Sie eine bessere Lösung zu bieten?“
    „Sicher“, entgegnete Rearden leichthin. „Wenn es Produktion ist, was Sie wollen, dann gehen Sie aus dem Weg, annullieren Sie Ihre ganzen verdammten Verordnungen, lassen Sie Orren Boyle pleitegehen, lassen Sie mich die Einrichtungen von Associated Steel kaufen – und dann produziert das Unternehmen mit jedem seiner sechzig Hochöfen tausend Tonnen pro Tag.“
    „Oh, aber … aber das könnten wir nicht!“, stieß Mouch hervor. „Das wäre ja ein Monopol!“
    Rearden lachte in sich hinein. „Gut“, sagte er gleichmütig, „dann lassen Sie den Leiter meines Stahlwerks die Anlagen kaufen. Er wird bessere Arbeit leisten als Boyle.“
    „Oh, aber das würde bedeuten, dem Starken gegenüber dem Schwachen einen Vorteil zu verschaffen! Das könnten wir nicht tun!“
    „Dann behaupten Sie auch nicht, Sie wollten die Wirtschaft des Landes retten.“
    „Wir wollen doch nur …“ Er brach ab.
    „Sie wollen doch nur Produktion ohne Menschen, die in der Lage sind zu produzieren, nicht wahr?“
    „Das … das ist Theorie. Das ist bloß ein theoretisches Extrem. Wir wollen nur einen vorübergehenden Ausgleich.“
    „Seit Jahren nehmen Sie solche vorübergehenden Ausgleiche vor. Sehen Sie denn nicht, dass Ihnen die Zeit davonläuft?“
    „Das ist bloß Theo…“ Er verstummte.
    „Tja, also, schauen Sie“, sagte Holloway vorsichtig, „es ist ja nicht so, als wäre Mr. Boyle tatsächlich … schwach. Mr. Boyle ist ein außerordentlich fähiger Mann. Es ist nur so, dass er einige unglückliche Rückschläge erlitten hat, die völlig außerhalb seiner Kontrolle lagen. Er hatte große Summen in ein sozial gesinntes Projekt zur Unterstützung der unterentwickelten Völker Südamerikas gesteckt, und dieser Zusammenbruch des Kupferbergbaus da unten hat ihn finanziell hart getroffen. Insofern geht es nur darum, ihm Gelegenheit zu geben, sich zu erholen, ihm die Hand zu reichen, damit er die Durststrecke überbrücken kann, ein wenig vorübergehende Unterstützung, das ist alles. Wir müssen lediglich das Opfer gerecht verteilen – dann werden sich alle erholen und gedeihen.“
    Rearden entgegnete bedächtig: „Sie verteilen schon seit über hundert …“, er unterbrach sich, „seit Tausenden von Jahren Opfer. Sehen Sie denn nicht, dass Sie das Ende der Fahnenstange erreicht haben?“
    „Das ist reine Theorie!“, fuhr Wesley Mouch ihn an.
    Rearden lächelte. „Ihre Praxis kenne ich“, sagte er sanft. „Ihre Theorie würde ich gerne verstehen.“
    Er wusste, dass der Grund für diesen speziellen Plan Orren Boyle hieß. Er wusste, dass hier ein komplexer Mechanismus am Werk war, der von Beziehungen, Drohungen, Druck und Erpressung in Gang gehalten wurde – er ähnelte einer irrationalen Rechenmaschine, die Amok lief und je nach der Laune des Augenblicks eine zufällig Summe auswarf, und nun hatte er zufällig eine Summe ausgeworfen, mit der Boyle diese Leute unter Druck setzen konnte, damit sie für ihn dieses letzte Stück Beute erpressten. Er wusste auch, dass Boyle weder die Ursache des Ganzen noch das wichtigste Element war, das in Betracht gezogen werden musste. Boyle war nur ein zufälliger Mitfahrer, nicht aber der Erbauer der Höllenmaschine, welche die Welt zerstört hatte – nicht Boyle hatte das ermöglicht, ebenso wenig wie die Männer in diesem Raum. Auch sie waren nur Mitfahrer in einer Maschine ohne Fahrer, sie waren zitternde Anhalter, die wussten, dass ihr Fahrzeug kurz davor stand, endgültig in den Abgrund zu rasen –

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