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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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soll, einen Plan, der mit idiotischer Plumpheit, ohne Schlupflöcher, Umschweife oder Ausweg verlangt, dass ich mit Verlust arbeite, dass ich weiterarbeite, obwohl mich jede Tonne Metall, die ich gieße, mehr kostet, als ich dafür bekomme – dass ich die letzten Reste meines Reichtums verfüttere, bis wir alle gemeinsam hungern. So unvernünftig kann kein Mensch sein, nicht einmal ein Plünderer. Um Ihrer selbst willen – das Land und mich wollen wir einmal außer Acht lassen – müssen Sie auf irgendetwas zählen. Worauf?“
    Wieder hatten sie diesen Blick, der besagte: Ich komme damit durch – diesen eigentümlichen Blick, der heimlichtuerisch, aber zugleich voller Groll war, als wäre unfassbarerweise er derjenige, der ein Geheimnis vor ihnen verbarg.
    „Ich verstehe nicht, warum Sie die Lage unbedingt so defätistisch sehen wollen“, sagte Mouch verstockt.
    „Defätistisch? Erwarten Sie wirklich, dass es mir möglich sein wird, trotz Ihres Plans im Geschäft zu bleiben?“
    „Aber es ist doch nur vorübergehend!“
    „So etwas wie einen vorübergehenden Selbstmord gibt es nicht.“
    „Aber es ist doch nur für die Dauer des Notstands! Nur bis das Land sich wieder erholt hat!“
    „Und wie soll es sich Ihrer Meinung nach erholen?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Wie soll ich Ihrer Meinung nach produzieren, wenn ich bankrott bin?“
    „Sie werden nicht bankrottgehen. Sie werden immer produzieren“, sagte Dr. Ferris gleichgültig, weder anerkennend noch vorwurfsvoll, sondern in einem Ton, der andeutete, dass er lediglich eine naturgegebene Tatsache feststellte, wie er einem anderen Mann gesagt hätte: Sie werden immer ein Landstreicher bleiben. „Sie können gar nicht anders. Es liegt Ihnen im Blut. Oder um es wissenschaftlicher auszudrücken: Sie sind so konditioniert.“
    Rearden richtete sich auf: Es war, als hätte er verzweifelt nach der Geheimnummer für ein Zahlenschloss gesucht und bei diesen Worten ein leises Klicken im Inneren gehört, als die erste Scheibe einrastete.
    „Es geht nur darum, diese Krise zu überstehen“, sagte Mouch, „den Leuten eine Atempause zu gönnen, die Chance, wieder aufzuholen.“
    „Und dann?“
    „Dann wird alles besser.“
    „Wie?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Wodurch wird alles besser werden?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Wer wird alles besser machen?“
    „Du lieber Gott, Mr. Rearden, die Leute stehen doch nicht einfach still!“, rief Holloway. „Sie tun etwas, sie entwickeln sich, sie bewegen sich weiter!“
    „Welche Leute?“
    Holloway wedelte unbestimmt mit der Hand. „Die Leute.“
    „Welche Leute? Die Leute, an die Sie die letzten Reste von Rearden Steel verfüttern wollen, ohne im Gegenzug etwas dafür zu erhalten? Die Leute, die weiterhin mehr verbrauchen werden, als sie produzieren?“
    „Die Umstände werden sich ändern.“
    „Wer wird sie ändern?“
    Er erhielt keine Antwort.
    „Haben Sie noch etwas zu plündern? Falls Sie die wahre Natur Ihrer Politik bisher nicht erkannt haben – jetzt müssen Sie sie erkennen. Sehen Sie sich doch um. Alle diese verfluchten Volksstaaten überall auf der Welt leben doch nur von den Almosen, die Sie diesem Land für sie abpressen. Aber Sie – Sie haben keinen Ort mehr, an dem Sie noch schnorren oder schmarotzen können. Kein Land auf der ganzen Erde. Dies war das großartigste und letzte. Sie haben es ausgeschlachtet. Sie haben es ausgesaugt. All das Großartige ist unwiederbringlich verloren, ich bin nur noch ein Überrest davon, der Letzte. Was werden Sie tun, Sie und Ihre Volksstaatenwelt, wenn Sie mit mir fertig sind? Worauf hoffen Sie? Was sehen Sie vor sich – außer offenem, nacktem, grausamem Hunger?“
    Sie antworteten nicht. Sie sahen ihn nicht an. In ihren Mienen lag sturer Groll, als wären seine Worte die Bitte eines Lügners gewesen.
    Dann sagte Lawson sanft, halb vorwurfsvoll, halb verächtlich: „Nun ja, schließlich sagt ihr Geschäftsleute ja schon seit Jahren Katastrophen voraus, bei jeder fortschrittlichen Maßnahme seht ihr gleich eine Katastrophe kommen, jedes Mal habt ihr uns gesagt, wir würden untergehen – aber wir sind nicht untergegangen.“ Er lächelte, wich aber zurück, als er Reardens durchdringenden Blick sah.
    Rearden hörte ein weiteres, lauteres Klicken in seinem Kopf: Die zweite Scheibe des Zahlenschlosses rastete ein. Er beugte sich vor. „Worauf zählen Sie?“, fragte er in verändertem Ton; seine leise Stimme hatte den festen, eindringlichen,

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