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Der Streik

Der Streik

Titel: Der Streik Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ayn Rand
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– und Rearden wusste, dass er ihm jetzt am besten half, indem er ihm zuhörte.
    „Sie … sie haben den Stahlvereinigungsplan fertig … und sie brauchen einen Vorwand dafür … weil sie wissen, dass das Land das nicht hinnehmen wird … und dass Sie das nicht hinnehmen werden … Die haben Angst, dass es diesmal zu viel für alle ist … mit diesem Plan wollen sie Ihnen nur die Haut bei lebendigem Leibe abzuziehen, das ist alles … Deshalb wollen sie, dass es so aussieht, als würden Sie Ihre Arbeiter hungern lassen … und als liefen die Arbeiter Amok und als könnten Sie sie nicht mehr kontrollieren … und als müsste die Regierung einschreiten, zu Ihrem Schutz und wegen der öffentlichen Sicherheit … So wollen sie es aussehen lassen, Mr. Rearden …“
    Nun fiel Rearden die aufgerissene Haut an den Händen des jungen Mannes auf, das trocknende, mit Staub vermischte Blut auf den Handflächen und der Kleidung, die grauen Staubflecken an Knien und Bauch, die Kratzer von Kletten. Im hin und wieder aufscheinenden Mondlicht konnte er die Spur aus niedergedrückten Pflanzen und glänzenden Blutflecken sehen, die sich weiter unten in der Dunkelheit verlor. Er mochte sich gar nicht vorstellen, von wie weit unten der junge Mann heraufgekrochen war und wie lange er dafür gebraucht hatte.
    „Die wollten Sie heute Abend nicht hier haben, Mr. Rearden … Sie wollten nicht, dass Sie ihren ‚Volksaufstand‘ sehen … Hinterher … Sie wissen ja, wie sie Beweise fälschen … nirgends wird man zuverlässige Informationen bekommen können … und sie hoffen, dass sie das Land damit zum Narren halten können … und Sie … Die tun so, als würden sie Sie vor Gewalt schützen … Lassen Sie sie nicht damit durchkommen, Mr. Rearden! … Erzählen Sie es den Leuten … erzählen Sie es den Zeitungen … Erzählen Sie, dass ich es Ihnen erzählt habe … unter Eid … ich schwöre es … Damit wird es rechtsgültig, oder? … Nicht wahr? … Das gibt Ihnen doch eine Chance?“
    Rearden drückte seine Hand. „Danke, mein Junge.“
    „Es … es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin, Mr. Rearden, aber … aber sie haben mich erst in letzter Sekunde eingeweiht … erst kurz bevor es losging … Sie haben mich zu einer … einer Strategiebesprechung gerufen … da war ein Mann namens Peters … von der Vereinigungsbehörde … er ist eine Marionette von Tinky Holloway … der eine Marionette von Orren Boyle ist … Was sie von mir wollten, war … sie wollten, dass ich eine Menge Passierscheine unterschreibe … damit ein paar von den Schlägern reinkonnten … damit sie die Unruhen drinnen und draußen zugleich anstiften konnten … damit es so aussieht, als wären es wirklich Ihre Arbeiter … Ich habe mich geweigert, die Passierscheine zu unterschreiben.“
    „Wirklich? Nachdem sie Sie in die Sache eingeweiht hatten?“
    „Aber … aber natürlich, Mr. Rearden … Meinen Sie etwa, ich würde bei so etwas mitspielen?“
    „Nein, mein Junge, nein, wohl kaum. Nur …“
    „Was?“
    „Nur haben Sie damit Ihren Hals riskiert.“
    „Aber ich musste! … Ich konnte denen doch nicht helfen, das Stahlwerk zu zerstören, oder? … Wie lange hätte ich denn noch warten sollen, bis ich meinen Hals riskiere? Bis die Ihnen das Genick brechen? … Und was hätte ich dann von meinem Hals gehabt? … Sie … Sie verstehen das doch, Mr. Rearden, oder?“
    „Ja, ich verstehe es.“
    „Ich habe mich geweigert … ich bin aus dem Büro gerannt … ich habe den Werkleiter gesucht … um ihm alles zu erzählen … aber ich konnte ihn nicht finden … und dann hörte ich die Schüsse am Haupttor und wusste, es geht los … Ich wollte bei Ihnen zu Hause anrufen … die Telefonkabel waren durchtrennt … Ich bin zu meinem Auto gerannt, ich wollte Sie oder die Polizei oder die Presse oder irgendjemanden warnen … aber sie müssen mir gefolgt sein … da haben sie auf mich geschossen … auf dem Parkplatz … von hinten … ich weiß nur noch, dass ich gestürzt bin und … und dann, als ich die Augen öffnete, hatten Sie mich da runtergeworfen … auf den Schlackehaufen …“
    „Auf den Schlackehaufen?“, wiederholte Rearden langsam, denn er wusste, dass dieser Schlackehaufen dreißig Meter unterhalb von ihnen lag.
    Der junge Mann nickte und deutete vage in die Dunkelheit. „Ja … da unten … Und dann bin ich … bin ich losgekrochen … nach oben gekrochen … Ich wollte … ich wollte so lange durchhalten, bis ich es jemandem

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